Knapp vier Wochen später kam sie gerade von der Arbeit, als sie köstlicher Duft empfing. Flo hatte wohl gekocht. Sie war in den letzten Wochen zu kaputt dazu gewesen. Die vielen neuen Eindrücke schafften sie völlig. Aber sie war im Großen und Ganzen happy. Sie würde im Laufe ihrer Ausbildung jede Abteilung der Firma durchlaufen und die, in der sie im Moment war, war in Ordnung. Die Kolleginnen und der Abteilungsleiter waren freundlich, jedoch distanziert. So wie sie das mochte. Mehr erhoffte sie sich nicht. Aber die Arbeit war spannend, auch wenn sie genauso viele typische Lehrlingsaufgaben wie Kaffeekochen hatte. Das machte ihr nichts aus.
Nächste Woche begann zudem die Berufsschule. Mit dieser würde sie mehr Probleme haben, das wusste sie jetzt schon. Denn da war sie wieder unter Gleichaltrigen. Mit denen sie nicht so gut klar kam. Oder besser, die nicht mit ihr. Sie hatte nicht automatisch etwas gegen Menschen im gleichen Alter. Ihr Magen knurrte. Sie war so vertieft in die Arbeit gewesen, dass sie sich zu Mittag nur einen Kaffee geholt und weitergelesen hatte. Sie schob sich die Schuhe von den Füßen und atmete seufzend ein. Das roch so lecker.
Sie schlich in die Küche und lächelte, als sie sah, wie konzentriert Flo in der Soße rührte. Er hatte nicht so viel Übung im Kochen wie sie. Was klar war, denn Gretel kochte fantastisch. Allerdings konnte seine Ma noch besser backen. Für Florian hatte also nie die Notwendigkeit bestanden, für sich etwas auf den Tisch zu bringen. Auch wenn er wiederholt gekocht hatte, seit sie ein Paar waren. Sie konnte sich genau an den Morgen erinnern, an dem er ihr Rührei gemacht hatte. Weil sie ihm erzählt hatte, dass ihr Papa das immer an den Wochenenden getan hatte, an denen Alina und sie bei ihm gewesen waren. Das hatte er des Öfteren wiederholt seitdem. Aber meistens standen sie gemeinsam in der Küche. Sie hatte es sich selber beigebracht, zu kochen. Es entspannte sie.
„Hey, Ace. Was gibt es denn Leckeres?", fragte sie und trat zu ihm, ehe sie ihn küsste und nochmal schnupperte.
„Ich hab mich an einem Reiseintopf versucht. So eine Art Chili con Carne, nur, dass der Reis schon drin ist. Aber ich glaube, ich hab viel zu viel gemacht", erwiderte er verlegen und sie sah in den Topf und verkniff sich ihr Lächeln.
„Dann ist es gut, dass heute mein Mittagessen ausgefallen ist. Ich hab richtig Kohldampf und das sieht nicht nur lecker aus, es riecht auch so. Ich hoffe nur, du hast es nicht zu scharf gemacht...", zog sie ihn auf und er grinste.
„Quatsch. Das würde ich gar nicht aushalten. Bist du doch schon so scharf, Arielle", zog er sie auf und sie verdrehte die Augen, ehe sie kicherte, weil sein Atem an ihrem Nacken kitzelte, als er sie von hinten umarmte.
„Du kitzelst", beschwerte sie sich und er drückte ihr einen Kuss auf die Stelle, woraufhin sie ein Schauer überlief.
„Ich hab dich vermisst, Arielle", murmelte er und sie drehte sich zu ihm, um ihn zu küssen.
„Ich dich auch, wobei ich sagen muss, es wird Zeit, dass du Beschäftigung bekommst. Das Herumsitzen tut dir nicht gut. Da kommst du nur auf dumme Gedanken... hörst du jetzt bitte auf damit?", fragte sie gutmütig, weil er an ihrem Ohr knabberte.
„Aber ich hab Langeweile gehabt. Den ganzen Tag. Ich hab mich sooo nach dir gesehnt...", jammerte er grinsend und sah sie so an, dass ihr ganz heiß wurde.
„Hm. Ja. Sag ich doch. Du brauchst Beschäftigung...", erklärte sie und als sie etwas Verbranntes roch, fügte sie an: „Scheiße. Der Nachteil an Eintöpfen ist, Ace, dass man sich nicht mit der Freundin beschäftigen sollte, wenn er auf höchster Stufe kocht. Dann setzt er nämlich an und ist verbrannt. Schnell, gib mir einen neuen Topf. So können wir den Rest noch retten..."
Jetzt reichte er ihr hastig einen anderen Topf und sie kippte den Inhalt hinein, ehe sie sich die Bescherung ansah. Sie regelte der Kochplatte herunter und füllte den Behälter mit dem Angebrannten mit etwas heißem Wasser und angelte nach dem Backpulver.
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Mein Name ist Anna!
Roman pour AdolescentsDas Leben der übergewichtigen Anna hat sich drastisch verändert, seit sie mit ihrem Freund Florian zusammen ist: endlich hat sie das Gefühl, mehr zu sein, als ihre Hülle. So blickt sie positiv in ihre Zukunft. Immerhin: Das Abi ist geschafft und es...