3.1

6.1K 15 0
                                    

Mit Schwung giesse ich Milch in die Schüssel, so dass die Flocken den Rand erreichen, schmeisse eine Handvoll Heidelbeeren rein und verfeinere mein Müsli mit Kürbiskernen. Mit einer dampfenden Tasse Kräutertee und dem Frühstück in den Händen, stosse ich die Terrassentüre auf. Die Morgensonne begrüsst mich oder besser gesagt, freut sich mich wieder zu sehen. Denn eigentlich war ich vor ihr wach. Davon zeugen meine nassen Haare und die Klamotten auf der Wäscheleine. Meine innere Uhr weckte mich heute Morgen. Draussen war es noch dunkel. Ich schnappte mir meine Sportkleider, zog mich an und lief los. Eigentlich hätte ich auf der Insel die Freiheit ohne Textilien am Körper sein zu können, aber joggen ohne Sport-BH funktioniert nicht. Ich hatte es einmal ausprobiert und meine Brüste wippten bei jedem Schritt auf und ab. Nicht angenehm sondern ziehend. Schlussendlich beschloss ich, dass Kleider beim Sport eine zusätzliche Funktion haben und nicht nur wegen Schamgefühlen angezogen werden. Nach meiner Runde, habe ich mir mein Essen verdient. Die frische Milch, kombiniert mit den durchweichten Haferflocken und dem säuerlichen Geschmack der blauen Beeren, schmeckt mir bei dieser Aussicht doppelt so gut. Die dampfende Tasse wärmt meine kalten Finger. Nicht etwa, weil ich eine Gänsehaut am Körper habe, sonder aus dem natürlichen Grund, fähig zu sein Leben heranwachsen zu lassen. Ein Grossteil der Wärme aus meinen Händen und Füssen behält der Bauch. Im Falle das ein Ungeborenes herangezogen wird. Bei mir ist dies nicht der Fall, oder zumindest ist die Chance so klein, dass ich die nicht beachte. Zu anderen Gedanken bin ich im Moment auch nicht in der Lage, meine Aufmerksamkeit ist vollkommen auf meine Umgebung gerichtet. In der Golden Hour,  die Zeit kurz vor und nach der Sonnenbewegung, lassen die Sonnenstrahlen den Sand in warmen Gelb erstrahlen. Das kristallklare Wasser des türkisen Ozeans, lockt mich zur zweiten Schwimmrunde.  Ein Kräuseln der Oberfläche fängt meinen schweifenden Blick auf. Ein graues Dreieck durchstösst die kleinen Wellen, der Kopf folgt sogleich und die Wasserfontäne des Delfins schiesst in die Luft. Für wenige Sekunden ist ein Regenbogen sichtbar. Er verschwindet so schnell wieder, wie der Produzent selbst. Diese intelligenten Wesen faszinieren mich. Sie sind in der Lage zwanzig Prozent ihres Gehirnes aktiv zu steuern, wie Menschen mit unseren zehn Prozent hinken da deutlich hinterher. Obwohl diese Zahl nicht viel ist, reicht es um unser Leben gestalten zu können. So kann ich meinem Hirn befehlen, Stromimpulse die Wirbelsäule runter zu meinen Beinmuskeln zu senden und mich vom Boden erheben. Die leeren Gefässe in einer Hand, gehe ich in die Küche und wasche das Geschirr schnell ab. Das heisse Wasser wärmt meine Hände nochmals. So werden sogar ein wenig rot, obwohl ich mir Abwaschen gewohnt sein sollte. Es ist ein einfacher, schneller und flexibler Weg, dreckiges Geschirr zu säubern ohne auf eine Spülmaschine warten zu müssen. Zu dem sind diese Kücheneinrichtungen anfällig für Störungen, da wasche ich lieber von Hand ab. Mit einem Tuch reibe ich das Geschirr trocken und räume es direkt wieder in den Schrank ein. Meine Schritte führen mich ins Bad. Dort greife ich nach einem der wenige Gegenstände, welche ich auf die Insel mitgenommen habe. Die weisse Creme gebe ich auf meine Hände und fange an meine Bein einzucremen. Sie gleiten an der glatten Haut auf und ab, über das Schienbein, zur Wade, zum Oberschenkel, der Innenseite und streifen meine Hüfte. Dabei stelle ich mir vor, dass es fremde Hände wären, die mich sanft streichelten. Meinen Bauchnabel umkreisten und die Rippenbögen nachfahren. Meine Fingerkruppen streifen dem imaginären Hosenbund nach, ziehen eine Linie von der Gürtellinie zum Venushügel, fahren neckend über die Klitoris und fordern meine Selbstbeherrschung. Meine Lippen werden geteilt, massiert und verwöhnt. Das Kneten regt die Produktion des Schmiermittels an. Bei einem leichten Ausrutscher, fühle ich die warme Feuchtigkeit. Ich fahre mit steigendem Druck von Oben nach Unten und wieder zurück. Um noch mehr Gefühle zu regen, kommen weitere Finger hinzu. Die zweite Hand verweilt auf dem Venushügel, mit zwei Fingern lege ich die Klitoris frei. Sobald die berührt wird, hebt sich mein Becken. Ich lege meinen Kopf in den Nacken, schliesse meine Augen und lasse die Sternschnuppen regnen. Ein Finger taucht in die Höhle ein, biegt sich und stimuliert diesen einen Punkt. Beständiger Druck auf den Grotteneingang, sanftes umkreisen der Klitoris und das Umherfahren des Daumens bring mich an den Rand des Abgrundes. Er erstreckt sich soweit das Auge reicht, den Boden kann ich nicht sehen und wenn ich Falle dann fliege ich ins Unbekannte. Doch noch bin ich nicht bereit mich der Gravitation hinzugeben. Ich steigere meine Erregung, dehne meine Grenze und hebe mich auf den höchsten Punkt. Doch dann kann ich es nicht länger halten. Die Sterne fallen vom Himmel, das Universum dreht sich im Kreis und der Gegenwind drängt alle anderen Gedanken aus meinem Kopf. Nur noch Feuerwerke explodieren, lassen mich dem Boden entgegen fliegen. Die längste Zeit sause ich den Klippen entlang, sehe ein Farbspektakel nach dem anderen, dann treffe ich auf dem Boden auf. Mein Körper erstarrt, reckt sich im Wahn. Das Gefühl schiesst die Beine hoch, durch mein Knochenmark bis zum Gehirn. Der Nebel fängt langsam an sich zu lichten. Erste Konturen werden schärfer und die Geräuschkulisse startet erneut ihr Konzert. Alles beginnt sich wider zu bewegen, nur ich bleibe überwältigt liegen.

Ferien mal andersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt