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Das Wochenende stand vor der Tür. Und ich wusste nichts damit anzufangen. Ich dachte ja, dass mich Dean vielleicht einladen würde, oder war ich doch nur eine Arbeitsbezihung, mit dem gewissen extra? Ich ging dann an die Brücke am Abend zur gleichen Zeit wie in der Woche auch. Um ehrlich zu sein, einfach nur in der Hoffnung Anthony zu sehen. Leider nichts. Also ging ich mir diesmal selbst einen Calypso zu kaufen. Ich wollte an den Spielplatz an der alten Poststation. Da war ich oft nach der Schule.

Im Laden lief ich direkt zu den Getränken. Ich hatte nicht wirklich Geld, also musste ich gucken welchen. Ich hätte zugern zwei genommen. Der Pinky Spring war auch eine Mega Sorte. Ich schnaufte kurz und legte die eine Flasche wieder fort. Nicht mal sowas konnte ich mir leisten. Bitter ...

An der Kasse zahlte ich und jemand sprach mich am Ausgang an.

"Einer der Kunden wollte, dass ich dir das gebe." Anthony? War er hier? Wer sollte mir sonst sowas ausgeben?!

"Weißt du wer? Wie sah er aus?" Ich schrie den armen Kerl fast an. Dann wurde ich rot. Wie peinlich ich mich benahm.

"Sorry." Gab ich ziemlich kleinlaut wieder. Er grinste dann ziemlich süß. Sah fast schon schüchtern aus. Als er sich ein Stück wegdrehte, sah ich Narben, die am Auge leicht über die Wange, bis zum Ohr liefen. Leider starrte ich wohl zu auffällig.

"Ich muss weiter machen."

"Hey!" Er blieb stehen, drehte sich aber nicht noch mal zu mir um.

"Danke. Das war sehr lieb von dir." Ich lächelte. Und das sehr ehrlich gemeint. Kurz drehte er seinen Kopf doch leicht um. Er schien meine Dankbarkeit zu glauben und lächelte ebenfalls. Dann verschwand er wieder zwischen den Regalen.

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Sonntag wollte ich wieder raus. Ich war immer froh, wenn ich nicht zu Hause sein musste. Aber auf den Weg meiner Straße entlang, hupte mich ein Auto an.

"Hey! Willst du mit?" Diese Stimme. Dean? Was macht der denn hier?!

"Wo will die junge Dame denn hin?"

"Einfach raus! Und was willst du hier?" Er hielt an und stieg aus. Lehnte sich lässig gegen das Auto.

"Meine Lieblingsmitarbeiterin zum essen einladen. Wollte dich von zu Hause abholen." Und genau das sollte er sich lieber verkneifen. Brauche nicht noch mehr Stress daheim. Die dummen Sprüche konnte ich schon förmlich hören.

"Nein! Einfach Nein! Das geht so nicht! Meine Eltern müssen davon nichts wissen. Tu mir den gefallen und komm nie wieder zu mir nach Hause!" Er war sichtlich geschockt, aber er sollte gleich wissen, dass dies unerwünscht war.

"Darf ich fragen was das Problem ist? Ich wollte dich überraschen und wie ein Gentleman an deiner Tür klopfen und mit Charme den Respekt deiner Eltern gewinnen." Er Scherzte. Mir war aber ganz und gar nicht zum lachen zu mute.

"Du ..." Fing ich gefrustet an, aber holte kurz tief Luft um mich zu beruhigen.

"Die sollen dich nie kennenlernen. Außerdem, warum sollten sie? Wir sind nicht zusammen. Ich möchte nicht, dass du noch mehr Unruhe ins Haus bringst."

"Steig ein. Wir scheinen Redebedarf zu haben. Und ein Nein dulde ich nicht Madam!" Wieder rollte ich mit den Augen und wieder schien ihn das zu missfallen.

"Und darüber sprechen wir auch noch Miss White!" Ich stieg dann unfreiwillig ein. Er startete nicht gleich dem Wagen. Die stille war bedrückend. Unangenehm. Ich wollte das er losfährt, da mich meine Eltern nicht mit ihm sehen sollten.

"Mach schon! Oder willst du ewig hier stehen bleiben." Motzte ich.

"Ich will erst wissen, warum ich dich nicht abholen dürfte. Und du scheinst gerade nicht wegen mir nervös. Was ist zu Hause los? Typische Vater schützt Tochter Ding? Hast du Angst ich werde mit ihm nicht fertig?"
Ich musste mir fast ein paar Tränen unterdrücken. Es war grausam zu wissen, dass andere Väter genauso sind ... beschützter.

"Nein. Ich käme nicht mit ihm klar." Antwortete ich mit zitternder Stimme. Ich drehte meinen Kopf zur Seite. Wollte nicht das er mein Unterkiefer beben sehen würde. Wie sollte ich ihm erklären, dass nicht die Menschen um mich, sondern ich das Problem für meine Eltern bin? Sie würden ihn entweder verkraulen, oder dazu bringen mich zu hassen. Sie finden immer einen Weg, mir das Leben schwer zu machen.

"Du? Was ist los? Vielleicht kann ich helfen. Du musst aber mit mir reden."
Ich wusste nicht, ob ich ihm trauen konnte. Deswegen wollte ich noch nichts ausplaudern über mein beschissenes Leben.

"Wieso sollte ich? Nur weil du jetzt nett bist? Ich weiß nicht mal warum du mich plötzlich so behandelst, aber das macht dich noch lange nicht vertrauenswürdig. Du weißt noch nichts über mich und ich nicht über dich. Und irgendwie will ich das auch nicht. Es wird eh nicht funktionieren!" Er grinste nur. War das sein ernst?

"Du kannst echt viel scheiße reden kleines." Ich wurde langsam echt etwas sauer.

"Leck mich." Rutschte mir ziemlich bissig hervor.

"Gerne. Aber du lässt mich sicher nicht so weit ran." Ich wurde kurz Sprachlos. Hätte mir aber denken können, dass er so reagiert. Er war leider nicht auf den Mund gefallen. Als er von einem frechen, zu einer Mischung aus diesem und verführerisch wechselte, ließ mich ziemlich unruhig werden.

"Was ist? Schmutzige Gedanken?" Er lenhte sich dann zu mir rüber.

"Willst du sie mit erzählen? Vielleicht kann ich einige erfüllen." Ich wollte wieder aussteigen. Vergaß aber, dass er die Türen verriegelte. Ich fing dann an Probleme beim Atmen zu bekommen und leichte Panik. Was zir Hölle war los mit mir? Ich war ja nie selbstbewusst aber so schüchtern hätte ich mich selbst nicht eingeschätzt. Ich kam mit der Situation null klar. Wie soll man da reagieren, wenn man keine wirklichen Erfahrungen gemacht hatte?

Until Dawn - Bis zum MorgengrauenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt