Isabella:
Inzwischen ist eine Woche seit ich den Brief an Nora verschickt habe vergangen und sie müsste ihn bekommen haben. Ich hoffe sie versteht es. Mein Vater haben mich gezwungen. Gott ich hasse diese Familie. Gott ich hasse diesen scheiß Ort. "GOTT ICH HASSE DIESES KACK LEBEN!" schreie ich in Gedanken versunken. Als diese Worte meinen Mund verlassen halte ich mir sofort die Hand davor. Ich wollte das nicht laut sagen. Aber ja es stimmt, ich hasse diese Leben. Mein Vater bestimmt es. Er hat mein Leben im Griff. Deswegen hat er mir auch jemanden heraus gesucht den ich heiraten soll sobald ich 18 bin. Ich meine was für ein Scheiß?! Wir leben im zwanzigsten Jahrhundert und er will das ich eine Typen heirate den ich kaum kenne und erst recht nicht liebe. Er will das ich das tue weil ich in meine bisherigen kack Leben nur Freundinnen anstatt Freunde nach Hause gebracht habe. Mein Vater ist ein arrogantes, homophobes Arschloch dessen Ego größer ist als die Liebe zu seiner einzigen Tochter. Danke auch. Er sagte und ich zitiere: "Wenn du noch ein mal ein Mädchen nach hause bringst oder mit dieser Schnepfe Nora, die deinen Kopf voll mit wirrem Zeug macht, schreibst schmeiße ich dich raus und du wirst auf der Straße landen. " Dazu muss man wissen das die Straßen hier in unserer Umgebung voll mit Junkies, Vergewaltigern und Müll sind also bleibt mir wohl nichts anderes übrig als mich ihm zu unterwerfen. Obwohl das besser klingt als einen Fremden das Ja-Wort zu geben.
* PIEP * * PIEP *
"AH! Oh Jesus, hab ich mich erschreckt-" schreie ich auf als die Mikrowelle neben mir piept. Ich öffne sie vorsichtig und hole mir den Vanille Pudding raus und schiebe mir genüsslich eine Löffel in den Mund. Doch zum genießen komme ich gar nicht denn mein Vater kommt in die Küche und stellt sich vor mich. Er hat noch gar nicht den Mund geöffnet um mir etwas mit seiner alltäglichen Alkoholfahne mitzuteilen und ich hab jetzt schon keine Nerven ihm zuzuhören. "Iss nicht so viel davon sonst wirst du fett und Joseph will dich nicht mehr heiraten. " schnautzte er mich mit einem belustigten Grinsen an. " Wer hat gesagt das ich diesen Spinner heiraten will und überhaupt sagt die Figur gar nichts über einen Menschen aus. Und auch wenn dann wäre mein Niveau weitaus höher als das dieses Spackos." zicke ich zurück. Ich hasse diese menschenabwertenden Kommentare die sich dieser Mann einfach nicht verkneifen kann. Er sieht mich nur verächtlich an und verlässt dann - zum Glück - den Raum.
Ich stelle die nun leere Pudding Schüssel an die Spüle und bewege mich in Richtung meines Zimmers. Dort angekommen verschließe ich die Tür und schmeiße mich aufs Bett. Was ein beschissener Tag. Ich schließe meine Augen aber ich schaffe es nicht Ruhe zu finden. Also setzte ich mich auf und krame aus meinem Nachttisch einen alten Brief von Nora heraus. Genau das brauche ich jetzt. Nora bringt mich immer zum Lachen. Wenn sie wüsste wie ich geheult habe wo ich meinen letzten Brief an sie verfassen musste. Sie ist mir so wichtig. Was würde ich dafür geben sie in echt zu sehen, sie zu berühren. Doch bevor ich mich versehe hämmert es an der Tür. "MACH AUF DU MISTSTÜCK!" brüllt eine besoffene Männerstimme von außen. "NEIN DU KANNST MICH MAL!" brülle ich zurück. Er tritt gegen die Tür und plötzlich jault er auf. Er hat sich den Zeh gestoßen. Ich kann mir ein Lachen nicht verkneifen. Anscheinend hat er es gehört denn nun kommt nur noch ein dumpfes: "Das wirst du bereuen. " hinter der Tür hervor. Ja sicher werde ich das.
Als mich am nächsten Morgen der Hahn der Nachbarn weckt sinkt meine Stimmung auf den Nullpunkt. Wie ich dieses Viech hasse. Ich drehe ich um und schaue auf meinen Wecker: 6:49 Uhr. Montag. Wow. Ich muss in die Schule. Wie schon gesagt ich hasse dieses Leben. Ich stehe auf und schleppe meinen müden Körper zu meinem Kleiderschrank. "Das Flanell Hemd, meine Momjeans und die roten Chucks müssten es tun." murmel ich vor mich hin. Ich streiche mir die Sachen über und gehe zu meinem Bad um meine schulterlangen, kupferfarbenen Haare mit einer Bürste zu bändigen. "Auuu, scheiß Locken." fluche ich vor mich hin. Ich lege die Bürste hin und greife zur Mascara. "Fertig." sage ich stolz als ich mich im Spiegel beäuge. Ich finde mich schön. Jede Sommersproße, meine grauen Augen, einfach alles macht mich einzigartig und ich finde mich schön. Ich bin stolz darauf denn das kann nicht jeder. Ich meine sich im Spiegel anzuschauen und zu sagen "Ich bin wunderschön". Ich werde aus meinen Gedanken gerissen als mein Wecker klingelt. Eigentlich sollte ich mich jetzt erst fertig machen aber da ich jetzt schon so weit bin habe ich noch Zeit an dem Grab meiner Mutter vorbei zu schauen. Es ist ihr Geburtstag, nein, es wäre heute ihr Geburtstag denn sie ist vor ca 2 Monaten gestorben. Leise öffne ich meine Zimmertür und schleiche mich durchs Wohnzimmer wo mein Vater besoffen auf dem Sofa liegt und seinen Rausch auschläft. Ich hasse ihn. Er hat sie immer missbraucht. Meine Mutter. Ich greife nach meiner Schultasche, einer braunen Ledertasche, und verlasse das Haus. Auf dem Weg zum Gartentor pflücke ich noch eine pinke Tulpe, die Lieblingsblume meiner Mutter, um sie ihr aufs Grab zu legen.
Als ich mich nach meinem Besuch auf dem Friedhof auf der Weg zur Schule mache überlege ich mir ob ich nicht doch schwänzen sollte. Doch dann müsste mein Vater wieder zum Rektor gehen. Nein das will ich nicht. Also gehe ich durch die noch ziemlich dunklen Gassen auf das große Schulgebäude im Süden unseres Dorfes zu. Ich freue mich schon darauf das dieser Alptraum der sich Schule nennt bald endet. Ich darf nämlich bald meinen Abschluss feiern. Das heißt so viel wie der eine Alptraum geht vorbei und ein neuer der sich Zwangsverheirat nennt beginnt. Ich könnte kotzen. Das einzige was ich will ist Freiheit. Frei sein von all dem Scheiß der mir hier täglich begegnet. Aber warte mal. Was hält mich noch hier?
Nichts.
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love letters from Italy.
RomantizmPAUSIERT BZW WERDE ICH WAHRSCHEINLICH NICHT WEITER SCHREIBEN Es ist Sommer 2009. Spanien. Es ist heiß und die 17-Jährige Nora Sánchez würde am liebsten den ganzen Tag im Haus auf dem kühlen Steinboden liegen bleiben doch da ruft es von unten: "Nora...