*6*

627 17 0
                                    

Ich kann euch sagen, der Abend war ein Volltreffer! Meine „Standpauke" hat definitiv was bei Manuel ausgerichtet. Zwar ist er jetzt noch angepisster auf mich, als eh schon, aber das ist mir komplett egal. Braucht sich ja nicht so aufzuführen. Drama Queen...

Die Jungs haben gestern seine Party gestürmt und die restlichen Gäste vertrieben. Manuel wäre beinah explodiert und hat herumgeschrien und als er mich und Jan mit dem Popcorn in der Tür stehen sah, bin ich mir sicher, hätte es auch nicht mehr lange gedauert, bis es die ersten Verletzten oder gar Tote gegeben hätte. Und somit war seine ach so grandiose Party um kurz vor 2 Uhr beendet. Da das Bier natürlich nicht umsonst gekauft wurde, haben sich die bulligen Typen noch einen Kasten als „Weghalbe" mitgenommen. Ich weiß gar nicht, welcher Manuel mir besser gefallen hat. Der Wütende oder der Fassungslose. Denn zum Ende hin hatte er sich wirklich beruhigt und ich konnte sein geschocktes Gesicht betrachten. Wir standen und stumm gegenüber, Jan war bei der Hälfte dann nach Hause gefahren, die Müdigkeit überrannte ihn, meinte er. Jedenfalls standen wir bestimmt 10 Minuten nur so da und starrten uns an, bis er schließlich das Wort ergriff. „Wie konntest du es nur wagen" und „Denk bloß nicht, ich werde damit jetzt aufhören, du sollst keine Genugtuung bekommen bla bla bla". Idiot!
Damit war die Sache gegessen und mit einem zufriedenen Lächeln konnte ich in meinem neuen Bett, ohne Lärm oder ähnlichem, einschlafen.

Die nächsten Wochen vergingen ohne große Vorkommnisse. Manuel sah ich nur selten und dann meistens nur im Haus, ohne eines Blickes zu würdigen natürlich. Meinen Posten als Manager verteidigte ich gut, es machte auch echt Spaß mit den Menschen dort zusammen zu arbeiten. Mit Jan ging ich auch gerne mal Mittags oder Abends nach sämtlichen Konferenzen essen, in seiner Gegenwart wird der Stress, der durch den Job, mein Studium und meine Handballkarriere entsteht, gedämpft. Hatte ich das eigentlich erwähnt? Ich spiele seitdem ich neun Jahre alt bin Handball und bin mittlerweile beim PSV Münchner Handball der Damen, war sogar bis vor kurzem Trainerin einer darunter liegenden Mannschaft, aber das kann ich mir zeitlich nicht mehr leisten. Zeitdruck ist bei mir kein Fremdwort, wie man merkt.

So langsam wird es aber immer deutlicher, dass es zwischen Manuel und mir so nicht weiter gehen kann. Wenn wir schon miteinander arbeiten (und direkt nebeneinander wohnen), müssen wir uns zumindest auf neutraler Ebene wiederfinden. Und somit stehe ich zwei Wochen nach dem Party-Ereignisses mit einer Weinflasche und Milka Schokolade (mehr ist er mir dann doch nicht Wert) vor seiner Tür. Mit einem verschlafenden Blick öffnete der Keeper und blickte verwirrt auf mich herunter. Seine Augen waren recht trüb und auch sonst sieht der Herr recht blass aus, die Haare noch ziemlich verstrubbelt und die Jogginghose plus das weiße Adidas T-shirt hingen schlaff an ihm herunter. Jap, definitiv hat der geschlafen! Mittlerweile blickte er mich abwartend an und ich räusperte mich: „Hey." aber trotzdem wollten nicht mehr Wörter meinen Mund verlassen. Die Situation war ziemlich absurd, aber es wird halt einfach Zeit dass sich was verändert. Von ihm kam ein langgezogenes Hey zurück, während ich mir eine Strähne aus dem Gesicht wischte.
„Ok, ich komm mal auf den Punkt. Wir zwei arbeiten zusammen und dementsprechend sollte auch unser Verhältnis sein. Ich sage nicht, dass wir Freunde oder sowas werden müssen, aber zumindest ohne irgendwelche Feindseligkeit oder Beleidigung. Dass Partys für dich eigentlich Tabu sind, dem werde ich weiter nach gehen. Das ist mein Job, genauso wie es deiner ist, das Tor sauber zu halten und dich deswegen nicht ständig ablenken lässt. Zur Versöhnung?" ich zeigte die Flasche und die Schokolade in die Höhe, „Ich habe wirklich kein Boch auf Diskussionen, geschweige den Auseinandersetzungen. Ich glaube ich hab letztens deutlich gemacht, wie weit ich gehe. Also, Deal?" ratterte ich hinunter und schaute  ihn fragend an, konnte aber in seiner Mimik absolut gar nichts lesen.
„Ok" Ok? Das war seine Antwort? Ich dachte wirklich, dass er mir jetzt wieder widersprechen würde, aber er sagte einfach Ok. Gut, mir soll es Recht sein.

Manuel öffnete die Tür weiter und lies mich in seine Wohnung. Im Flur zog ich meine Adiletten aus und bestaunte erstmal das Wohnzimmer, in welches man, genauso wie bei mir, zuerst gelangt. Generell geh ich davon aus, dass seine Wohnung gleich wie meine gebaut ist. Die Möbel und die Wände sind nur in Grau und weiß Tönen gehalten und erst beim zweiten genaueren Blick erkannte ich, dass sein Heim doch ein ganzes Stück größer ist als meins. Aber was hab ich denn erwartet? Im Gegensatz zu den anderen Stockwerken des Hauses, die je drei Wohnungen besitzen, hat die oberste, also unseres, nur zwei. Und Manus „Domizil" besteht aus zwei!
Ziemlich schnell rutschte mir dann ein „Wow" raus und peinlich berührt wandte ich mich der Küche zu, ich wollte ihm schließlich keine Genugtuung geben. So weit waren wir doch noch nicht.
Während ich alles bewunderte, kam er aus dem vermeintlichen Schlafzimmer und sah schon definitiv frischer aus als zuvor.
„Sag mal, hab ich dich eigentlich geweckt?" fragte ich ihn mit echter Neugier. „Ja." antwortete er. „Wieder zu viel gefeiert, hm?" „Ne."
Himmel Herr Gott, was ist er denn so kurz angebunden, ich bin ja echt nicht auf Krawall aus, aber wenn das so weiter geht, seh ich schwarz für unsere Zukunft.

———————-
Q: Könnt ihr euch einigermaßen Vorstellen, wie die Wohnungen aussehen? Bzw. Habt ihr eigene Vorstellungen?

Die letzten und kommenden Kapitel überzeugen mich irgendwie nicht so, allerdings fehlt mir auch jegliche Idee sie umzuarbeiten. Es wird wieder besser!

Schöne Woche noch 🥰
T

This Was Never The Way We PlannedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt