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Die Sonne schien direkt durch die großen Fenster des Gebäudes. Mila hielt sich geblendet die Hand vor und starrte seelenlos durch die Paneele neben ihrem kleinen Schreibtisch. Sie hatte schlecht geschlafen. Und selbst das schien noch untertrieben. Die ganze Nacht war sie wach gelegen. Sie hörte sich selbst nicht mehr, bei all den Ratschlägen, die ihr am Tag zuvor gegeben wurden. Hin und her riss es sie. Doch wem war nun zu glauben? Sollte sie ihm wirklich noch eine Chance geben oder war es doch ratsamer, auf die eigenen Gefühle zu hören? Verzweifelt schlug Mila den Kopf auf den Tisch. Ein lauter Knall war zu hören. Warum musste Liebe auch immer so kompliziert sein?

Lisa trat vor ihren Schreibtisch. „Alles in Ordnung bei dir?", sie berührte Mila sanft an der Schulter. Diese richtete sich blitzschnell wieder auf und lächelte ihr breit entgegen. „Na klar, warum denn nicht?", schoss es aus ihr.

Lisa deutete auf den roten Fleck, der sich langsam auf Milas Stirn bildete und immer größer wurde, doch wank schnell ab. „Ach egal. Du, hör mal: wir sind heute bei einem Shooting, ja? Das, von dem ich dir letztens erzählt habe. Hier geht es wirklich um viel."

Mila erinnerte sich. Schon an ihrem ersten Tag im Studio war die Rede von diesem Shooting. Musste ein großes Ding sein. Mehr als ein Dutzend Outfits hatte das Team um Lisa in der Zeit zuvor schon entwickelt. Lisa selbst redete nur noch hysterisch von irgendwelchen Bands, die dort sein und fotografiert werden müssen. „Normalerweise dürfte nichts mehr schiefgehen. Unsere Entwürfe haben wir schon vor Wochen in Auftrag gegeben und ein paar Tage, bevor du gekommen bist, waren die Künstler auch schon selbst zur Anprobe da. Also heute einfach nur noch einkleiden und hoffen, dass alles passt, oder?", Lisa lachte etwas gestresst.

Auch wenn Mila wenig an diesem Projekt mitgearbeitet hatte, freute sie sich dennoch. Lisa, Jimin und Puma schienen so glücklich darüber, dass ihr „großer Tag" nun endlich gekommen war. Und für Mila selbst war es wahrscheinlich eine gute Ablenkung. Das Einkleiden kannte sie ja bereits. Doch so richtig bei einem Shooting dabei sein, das war ihr noch neu. Da machte sich dann schon irgendwie ein Gefühl der Aufregung in ihr breit. Sie wollte unbedingt die Werke ihrer Kollegen sehen. Doch noch mehr brauchte sie einen Ortswechsel. Noch länger hier am Schreibtisch zu sitzen und über das Leben zu grübeln, hätte ihr wahrscheinlich Kopfschmerzen bereitet.

* * *

Bereits eine halbe Stunde später befand sich Mila am Ort des Geschehens. Es war ein riesiges Gelände außerhalb der Stadt, auf dem hier heute gearbeitet wurde. Große Hallen türmten sich nebeneinander. Normalerweise wurden hier in diesem Filmstudio Serien und andere Produktionen gedreht, doch auch die Musikwelt fand sich immer mal wieder hier, um beispielsweise Musikvideos zu produzieren, so wurde es Mila geschildert.

Mila war tatkräftig dabei. Nachdem sie aus dem Auto gestiegen war, rannten sie und ein paar andere schon zu den Lieferwagen und beteiligten sich daran, die wertvollen Kostüme auf den Kleiderstangen in eine der Hallen zu befördern. Mila folgte den Beschriftungen zu den Umkleiden, ging dann noch einmal die Liste, die ihr gegeben wurde, durch und stellte sicher, dass die verschieden nummerierten Kleidungsstücke schlussendlich auch im richtigen Raum zu finden waren. Kurze Zeit später wurde es dann draußen etwas lauter. „Sie sind da", sagte ein ihr fremder Mann aus dem Nichts und verschwand.

Lisa kam auf sie zugelaufen. „Mila! Also, hör gut zu: die Sänger kommen jetzt. Wir kleiden sie ein, schauen nachher bei ihrem Shooting zu und richten vielleicht noch ein oder zwei Dinge, sollte zwischendurch etwas nicht passen." Ganz außer Atem stützte sich Lisa auf die Beine. „Mein Gott, so viel Arbeit hatte ich ja schon lange nicht mehr", doch kurz darauf richtete sie sich erneut auf und presste Luft durch ihre Lippen. „Ich bin dort hinten in diesem Zimmer. Du weichst bitte nicht von meiner Seite."

Gold ain't shinin' // Choi YeonjunWo Geschichten leben. Entdecke jetzt