Drei Monate später dachte Flo an ihr erstes Weihnachten in Baden-Württemberg zurück. Seine Mutter war fast vor Freude aus den Latschen gekippt, als er sie gefragt hatte, ob sie stattdessen Anna und ihn besuchen würde und Alina hatte er zu einem Überraschungsbesuch überredet.
Er konnte sich jetzt noch Annas Gesicht vergegenwärtigen, als es an der Tür geklingelt hatte und kurz darauf ertönte: „Hey, Ananas, ich wollte gucken, was du hier so treibst."
Er hatte einen Blick mit seiner Mutter gewechselt, der ihm verdeutlicht hatte, dass sie ihm für diese Aktion Respekt zollte. Jedenfalls hatten die beiden Tage mit Alina Anna wirklich gutgetan. Seine Ma war ein paar mehr geblieben als die Weihnachtsfeiertage und er hatte das genauso genossen. Aber letztlich waren sie froh gewesen, die Wohnung wieder für sich zu haben. Anna war echt zu seinem nächsten Treffen mit den Kommilitonen gekommen und als Carola seine Freundin gesehen hatte, war sie in dumpfes Schweigen verfallen. Nur um ihm dann zuzuraunen, dass es klar wäre, dass sie keine Chance gehabt hätte, wenn er auf sowas Ekliges wie Elefanten stand.
Das hatte Anna zum Glück nicht mitbekommen. Sonst wäre sie noch stiller geworden als ohnehin schon. Der Rest hatte sie eigentlich gut aufgenommen. Etwas verhalten. Aber es konnte nicht jeder eine Lari sein. Er hatte jedenfalls seine Schlüsse aus diesem Treffen gezogen. Er ignorierte Carola nun und hatte den Kontakt zu den anderen ein bisschen vertieft.
Denn er hatte sich furchtbar gefreut, dass seine Freundin ihr Versprechen wahrgemacht hatte und erschienen war. Und Menschen, die seine Freundin nicht so akzeptierten, wie sie war, brauchte er nicht unbedingt in seinem Leben. Auf die konnte er getrost verzichten.
Sie waren auch mit Larissa und den anderen tanzen gegangen. So hatten sie das Bestehen von Annas Probezeit gefeiert. Es hatte ihn gerührt, wie verunsichert seine Freundin erst gewesen war und wie sie am Schluss gestrahlt hatte. Wie sie es genossen hatte, sich frei zur Musik zu bewegen. Wobei man zugeben musste, dass Lari eine stillere Ecke gewählt hatte, wo sie getanzt hatten. Larissa war einfühlsamer als man bei ihrer Haudrauf-Methode dachte.
Aber sie hatte sie gleich in diese Nische geführt und gemeint, hier hätten sie wenigstens Platz, auf der Tanzfläche würden ihr immer alle am Arsch kleben, das könne sie nicht leiden. Er wusste, dass diese Vorstellung auch Annas absolutes Horrorszenarium gewesen wäre. Also hatte er sich im Stillen für Laris Weitsicht bedankt. So war es ein unvergesslicher Abend geworden. Den er auf einem Bild verewigt hatte. Die Lebenslust, die Anna ausgestrahlt hatte.
Das war jetzt knapp vier Wochen her und seitdem kam Anna immer geschaffter von der Arbeit. Er hatte keine Ahnung wieso. Wenn er sie fragte, ob alles in Ordnung war, nickte sie nur und verzog sich. Er wusste, sie log. Doch er wusste nicht, wie er an sie herankommen sollte. Er verstand nicht, warum sie sich ihm nicht anvertraute. Irgendwas lief schief. Er hatte Augen im Kopf. Aber sie schwieg hartnäckig. Sie schlief extrem schlecht und aß so gut wie nichts. Er hatte sie noch nie so erlebt. Nicht mal, als sie vor Weihnachten diese Krise gehabt hatten.
Aber ok, da war er kaum mehr daheim gewesen, also konnte er im Grunde nicht sagen, wie sie sich da verhalten hatte. Jetzt war er jedoch wieder öfter zuhause und was er sah, gefiel ihm nicht. Irgendwann musste sie doch platzen, oder? Sie war verdammt blass um die Nase. Ob sie krank wurde? Irgendwas stimmte nicht und es machte ihn irre. Er würde sie gerne anschreien, damit sie aufmachte, aber er befürchtete, dass sie dann erst recht zumachen würde. Also musste er warten. Doch sein Geduldsfaden riss bald. Lange konnte er ihr nicht mehr zusehen.
***
„Frau Kreitmayr, gab es die Hose nicht in Ihrer Größe? Die ist etwas eng, oder? Haben Sie schon wieder zugelegt? Denken Sie nicht, dass es langsam reicht?", hörte sie Herrn Wiesent sagen und schluckte, derweil er den Kopf schüttelte und anfügte: „Gehen Sie ins Archiv zum Aktensortieren. Ich möchte nicht weiter von Ihnen belästigt werden."
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Mein Name ist Anna!
Teen FictionDas Leben der übergewichtigen Anna hat sich drastisch verändert, seit sie mit ihrem Freund Florian zusammen ist: endlich hat sie das Gefühl, mehr zu sein, als ihre Hülle. So blickt sie positiv in ihre Zukunft. Immerhin: Das Abi ist geschafft und es...