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Heute brach ihr letzter Tag an. Ungefähr drei Wochen hatte Mila hier gearbeitet. Sie saß in einem Meeting. Der alte Mann erzählte eine Geschichte von Zusammenhalt und „Teamwork ist alles". Mila hörte nur nebenbei zu. Sie ging in ihrem Kopf nochmal alle Erlebnisse durch. Die Freunde, die sie kennenlernen durfte und die schönen Erinnerungen. Und sie dachte auch an ihn.

Seit dem Tag, an dem Yeonjun ihr diesen Zettel hinterließ, kämpfte sie ständig mit ihren Gedanken. Irgendwie wollte er ihr einfach nicht mehr richtig aus dem Kopf gehen. Das kleine Stück Papier hatte sie immer dabei. Sie versteckte es in ihrer Handyhülle und hin und wieder mal zog Mila es heraus und las erneut über die Zeilen. Als sie an diesem Tag später nach Hause kam, machte sie es sich zur Aufgabe, endlich mehr über diesen besagten Yeonjun und seine Truppe herauszufinden. Schwer war es ja nicht. Sie kannte nicht einmal seinen ganzen Namen, doch wurde gleich fündig. Viel las sie dann aber auch nicht über ihn. Sie klickte ein Video an. Das, in dem er eines ihrer Outfits trug. Mila musste schon ab und zu lachen – vor der Kamera wirkte er so anders.

Die Begegnung mit ihm zählte bestimmt nicht zu den schönsten Erinnerungen von allen, doch blieb sie ihr noch lange im Gedächtnis. Und auch wenn sich Mila nicht wirklich für seine Arbeit als Musiker und Entertainer überzeugen konnte, sah sie ein, warum er so beliebt war. Fast schon wurde sie melancholisch bei dem Gedanken, sie würde ihn nie wieder sehen. Doch dann fasste sie sich wieder und sagte sich selbst, er hätte sie doch auch bald vergessen und er wäre einfach nur nett zu ihr gewesen. Aber irgendetwas hatte Yeonjun schon an sich. Sie konnte es schlecht erklären.

„Mila, passt du auf?", Sora saß neben ihr am großen Tisch und stupste sie mit dem Arm an. Sie unterbrach ihren kleinen Tagtraum. Mila wurde von allen Seiten angestarrt. Rund um den ovalen Tisch herum waren alle Augen auf sie gerichtet. Sie suchte verzweifelt nach einem Ausweg, bis der Chef dann tief seufzte und seine Frage an Mila wiederholte.

„Ob es dir gefallen hat, Mila? Gefiel es dir hier bei uns?"

Mila begriff schnell. Sie lachte etwas hysterisch, um nett zu erscheinen. „Oh... Ja, ja, mir gefiel es hier echt super!", dann beruhigte sie sich etwas und blickte in die Runde hinein. „Danke. Ehrlich", was auch wirklich ehrlich und ernst gemeint rüberkam.

Der Alte klatschte in die Hände. „Also, dann an die Arbeit!"

Schon im nächsten Moment fand sich Mila erneut in einem der weißen Vans und fuhr bereits zu einem neuen Schauplatz. Es sollte heute nichts Besonderes mehr sein. Bald kam das Wochenende, es war generell wenig zu tun. Sie sollten bloß ein paar letzte Kostüme abholen und vielleicht noch reinigen. Und wenn der Tag dann heute vorbei sei, würde der Chef allen ein Eis spendieren, was, wie Sora, die bereits seit Jahren hier arbeitete, dachte, nur ein Trick sei, um von seiner eigentlich ekelhaften Persönlichkeit abzulenken und sich bei den Praktikanten einzuschleimen. Aber so weit waren sie ja noch gar nicht. Zunächst mussten sie erst ihre Arbeit noch erledigen, was in der Realität dann schließlich doch schwerer erschien, als sie es sich eigentlich vorgestellt hatten.

„Meinte er das mit ‚ein paar letzte Kostüme abholen'?", Sora stand entsetzt vor dem riesigen Turm aus Kisten. Mila und ein paar andere standen mit offenen Mündern daneben. „Das kann doch wohl nicht sein Ernst sein", ergänzte sie dann noch.

Einer der anderen fragte leise: „Bekommen wir das überhaupt alles in unser Auto?", worauf Sora erst einmal seufzte, sich auf den Boden kniete, das Gesicht in den Händen vergrub und dann laut aufschrie.

Nachdem sie sich wieder aufgerappelt hatte und einen tiefen Atemzug nahm, deutete sie auf die zwei Praktikanten neben Mila. „Du und du – ihr kommt wieder mit. Los, packt schon mal ein paar Kisten ein", dann wendete sie sich an Mila: „Wir nehmen jetzt gleich ein paar mit, schmeißen sie Zuhause ins Lager und kommen dann mit einem weiteren Auto, um dich und die restlichen Kartons abzuholen". Dann lachte sie. „Okay? Alles verstanden? Du kannst schonmal anfangen, sie nach vorne zu tragen, dann sind wir nachher schneller beim Einladen", sie gab Mila nicht einmal mehr Zeit zu antworten. Jeder schnappte sich sogleich mehrere Kisten und ging erneut zum Van. Sie fuhren und Mila stand allein in der Lieferhalle.

Gold ain't shinin' // Choi YeonjunWo Geschichten leben. Entdecke jetzt