Kapitel 3: du und ich

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<<Die Worte sind genug gewechselt, lass mich auch endlich Taten sehen!>> (Faust 1, Vers 215)
(Achtet darauf, wie gut dieses Zitat passt hahaha)

Ich hatte Alice Weidel geküsst und war nun mit ihr auf dem Weg zu meinem Auto, mit dem wir in meiner Wohnung fahren würden. Hätte mir jemand vor der Anne Will-Sendung gesagt, dass dies passieren würde, hätte ich die Person wahrscheinlich ausgelacht und sie als vollkommen durchgeknallt bezeichnet. Nie im Leben hätte ich damit gerechnet, Alice näher als eine höfliche, distanzierte Begrüßung zu kommen, und doch war es nun passiert.

Als ich den Motor startete, meldete sich automatisch das Autoradio wieder, welches ich am Weg zum Set gehört hatte. „In another life, I would be your girl", sang eine Frauenstimme höchst dramatisch. ‚Irgendwie passt der Text', dachte ich insgeheim. Alice und ich tauschten einen unsicheren, ja, geradezu schüchternen, Blick aus. Wollten wir beide das wirklich? „Frau Weidel, ich..." „Für dich Alice, oder Lille, ganz wie du möchtest", unterbrach sie mich. „Äh, Alice, möchtest du das wirklich? Du kannst jederzeit aussteigen" „Ich habe noch nie etwas so sehr gewollt", erwiderte sie und blickte mir dabei intensiv in die Augen. Der Song im Radio war nun zu Ende und der, der danach gespielt wurde, würde mir für immer in Erinnerung bleiben, „Crying at the Discotheque" von Alcazar. „Downtown's been caught by the hysteria, people scream and shout...", sang Alice leise mit. „Ich liebe dieses Lied!", erklärte sie mir strahlend. Beim letzten Refrain war ich so textsicher, dass ich auch mitsingen konnte, was Alice glaube ich sehr gefiel.

Auf den Straßen war zu dieser späten Stunde am Sonntag kaum etwas los, lediglich die Lichter der Straßenlaternen zogen an uns vorbei. Alice und ich tauschten ab und zu Blicke aus, die mehr bedeuteten und mehr in mir auslösten als alle Blicke, die mir je jemand geschenkt hatte.

„Wir sind da" meinte ich nach wenigen Minuten und griff nach der Fernsteuerung, um die Garage zu öffnen. Alice legte ihre Hand kurz auf meinen Oberschenkel „Endlich!" „Ein bisschen Geduld, Lille", meinte ich augenzwinkernd und schob ihre Hand weg. Ich wollte auf gar keinen Fall eine Show in der Garage abliefern, wer könnte wissen, ob nicht doch ein neugieriger Nachbar oder Passant in der Nähe war. Ich wusste, dass diese Gedanken paranoid waren, doch trotzdem: sicher war sicher. Im Stiegenhaus berührten sich unsere Fingerspitzen, doch ich wagte es nicht, ihre Hand ganz zu umfassen. Im dritten Stock angekommen schloss ich endlich die Eingangstür auf.

„Schöne Wohnung hast du!", meinte Alice mit anerkennendem Blick, den sie durchs Vorzimmer schweifen ließ. „Ach ja?", erwiderte ich, „Ich weiß, was noch schöner ist..." Mit diesen Worten zog ich sie zum zweiten Mal an diesem Abend an mich und küsste sie behutsam. Ich wusste nicht, woher ich diese plötzliche Selbstsicherheit nahm, doch das war im Moment nebensächlich. „Frau Wagenknecht, so kenne ich Sie ja gar nicht, Sie kleine Romantikerin!" Lilles Stimme klang nun so wie immer, provokant und etwas spöttisch. Sie gab mit jedoch keine Gelegenheit zu antworten, denn sie umfasste mein Gesicht mit beiden Händen und küsste mich wieder, diesmal stürmischer und wilder. Unsere Oberkörper trafen aufeinander und ich erlaubte mir, sie während des Kusses sanft in Richtung Schlafzimmer zu leiten.

Mit leicht zittrigen Händen knöpfte ich Lilles Bluse auf und riss sie ihr vom Leib, sodass ihr reizvoller Oberkörper zum Vorschein kam. Wenige Sekunden später waren wir beide einander völlig ausgeliefert. Alice strich mit ihren langen, schlanken Fingern über die Seite meiner Brust. „Du bist wunderschön, Sahra", flüsterte sie kaum hörbar und packte mich anschließend, nur um uns beide gleichzeitig aufs Bett zu schmeißen.

Eine Welle der Lust überkam mich und steuerte mich, hatte mich in der Hand. Mein Zeitgefühl war stehengeblieben. Nur wir beide, gefangen in diesem Moment, waren das, von dem ich mit Sicherheit sagen konnte, dass es echt war, dass ich es mir nicht einbildete. Das Feuer der Leidenschaft loderte in unseren Augen, tobte in unseren Herzen und brannte auf unseren Körpern. Unsere Küsse waren hemmungsloser geworden, wilder und ungezügelt. Ihre Hand bewegte sich langsam, aber sicher immer weiter nach unten und fuhr über die Innenseite meines Oberschenkels, während ihr Mund betörend meinen Hals küsste. Ein leises Stöhnen entfloh meinem Mund. „Ich hab noch gar nicht angefangen..."

„Dann fang an!", flüsterte ich. „Dein Wunsch ist mir Befehl!", antwortete Lille verführerisch. Mit diesen Worten rammte sie ohne weitere Vorwarnung zwei Finger in mich. Da ich darauf ein bisschen unvorbereitet gewesen war, verkrampfte sich mein Körper kurz, nur um dann voll und ganz Lilles Bewegungen nachzugeben und einen gemeinsamen Rhythmus zu finden. Sie bedeckte meinen Oberkörper mit heißen Küssen, die mit der kühleren Temperatur im Zimmer kontrastierten.

Schon bald wurde mein Atem flacher, ich krallte meine Hand in Lilles Hüfte und spürte die sich nähernde abschließende Welle der Lust. „Fuck, Alice", keuchte ich und ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus, während mich der Höhepunkt überrollte, meinen Körper zum Beben brachte und ein unglaubliches Glücksgefühl in mir auslöste.


„Was machst du da?", fragte Lille halb ernst, halb ängstlich könnte man meinen. „Du glaubst doch nicht etwa, dass du hier zu kurz kommst?", lächelte ich und fuhr damit fort, sie immer weiter Richtung Süden zu küssen. Es war ein wunderbares Gefühl, ihren malerischen Körper vor sich zu haben und sie, wenn auch nur für einige Minuten, ganz für sich beanspruchen zu können. Als ich ihre Mitte erreicht hatte, stieß Alice einen behaglichen Seufzer aus, der mich nur weiter anspornte. Wenig später spürte ich einen festen Griff in meinen Haaren, es war Alice – logischerweise, wenn es jemand anderer gewesen wäre, hätte ich einen Herzinfarkt bekommen – die mich leitete.

Nach einer Weile spürte ich, wie sich ihr Körper anspannte, nur ums sich in einem Rausch der Ektase zu entspannen. Mit glasigen Augen lag sie da, ein glückseliges Lächeln auf den Lippen, und wirkte so, als wäre sie in einer anderen Welt. „Sahra, das war so schön!", wisperte sie und kuschelte sich an mich.

nur wir zwei // weidelknechtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt