Teil 19

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Hermione

Das Wasser prasselte unaufhörlich auf sie herab. Ohne erbarmen schnitten die eiskalten Tropfen über ihre Haut bis sie eins mit der Kälte wurde. Zuerst hatte es gut getan, hatte ihren Kopf freigewaschen und die heißen Tränen endlich auskühlen lassen. Ihr Körper hatte sich angefühlt als wäre er aus Lava, so heiß, dass sie fast verdutzt gewesen war, als das kalte Wasser der Dusche einfach an ihr herabgeronnen war und sich nicht auf ihrer Haut in Dampf verwandelt hatte. Langsam war sie an der Duschwand hinuntergerutscht und seitdem saß sie dort. Unter dem harten Strahl der Dusche. Sie wollte gar nicht mehr hier sein. Das Wasser fühlte sich an als würde es sie verbrennen. Wie heiße Flammen, die aus der Decke züngelten, sie umschlossen, ihr jeden Ausweg abschnitten und ihr gleichzeitig mit Eissplittern die Haut aufschnitten. Sie wollte etwas dagegen tun. Sie wollte weg, aber ihr war so kalt. So, so kalt. Sie würde es wohl nicht schaffen, sie musste es einfach nur aushalten. Nur noch ein paar Sekunden, dann würde es aufhören. Nur noch ein paar. Ein paar Sekunden. Nur noch einen Moment, dann- dunkelheit...

"Hermione liebes, wach auf Schätzchen"
Langsam, ganz langsam, öffnete sie die Augen. Warme hellbraune Augen blickten ihr entgegen und sahen sie mit einem liebevollen Blick an. "Molly-" ihre Stimme klang kratzig und müde. "Nicht reden, Schätzchen, du bist unterkühlt. Du musst in der Dusche umgefallen sein und das Wasser wurde kalt."
Warum war sie in der Dusche eingeschlafen? Wieso hatte sie- ... und dann waren sie wieder da. Die Erinnerungen. Sie war verzaubert. Sie wollte das alles nicht. Sie musste auf Fred warten. Sie mussten es ihr gemeinsam sagen, aber dieser warme Blick schien einfach alles aus ihr heraus zu drücken. Die Worte flossen nur so aus ihr heraus. Als wäre sie eine Hüpfburg und Molly hatte sie angestochen. Zuerst schmeckten sie bitter, ungewollt. Doch dann liefen sie wie Honigmilch über ihre Zunge und die Erleichterung endlich, mit jemandem über alles reden zu können, der nicht direkt beteiligt war, schwappte in warmen Wellen über sie hinweg. Sie erzählte lange, jedes Detail. Sie schwächte die pikanten Momente etwas ab, aber etwas in ihr sagte ihr, dass Molly es trotzdem wusste. Rons Mutter war wunderbar im Zuhören. Sie sagte genau in den richtigen Momenten die richtigen Dinge. Irgendwann fiel Hermione auf, dass sie sich an sie gelehnt hatte, doch es machte ihr nichts aus. Mollys Hände strichen über ihren Rücken und sie hatte das Gefühl, das erste Mal seit Wochen endlich wieder einmal loslassen zu können.

"Das wird schon, liebes, wir schaffen das. Ist es Ok, wenn ich Fred rufe, Schätzchen?" Obwohl es wohl das letzte war, das sie gerade wollte, stimmte sie zu. Dieses Gespräch war unausweichlich und wenn es schon sein musste, dann konnte sie es auch direkt hinter sich bringen. Es hinauszuschieben würde es auch nicht besser machen, auch wenn sie das wollte. Todmüde und ausgelaugt gab sie sich also ihrem Schicksal hin und wartete darauf, dass Molly mit Fred zurückkam.

Es wäre schön gewesen, so schön, wenn Molly einfach gesagt hätte "Ja meine Schätzchen, ich weiß genau, was wir jetzt machen müssen! Alles wird gut!", aber natürlich hatte sie das nicht gesagt. Stattdessen hatte sie sich selbst einen kurzen Vortrag darüber gehalten, dass sie es besser wissen hätte müssen. Dass sie die Zwillinge niemals mit ihrem Bruder alleine hätte lassen dürfen. Aber im Nachhinein war man immer schlauer und so beschlossen sie schließlich, sehr zu Hermionies Erleichterung, dass sie nichts mehr anbrennen lassen würden. Gleich morgen früh würden sie zum St.Mungus Apparieren und dort um Hilfe bitten. Die Müdigkeit, welche Hermione daraufhin überfiel, war übermächtig. Ihr war zwar wieder etwas wärmer, aber die Kälte saß immer noch tief in ihren Knochen. Hier lag sie nun, alleine in ihrem Bett und fror. Sie wusste, es war hauptsächlich der Zauber und dass sie es bleiben lassen sollte, aber der Drang zu ihm zu gehen und sich von seiner Wärme und Nähe überwältigen zu lassen war so unfassbar groß. Es fühlte sich beinahe so an als würde sie zu erfrieren, wenn sie nicht seine Haut auf ihrer spüren würde. Mechanisch stand sie auf. Ihre Knochen schmerzten, aber ihr Körper quälte sich weiter in Richtung der Tür. Die ersten Stufen der Treppe fühlten sich an als würde jemand Nadeln in ihre Knöchel bohren, doch es wurde besser. Als sie das Ende der Treppe erreicht hatte, konnte sie beinahe schon normal gehen und als sie vor seiner Tür stand, fühlte sie sich als würde sie schweben. Am liebsten hätte sie seine Tür einfach aufgerissen und sich auf ihn geschmissen, aber der letzte vernünftige Teil ihres Gehirns flüsterte ihr ein, dass es ja auch Georges Zimmer war. Sie mochte George, aber das, was sie gerne machen würde, musste er bei Merlin nicht sehen. Vorsichtig schloss sie ihre Finger um die Klinke der Tür und drückte sie nach unten. Zu ihrer Überraschung machte sie dabei nicht das leiseste Geräusch. Ihr kleines Hochgefühl verrauchte aber wieder als sie merkte, dass die Scharniere dafür umso lauter quietschte. Mit zusammengezogenen Augenbrauen zog sie sie trotzdem immer weiter auf, bis der Spalt groß genug war, um hindurch zu schlüpfen. Vorsichtig schob sie sich durch die Öffnung, bedacht darauf keine weiteren Geräusche mehr zu verursachen. Nur langsam gewöhnten sich ihre Augen an das fahle Licht im Zimmer, oder auch nicht, wie sie langsam merkte. Probeweise hielt sie sich ihre Hand vor ihre Augen und wackelte mit ihren Fingern, nur um zu sehen, dass sie nichts sah. Toll. Egal mit welchem Zauber die Rollladen belegt waren, sie erfüllten ihren Zweck besser als gut. Langsam tastete sie sich mit den Zehen durch das Zimmer. Natürlich kannte sie die Einrichtung des Raumes, aber bei Fred und George konnte man nie so sicher sein, was nicht alles am Boden liegen würde. Immer weiter und weiter drang sie in das Zimmer vor, bis ihre kleine Zehe schließlich das Ziel fand, welches sie eigentlich mit der großen Zehe erreichen wollte. Freds Bett. Mit den Händen tastete sie sich weiter am Bett entlang, bis sie nach einer gefühlten Ewigkeit endlich seinen Kopfpolster ertastete. Langsam beugte sie sich hinunter und strich sanft mit ihren Lippen über seine Schläfe. "Hey Freddy, wach auf." Flüsterte sie so leise sie konnte gegen sein Ohr. "Komm schon, ich brauche dich doch. Bitte wach auf." Langsam spürte sie, wie Leben in ihn kam. Er knurrte leise und dehnte und streckte sich mit einem leisen Gähnen ehe er zusammenzuckte. Der Schreck schien aber schnell vorbeizugehen als er merkte, wer seine Nachtruhe störte. Große Hände fuhren über ihre Schultern und vergruben sich in ihrem Haar, ehe sie einen leichten Druck auf ihren Hinterkopf ausübten und er sie in einen sanften Kuss zog. Seine Lippen fuhren sacht über die Ihren. Wie der erste warme Windhauch, der im Frühling Schneeschmelze ankündigt. Zärtlich zog er sie an sich und sie ließ es nur allzu gerne zu. Ihr Zungen umspielten sich, während sie es sich auf der Decke bequem machte. Sie lag völlig auf ihm, ihr rechtes Bein lag zwischen den seinen, während ihr linkes Knie gefährlich weit über die Bettkante hinaus hing, aber das war ihr egal. Seine Hände vergruben sich in ihren Locken, während sie sich mit der linken Hand abstützte und mit der rechten seine Wange streichelte. Irgendwo tief in ihr schrie jemand, dass es falsch war, dass sie das nur wegen des Zaubers machte doch es war ihr egal. Sie wolle ihn. Ob wegen des Zaubers oder nicht, das Gefühl war im Hier und Jetzt real. Morgen war egal. Nur das hier und heute zählte und das würde sie gerade für nichts auf der Welt eintauschen wollen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 09, 2022 ⏰

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What a day for a  daydream! (Fremione ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt