Kapitel 5

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Jungkook P.o.V

An einem Freitag zogen sich die Vorlesungen immer ins Unermessliche.
Alle sagen Montag wäre der schlimmste Tag der Woche, für mich war es eindeutig Freitag.
Zugegeben, ich konnte ausschlafen, weil ich die ersten zwei Vorlesungen regulär frei hatte, dafür musste ich bis zur 6. Vorlesung bleiben. Und somit bis nachmittags in der Uni hocken.

Gerade saß ich in der dritten Vorlesung und versuchte alles Wichtige mit zu tippen, was der Dozent vorne mit einer Powerpoint zeigte. Die Folien waren hoffnungslos überfüllt und die eigentlichen Stichpunkte waren lange, verschachtelte Sätze, was es nochmal schwerer machte.
Ich war schnell im Tippen. Nach dem zweiten Semester habe ich mich das 10-Finger-Tippsystem angeeignet, da ich gemerkt habe, dass es sonst ziemlich knapp werden würde... aber in den Vorlesungen von diesem Dozenten kam ich trotzdem kaum mit, weswegen ich Fotos von der Tafel machte, wenn er mal zu schnell weiterschaltete.
Dazu werde ich mir wohl das Skript anschauen müssen, um was Vernünftiges daraus zu schustern.

Das einzig Gute an diesem gehetzten Schreiben war, dass man die Zeit völlig aus den Augen verlor und sie somit ziemlich schnell verging. Gerade, als ich die Folie fotografierte, war die Vorlesung vorbei und der Dozent entließ uns.

Ich seufzte. Das dauert wieder, bis ich das gemacht habe....vielleicht schaffe ich ein bisschen nebenbei in der nächsten Stunde.

Nachdem ich alles eingepackt und meinen Rucksack geschultert hatte, ging ich aus dem Raum zum Nächsten. Ich schaute beim Gehen kurz auf mein Handy.

Aber ich packte es schnell weg, als ich bemerkte, dass einige Blicke auf mich gerichtet waren. Bildete ich es mir nur ein?

Was hast du erwartet, Jungkook? Gestern in der Mensa waren wir nicht die Einzigen. Da waren auch noch andere Studenten, die bestimmt genauso verwundert waren, dass Taehyungs Gruppe Zuwachs bekommen hatte, wie du es gewesen wärst.

Ich seufzte leise und verschwand im Raum.
Wie immer setzte ich mich in die letzte Reihe, holte Laptop, Block und Handy raus und plaziert alles wie immer.
Mit wippenden Knie schaute ich auf den Notebook und schrieb etwas an den Aufzeichnungen umher, bis der nächste Dozent kam und die Vorlesung zog sich in die Länge, genau wie mein Kaugummi, den ich schon seit der ersten Stunde kaute.

Ich trat gerade aus dem Unigebäude auf den Campus und sah mich suchend um. Normalerweise würde ich mich jetzt auf eine Bank setzten und meinen Laptop rausholen. Je mehr ich in der Uni schaffte, desto weniger müsste ich zuhause machen.
Aber dieses Mal war ich ja eingeladen, mich zu den Jungs zu stellen.
In der Mensa war ich zugegeben sehr unsicher, aber ich merkte schnell, dass die Jungs ziemlich gut drauf waren. Wir haben uns echt gut verstanden und meine Anspannung fiel immer mehr von mir. Ganz verschwinden konnte sie aber nicht, da Taehyung immer noch seine gleichgültige Maske aufbehielt.
Warum auch immer er das tat.

Nachdem ich die Gruppe ausfindig gemacht habe, ging ich auf sie zu. Nur Taehyung fehlte noch. Als mich die drei sahen, lächelte sie mir freundlich zu und begrüßten mich, als ich bei ihnen ankam.
Ich kannte sie noch nicht lange und immernoch fühlte ich mich ein kleines bisschen unwohl, weil ich Angst hatte, mich ihnen aufzudrängen. Aber sie würden schon was sagen und da ich eigentlich eine selbstbewusste Person war, schon ich meine Bedenken erstmal zur Seite.

Wir redeten gerade über die letzte Vorlesung, als Taehyung auch kam und sich neben mich stellte.
"Jeon."
"Kim."
Ich muss zugeben, er schüchterte mich mit seiner Präsenz ein. Seine dunkle Aura umgab mich förmlich und drückte auf meine Selbstsicherheit. Ich schaute kurz zu ihm und betrachte sein Profil.

Engel.

Dann sah er mich mit seinen stechenden, grünen Augen an, als ob er direkt in meine Seele schauen konnte. Ein Schauer lief mir über den Rücken bei diesen Blick.

Teufel.

Ich wendete meinen Blick ab und dann schoss mir eine Frage in den Kopf, die mich stutzen ließ.
Ich drehte meinen Kopf wieder zu ihm und schaute ihn verwirrt an.

"Sag mal....woher wusstest du eigentlich, wann ich eine Freistunde habe und wir uns alle nur in dieser Pause treffen können?"

Als keine Antwort kam, begann ich nervös mit der Zunge an meinem Lippenpiercing rumzuspielen und es hin und her zuschieben. Taehyungs Blick flatterte kurz zu dem Metall, dann wieder zu meinen Augen.

"Ach, der Junge hat sich deinen Stundenplan ausgedruckt, als er deinen neuen Laptop eingerichtet hat.", lachte Namjoon nach ein paar Sekunden.

Ich schaute irritiert zu dem Blonden.
"Hm?"
Aaahhh, die intelligente Seite von Herrn Jeon Jungkook kam wieder zum Vorschein. Geil...
"Taehyung hat sich auch unsere ausgedruckt, um immer zu wissen, wann wir zusammen frei haben.
Mit anderen Kommilitonen will unser Herr Kim ja nichts machen.
Außer offensichtlich mit dir.", erwiederte Jin und grinste Taehyung an.

Selbstbewusstsein wieder gepusht.

Auch ich blickte wieder zu dem jungen Mann neben mir und schenkte ihm ein amüsiertes Grinsen.
"Ach so ist das, interessant.", sagte ich mit einem spöttischen Unterton.
Taehyungs Blick begegnete meinem und seine Mundwinkel zuckten bei meinen Worten kurz nach oben. Ein amüsiertes Funkeln stahl sich in seine Augen.

Ich kriege dich schon noch geknackt, Kim Taehyung.

Heartattack • TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt