Kapitel 1

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Unruhig wippte ich mit meinem Bein auf und ab. Das lange Sitzen in der Uni war die reinste Qual. Mein Laptop stand aufgeklappt vor mir und ich tippte alles Wichtige ein, was der Prof vorne erklärte und zeigte. Mein Block, der neben dem Laptop lag, war voll mit Übungsaufgaben und Kritzeleien.
Wenn ich gerade nicht auf dem Pc rumtippte, spielte ich mit dem Kulli und malte den Rand des Blattes voll. Mein Handy lag auf der oberen Hälfte des Blocks, wo schon Übungen aufgeschrieben waren.
So sah mein Platz immer aus, während der Vorlesungen.
Wieder schmiss der Prof eine Übungsaufgabe über einen Beamer an die weiße Wand des Vorlesungsraumes. Beim Abschreiben und Lösen kaute ich bewusst wieder auf meinem Kaugummi rum und spielte mit der Zunge an meinem Lippenpiercing. Mit der freien Hand kratzte ich an dem Gurt meines Rucksackes, der neben mir auf dem Stuhl stand.
Ich musste immer was zu tun haben. Mit den Händen irgendwas machen, Kaugummi kauen, mit dem Bein wippen. Irgendwas. Oftmals rieb ich mit meinen Daumennagel einfach über irgendeinen Stoff und krazte etwas dran. Das war mein Tick. Damit konnte ich mich auch besser konzentrieren.
Als ich die Übung fertig hatte, bemerkte ich, dass es nur noch ein paar Minuten sein würden, bis ich endlich nach Hause gehen kann.

Während die Meisten noch über den Aufgaben gebeugt saßen oder gelangweilt umherschauten, begann ich schon, die heutigen Notizen auf meinem Laptop etwas zu überarbeiten. Rechtschreibfehler raus, alles etwas schöner formatieren oder ergänzen. Dann müsste ich zu Hause nicht mehr so viel machen.

Schließlich wurden wir endlich entlassen. Ich klappte mein Notebook zu, packte meine Sachen ein und nahm die Kopfhörer aus meinem Rucksack. Diesen schwang ich mir über die Schultern und mit Musik im Ohr verließ ich das Unigebäude. Die Sonne schien auf mich herab, die drückende Hitze senkte sich auf meine Brust und erschwerte mir das Atmen. Mit den Jahreszeiten bin ich nie zufrieden, entweder zu warm oder zu kalt. Selbst im Frühling bin ich nicht glücklich mit dem Wetter. Schon ziemlich verdreht.

Wenn mich jemals jemand fragen würde, wie ein Engel aussieht, dann wüsste ich sofort, wie ich antworten müsste. Und wenn mich jemand fragen würde, wie der Teufel aussieht, würde ich ihm genau die gleiche Antwort geben. Ich könnte ihm sogar ein Bild zeigen, wie meine Vorstellung von den beiden Geschöpfen aussieht.

Schwarze, wellige Haare, die in der Sonne glänzen, deplatziert und doch irgendwie plaziert aussehen, sodass es schon an die Unmöglichkeit grenzt.
Reine, glatte Haut, die im Licht der Sonne hell zu strahlen scheint, aber im künstlichen Licht leicht gebräunt schimmert.
Eine kräftige Kieferpartie, die aber gleichzeitig weich gezeichnet aussieht.
Ein Mund, der in einem Moment zu einem desinteressierten Strich gezogen ist, aber im nächsten Moment zu einem breiten Grinsen geformt wird, und dabei zwei perfekte Zahnreihen preisgibt.

Und verdammt, diese Augen.

Die Augen, gleichzeitig so ausdrucksstark, dass man die Aura mehrere Meter weit spürte, und sanft, dass man in ihnen versinken könnte.
Das Grün sah außergewöhnlich aus und steht im Kontrast zu den schwarzen Haaren.

Als hätte Gott sich nicht entscheiden können, ob in diesem perfekten Körper nun ein Engel oder ein Teufel leben sollte. Er hat einfach beide zusammen gewürfelt und das atemberaubende Geschöpf auf die Erde geschickt, im Wissen, dass die Normalsterblichen -sprich ich- mit dieser Dualität nicht umgehen können.

Eben jenes Abbild meiner Definition von Engel und Teufel stand gerade mit seinen Freunden auf dem Campus und unterhielt sich mit ihnen.

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Heartattack • TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt