Gib mir ein Danke und du bekommst im Gegenzug ein Bitte

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@Stephanie_Lil @mikesheart96


Kapitel 7:Gib mir ein Danke und du bekommst im Gegenzug ein Bitte 


Lillians Sicht


Wir verlassen schweigend seine Wohnung und gehen die unzähligen Stufen runter ins Erdgeschoss. Dort wo mein junger Lehrer so unbefangen über das Licht lachte. Von dieser Unbefangenheit ist seit heute Morgen nichts mehr zu spüren. Zu ernst endete die Nacht und holte mich auch morgens am Küchentisch wieder ein.

Hätten wir darüber sprechen müssen? Was kümmert es ihn was an jenem Abend geschehen ist? Wieso ließ er mich nicht einfach stehen wie Mike. Weshalb ist er so wie er ist und warum frage ich mich das alles? Mein einziger Gedanke sollte sein, wie komme ich hier weg ohne, dass der junge Mann es mitbekam. Wichtiger ist eigentlich, dass ich schnell fliehen kann. Ich möchte mir gar nicht ausmalen, wie wütend sie sein werden. Nicht denken, handeln!

Inzwischen sind wir auf der Straße und ich folge ihm. Als ich um die Ecke gehe, erblicke ich ein weißes Auto. An der Vorderseite sind 4 Ringe angebracht, die in der Sonne glänzen. Kurzzeitig muss ich die Augen schließen, denn das weiß blendet mich. So krasse Farben bin ich einfach nicht gewöhnt. Herr Stolz hat sich bis jetzt nicht mal umgedreht um zu prüfen, ob ich ihm auch folge. Vielleicht ist es ihm ja auch egal. Aber er öffnet die vordere Tür des Autos und geht dann rüber auf die andere Seite um sich auf dem Platz vor dem Lenkrad niederzulassen. Er vertraut anscheinend darauf, dass ich einsteige. Ich überlege, ob ich wirklich einsteigen soll, ich könnte auch so schnell eine Etropf finden ohne, dass ich zurück gefahren werde und dieses Schweigen aushalten muss.

„Wissen sie sie müssen mich nicht unbedingt fahren ich komm schon klar."

Als ich anfange zu sprechen, wendet er nicht mal den Kopf zu mir, er starrt auf seine Hände, die das Lenkrad fest umgreifen.

„Nein."

Nein was? Seine Stimme ist dunkel, kalt und beherrscht. Ich traue mich nicht nachzufragen, zu welchem Zweck auch, er wird es mir eh nicht verraten, so wie ich ihn gerade einschätze. Er ist seltsam, diese ganze Situation ist seltsam. Schlussendlich lasse ich mich in den schwarzen gepolsterten Sitz fallen, was den jungen Mann neben mir beruhigt, sein Griff lockert sich und er steckt den Schlüssel in den Schlitz, dreht ihn sachte um und startet den Motor. Wenn ich über eine paar Sachen fast nichts weiß, dann schaffen es Autos und Computers ganz oben auf die Liste. Ich habe keine Ahnung, für was dieser komische Knüppel in der Mitte ist, den Herr Stolz gerade bedient oder wofür diese Zahlen stehen. Der Zeiger steht gerade auf 20, als wir aus der Ausfahrt fahren. Er steigt plötzlich auf 30, dann 40 und bleibt dann auf 50, sobald wir auf der langen Wohnstraße sind.

Seine Muskeln sind versteift, seine Körperhaltung aufrecht, sein Blick auf die Straße und das Geschehen vor sich gerichtet. Schweigen, unangenehme Stille, ich möchte etwas sagen, möchte ihm vielleicht danken, wenn ich es machen würde, würde mir Sakul bestimmt ein Ordnen verleihen. Wäre schon eine Sache wert, aber mein Mund möchte keine Worte preisgeben, keine Gedanken, die einem die Sicherheit nehmen. Obwohl ich diese Stille nicht aushalten kann fühle ich mich sicher. Aber nur bei ihm. Bei ihm. Bei meinem Lehrer. Diesen Mann, der sich Sorgen um mich gemacht hat. Aber er ist nur ein Lehrer, Lehrer machen so etwas für ihre Schüler, darin unterscheiden sie sich von anderen Menschen. Sie kümmern sich um die Kinder und Jugendlichen, weil es ihre Pflicht ist.

Mein Blick schweift über zur Straße, Autos fahren an uns vorbei, Ampel leuchten in grün, orange auf. Oder rot. Ich werde plötzlich nach vorne geworfen und bin kurz davor mit den Kopf auf etwas zu knallen. Ich schaffe es nicht mehr mich zurückzuziehen, habe nicht die notwendige Kraft. Bereite mich schon auf den Schmerz vor, der mich trotzdem unvorbereitet trifft. Hart auf hart. Ein Stechen jagt durch meinen Kopf und bereitet sich weiter aus, sodass mein ganzer Körper kurzzeitig vor Schmerz schreit um dann wieder zu verklingen, als wäre nichts gewesen. Das alles passiert in Sekundenschnelle, deshalb kann ich den erschrockenen betroffenen, aber auch wütenden Gesichtsausdruck meines Lehrers noch registrieren. „Wieso um Himmels willen bist du nicht angeschnallt? Zum Glück bin ich nicht zu schnell gefahren, sonst wäre es noch mehr ins Auge gegangen!"  Seine Stimme zittert ungewöhnlich, sodass ich seine Bestürztheit daraus hören kann.  Angeschnallt? Schon wieder ein Fremdwort, ich sollte mir wirklich ein Lexikon anschaffen. Er ist wirklich wütend auf sich oder mich, oder sogar auf uns beide?

Wie aus einer anderen WeltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt