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Wenn Mila an diesen einen Abend zurückdachte, erschien alles eigentlich recht normal. Auch wenn sie schon ahnte, dass das Essen nun nicht wirklich satt machen konnte – sie hatte ein paar Angestellte mit den Speisen umherwandern sehen –, war es ihr mittlerweile schon egal, was dort auf ihrem Teller liegen würde. Ihr Hunger bretterte schon dermaßen an die Tür, dass es nicht mehr auszuhalten war. Hauptsache es befand sich etwas essbares vor ihren Augen. Und selbst die Situation mit Yeonjun, bei der sie anfangs noch einige Bedenken hatte – es könnte unangenehm werden oder er würde sie zu sehr anstarren –, auch dieser Fall war bisher nicht eingetreten. Bis zu diesem Zeitpunkt dachte Mila noch, es sei ein angenehmer Abend. So gesehen nicht der Rede wert. Doch manche Dinge blieben ihr dann doch im Gedächtnis.

Mila hatte nun schon mindestens zehn Minuten auf die Speisekarte gestarrt. Immer wieder fragte Yeonjun, ob sie denn schon wisse, was sie bestellen werde, worauf sie ihm keine Antwort geben konnte. Zwar betonte er immer wieder, sie dürfe sich aussuchen, was sie wolle und er bezahle heute, doch war Mila eine Frau, die Anstand kannte. Ein solches Angebot sollte man da nicht einfach so annehmen. Und ihr Plan, sich das billigste auf der Karte auszusuchen, was wahrscheinlich eher eine Suppe oder ein Salat gewesen sein dürfte, ging leider nicht ganz so auf. Zumal kannte sie sich wenig mit der französischen Küche aus, was bedeutete, dass ihr der Name eines Gerichts nicht wirklich offenbarte, worum es sich handelte, und zudem waren die Preise auch noch in Won angegeben, was ihr das Umrechnen erschwerte und ihr den Preis nicht verriet. Die Situation war – so dachte Mila – aussichtslos. So fern man es so übertrieben wie sie ausdrücken wollte.

Der Kellner kam. Zuvor war er schon einmal da gewesen. Was sie denn gerne zu trinken hätten, hatte er dann gefragt. Für Mila ein Leichtes: „Ich hätte gerne ein Wasser", und damit wäre es auch gut gewesen. Nur Yeonjun hatte darauf bestanden, etwas Wein mit ihr zu trinken und hatte daher eine Flasche bestellt. Doch als er dann wieder vor ihnen stand, um erwartungsvoll ihre Bestellungen entgegenzunehmen und beide Männer nach Yeonjuns Wahl nun Mila eifrig anstarrten, wurde sie blass im Gesicht und entschied sich dann schließlich für den besten Ausweg.

„Ich nehme dasselbe. Danke". Zwar hatte sie bis dahin überhaupt keine Ahnung, was Yeonjun sich ausgesucht hatte und wie viel es kosten würde, doch würde es ihr bestimmt schmecken und sie wäre raus aus dieser unangenehmen Situation. Der Kellner verbeugte sich und verschwand erneut.

Yeonjun nippte an seinem Wein. Zuvor hatte Mila schon eine Frage auf der Seele gebrannt. Vielleicht war nun ein guter Zeitpunkt.

„Sag mal", er stellte hastig das Glas ab und sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an, „woher hattest du eigentlich meine Nummer, Yeonjun?"

Er fing an, sich am Nacken zu kratzen und lachte ein wenig. Er fühlte sich bloßgestellt. „Nun ja, weißt du", er legte beide Hände auf den Tisch und blickte Mila ernst an, „ich weiß, das war nicht wirklich besonders cool von mir. Ich hätte dich fragen sollen. Doch unser letztes Gespräch endete so abrupt und du sahst nicht besonders begeistert aus, als ich dich zum Essen eingeladen hatte. Da dachte ich, ich frage nochmal nach. Eine deiner Kolleginnen gab mir deine Nummer".

Mila rätselte. Sie hatte bereits die Lippen gespitzt, wollte nachfragen, wer genau ihm diese gab, da rutschte es ihm schon heraus. „Sora, es war Sora", Mila biss die Lippen zusammen und nickte bestätigend mit geschlossenen Augen. Sie hatte es ja schon geahnt. Fast musste sie ein wenig grinsen. „Aber sei ihr bitte nicht böse. Ich habe sie wirklich ausgequetscht, mir deine Nummer zu geben. Ich habe da Schuld, nicht sie", hing er noch dran.

Mila winkte mit den Händen ab. „Nein, nein, ist doch kein Problem. Ich hatte mich halt nur gefragt".

Er lächelte. „Also, sag mal, was machst du denn jetzt so, da dein Praktikum ja vorbei ist?"

Gold ain't shinin' // Choi YeonjunWo Geschichten leben. Entdecke jetzt