Kapitel 3: Hat die Welt ihren Glanz verloren? Oder hatte ich meine Augen zu lange geschlossen?
Warum? Warum? Warum? - Alle guten Dinge sind bekanntlich drei.
1. Warum bin ich nicht einfach gegangen?
2. Warum habe ich sie nicht eher gefragt, ob sie allgemein Probleme hat?
3. Warum quäle ich mich mit solchen Fragen?
Ja das ist eine sehr gute Frage, wie ich finde. Und seit wann denke ich so viel über eine Person nach?
Das ist doch nicht mehr normal, nur wegen eines Kusses. Ich bin doch keine 15 mehr!
Zum Glück! Obwohl wenn ich so nachdenke, ist die Unwissenheit manchmal besser als die Wahrheit. Als ich noch ein Kind war die Welt heil und interessant. Ich musste mich nicht mit ernsthaften Problemen auseinandersetzten. Aber irgendwann verlor die Welt ihren Glanz. Wann das geschah, ich glaube am letzten Schultag der 9.Klasse.
Endlich Sommerferien. Gott, wie hab ich mich darauf gefreut den Gong zu hören, der das Ende des Schuljahres verkündete. Sogleich schwinge ich mich mit meinen besten Freund aufs Fahrrad und wir nehmen die Strecke Richtung See, der nicht weit entfernt der Stadt liegt. Ein beliebter Badesee, vor allem unter den Schülern. Wir fahren gerade an Wiesen und Feldern vorbei, als Dan mir einen komischen Blick zuwirft.
„Was?", frage ich sichtlich verwirrt und ziehe meine Stirn kraus, soweit man das unter dem Fahrradhelm erkennen kann. Meine Eltern haben mich dazu verpflichtet, größtenteils meine Mutter einen Helm zu tragen. Sie macht sich oft Sorgen um mich. Natürlich auch was den Straßenverkehr betrifft.
„Nichts, nichts", entgegnet Dan grinsend. „Jetzt sag schon! Du wirst es mir ohnehin sagen."
„He, woher willst du das denn wissen? Ich kann auch was für mich behalten", behauptet er trotzig, aber sein spitzbübisches Lächeln verrät ihn. Wir biegen links in den Feldweg ein, der zum kleinen See führt.
„Mhm...Lass mich überlegen. Achja! Weil du bis jetzt noch nichts unausgesprochen in deinen Kopf lassen konntest?!", kontere ich siegessicher.
„Maaaaaaaan. Also gut, der Punkt geht an dich", räumt er geschlagen ein.
„Kennst du Marie?", fragt Dan mich danach ohne Umschweife. Daher weht also der Wind. Marie ist glaub ich 3 Jahre älter als wir. Ich finde sie nett, aber mehr auch nicht.
„Ja. Sie geht doch in die 12. oder?", frage ich nach.
„Ich hab sie mit Paul am Schulhof gesehen!", verkündet er stolz, als hätte er eine 1 in Latein geschrieben - was vielleicht mit ein bisschen Übung wirklich passieren könnte.
„Lässt dich das wirklich so kalt?", hakt er entrüstet nach. „Also ehrlich gesagt ja, du hast ja nur einen Satz gesagt. Und ich weiß ja nicht was sie gemacht haben - am Schulhof", antworte ich trocken.
Was soll schon großartiges an Schulhof passieren? Da trifft sich jeder mit jedem in der Pause, wirklich spannend, finde ich daran nichts.
„Oh, Stimmt", gibt er nachdenklich von sich.
Jetzt sehe ich die schimmernde Wasseroberfläche, indem sich die Bäume spiegeln. Die Natur ist einfach wunderschön. Ich will lieber die Bewegungen des Wassers beobachten, als über ein Mädchen zu reden.
Daniel steigt langsam vom Rad ab, wahrscheinlich um die Antwort aufschieben zu können. Warum auch immer. Vorher brannte er gerade so darauf, mir etwas zu erzählen. Mich stört es nicht, da es um ein Mädchen geht, dass mich nicht so richtig interessiert. Schließlich folge ich meinem besten Freund, der einen Platz sucht. Es sitzen oder liegen nur vereinzelt Leute auf der Wiese. Es ist auch erst 13 Uhr, demnach haben wir freie Platzwahl.
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Wie aus einer anderen Welt
Roman d'amourDie Vergangenheit fordert viel von uns, die Gegenwart aber auch. Alex ist ein junger Lehrer am Gymnasium, der seit viele Monaten nur für seine Arbeit lebt. In dieser Zeit kümmert er sich auch verstärkt um leistungsschwächere Schüler/-innen. Jedoch b...