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Übers Wochenende beschloss ich meine Mom zu besuchen. Ich hatte mir einen Leihwagen gemietet, den ich mir ohne den Managerjob niemals hätte leisten können.

Die Fahrt nach Heilbronn war anstrengender als gedacht, schließlich hatte ich mir den besten Verkehr dafür ausgesucht. Im Nachhinein ist man bekanntlich immer schlauer. Und da ich fast eine ganze Stunde später eintraf, hatte ich sie verpasst. Normalerweise wäre sie bei meinem Empfang zu Hause gewesen, hätte mich begrüßt und wäre erst anschließend zu ihrem Nageltermin gefahren. Aber da ich ja so spät gekommen bin, war sie wohl schon los. Mit dem versteckten Schlüssel machte ich es mir erst in meinem alten Kinderzimmer gemütlich und suchte dann Sachen für das Kochen raus. Früher haben wir oft zusammen gekocht, allerdings weiß ich, dass es ihr nie wirklich viel Spaß gemacht hat zu Kochen. Deswegen möchte ich es ihr jetzt einfach abnehmen und sie überraschen. Ihr Lieblingsgericht ist Parmigiana, deswegen begann ich die Zucchini und die Auberginen zu schnippeln und die Soße anzusetzen.

„Schön dich endlich wieder zu sehen! Bist du immer noch so gestresst? Ich hoffe doch Manuel kümmert sich noch gut um dich, ja?" Dass meine Mutter einen Narren in ihn gefressen hat, ist ja nichts neues. Schmunzelnd lag ich das Messer beiseite und nahm mir mein Glas. „Mom. Du redest so als wäre er mein Freund. Es ist weder seine Aufgabe sich um mich zu kümmern, noch wird es bei mir weniger stressig, aber das war allein meine Entscheidung und ich bereue sie nicht. Ich krieg das ziemlich gut auf die Reihe, Manu ist ja auch eine große Unterstützung, aber dennoch kann ich das allein." „Ach Mäuschen, das weiß ich doch. Ich möchte das ja auch gar nicht bestreiten, aber ich seh doch wie Manuel dich ansieht. Und dass du ihn ebenfalls mit diesem Glänzen in den Augen anblickst. Ihr könntet euch das Leben doch erleichtern, wenn ihr... Na du weißt schon. Die größte Freude würdest du doch deinem Bruder machen, Benni hat schon auf sein Kommen gehofft." Natürlich, Benni der Narr. Sein nächstes Geburtstagsgeschenk ist schon gewiss. „Mal sehen was die Zeit bringt. Ich... Ich mag ihn ja schon gerne. Aber jetzt reicht es mal, Mutter-Tochter-Zeit okay? Wie wärs mit einem netten Film und nebenbei machen wir uns Gesichtsmasken." Ich räumte die Teller ,das Besteck und die Gläser in die Spülmaschine, während meine Mom die Flaschen in den Keller zurückbrachte. Mein Handy lag samt Ladekabel in meinem Zimmer. Hatte Manu mir schon eine Nachricht geschrieben?

3:17 Uhr. Ich lag immer noch wach in dem Kinderbett und starrte aus meinem Fenster in die Nacht, die von den Sternen erhellt ist. Viel sah man allerdings nicht, denn der massive Eichenbaum direkt vor der Front versperrte mir größtenteils die Sicht. Der Abend mit meiner Mom war wirklich schön. Sie hatte sich My Girl - Meine erste Liebe ausgesucht, so endeten wir beide mit Tränen auf der Couch. Der Film bekommt mich jedes Mal. Es war ein Fehler die Masken am Ende des Filmes zu machen, denn durch die Tränen verschmierte die Hälfte. Außerdem plünderten wir ihren Naschschrank mit den italienischen Keksen, die sie eigentlich nur an besonderen Anlässen verteilt. Sie sind aber auch zu gut.

Und Manuel... Er ist auch zu gut für mich. Meine Gedanken schweiften an die letzten Tage zurück und besonders unser letztes Gespräch brachte mich zum Lächeln. Sein ganzes Erscheinen, seine Art, sein Lachen und seine Bemühungen, ich bin gerade mal einen Tag nicht in seiner Nähe und vermisste ihn, sehr sogar. Vorsichtig zog ich die Decke beiseite, schnappte mir mein Handy von der Kommode und entsperrte es. Nachdem ich kurz wegen meines unmöglichen Hintergrunds, dass mir Maike verpasst hat, schmunzeln musste, öffnete ich WhatsApp und tippte auf Manus Chat. „Hey Großer, ich hoffe dein Tag war nicht all zu anstrengend wie meiner, die Fahrt hier her war Katastrophe. Da sitz ich doch lieber auf deinem Beifahrersitz. Wir sehen uns :D" und gesendet. Das Handy lag ich neben mir auf dem Bett ab und ich starrte die gegenüberliegende Wand an. Alte Poster von meiner Shawn-Mendes-Fangirl-Zeit hingen an dem alten, hölzernen Kleiderschrank und-
Plötzlich wurde das Zimmer von meinem Smartphone erhellt und ich drehte mich hektisch auf die Seite. „Kleines, warum bist du wach?^^" Selbst diese kleine Geste der Neugierde brachte mich zum grinsen. „Gegenfrage: Warum bist du Sportler noch wach, wenn du morgen früh Training hast :d" „So gut kennst du also meinen Tagesplan, gut zu wissen." Jaja, ein bisschen Ahnung muss man ja auch haben, seine Daten liegen mir ja eh vor. Gerade als ich zur Antwort ansetzen wollte, folgte ein weiterer Text, der mir mein Herz kurz zum stocken brachte. „Ich vermisse dich."
Er vermisst mich. Er vermisst mich. ER VERMISST MICH! 
Mein Lächeln im Gesicht war gar nicht mehr wegzuradieren und ich tanzte innerlich zig Tausend Freudentänze. Ich schloss die Augen, lehnte mich zurück in das Federkissen und stellte mir vor, wie er wohl gerade vor seinem Handy saß. „Ob du es glaubst oder nicht, meinen nervigen Nachbar vermisse ich auch^^" „Sehr witzig, Kleines. Schlaf jetzt gut und träum von dem „nervigen" Nachbar. Und ich hoffe doch, dass ich damit gemeint bin.
Wir sehen uns Samstag!" Die Nachricht erreichte mich und er ging offline. Ich schrieb ihm noch eine kurze Gute-Nacht-Message zurück und konnte nun endlich mit einem wohligen Gefühl einschlafen.

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Die letzten zwei Kapitel folgen bald 👀

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This Was Never The Way We PlannedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt