Kapitel 15

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Am Abend saß ich mit meiner Mom vor dem Fernseher und zusammen schauten wir irgendein Film, der gerade lief.

Taehyung ist nach dem Abendbrot gegangen. Er meinte, dass seine Mutter bestimmt nicht vor seiner Wohnung campieren würde, um ihn zu treffen und wenn doch, könne er einfach bei Jin übernachten.

Ich schaute nachdenklich auf den Fernseher, ehe ich meine Gedanken laut aussprach.

"Glaubst du, Oma hätte was dagegen, wenn ich noch jemanden mitnehme?"

Wieder dachte ich an den Ausdruck des Älteren, als er von dem Dorf erfuhr.

So glücklich und begeistert.

"Ich finde, das ist eine schöne Idee. Taehyung hatte es anscheinend nicht leicht mit seinen Eltern und ein Wochenende raus aus der Stadt würde ihm bestimmt gefallen. Seid ihr denn schon so gut befreundet, dass er mitkommen würde?"

Ich zögerte...

"Ich weiß nicht so wirklich. Also wir sind befreundet und er taut in meiner Gegenwart auch auf. Aber irgendwie behandelt er mich trotzdem anders, als die Anderen. Er provoziert so viel ....ich weiß ehrlich gesagt nicht genau, in welcher Beziehung wir jetzt wirklich stehen.", murmelte ich vor mich hin.

"Ach Jungkook....ich denke schon, dass der hübsche Junge dich sehr mag. Frag ihn einfach morgen in der Uni, was er von einem Wochenende auf dem Land halten würde. Ruf Oma gleich an, ob das in Ordnung geht. Sie muss ja Bescheid wissen, wie viele Gäste sie versorgen soll."
Meine Mutter lächelte mich herzlich an und ich erwiederte.

Ich traute mich schlussendlich erst am Donnerstag, ihn zu fragen.
Ich weiß nicht, wovor genau ich Angst hatte.
Eine Ablehnung?
Dass er mich auslachen würde?
Warum zum Teufel sollte er das machen?
Jungkook, jetzt krieg mal deine Zweifel in den Griff und frag ihn einfach!

"Taehyung?"
Ich hielt den Studenten, der vor mir ging, an seinem Pulli fest, sodass er stehen bleiben musste.
Er drehte sich zu mir und brummte fragend auf.
Die anderen Jungs gingen fröhlich quatschend zurück ins Gebäude, wo gleich die nächste Vorlesung stattfinden würde.

Sie bemerkten gar nicht, dass wir stehen geblieben sind.

"Ähh also ich hätte da mal so eine.....Frage... Ich weiß das klingt echt bescheuert und du kannst natürlich auch nein sagen, aber....hättest du Lust....naja also willst du mich am Wochenende begleiten, wenn ich zu meiner Oma auf's Dorf fahre? Ich hatte sie schon gefragt, sie meinte, dass mehr Gesellschaft immer schön ist....also nur wenn du willst."

Goooottt, also stottern is ja mal ganz originell Jungkook, wirklich ganz großes Kino, wie du dich hier wieder zum Ochsen machst.
Mein Verstand maulte mich weiterhin voll, während ich etwas unsicher auf den Boden schaute. Nervös schob ich mein Lippenpiercing mit der Zunge hin und her.
Erst nach einigen Sekunden schaute ich in das Gesicht des Engels, weil von eben jenem keine Reaktion kam.

Ich blickte direkt in ein leuchtendes Augenpaar. Er musterte mich so intensiv und mit einer grundtiefen Freude, dass ein wohliges Schauer durch meinen Körper schoss.
Er nickte hastig und biss sich leicht auf die Lippen, die sich immer mehr zu einem breiten Grinsen verzogen.

So wunderschön!

Ich konnte nicht anders, ich musste ihn einfach anstarren. Diese kindliche Begeisterung, diese Euphorie. Das war einfach zu viel für mich.
Wusste Taehyung eigentlich, dass er wunderschön ist?
Hatte es ihm schon jemand gesagt?
Haben es ihm schon alle Menschen gesagt, die ihm begegneten?
Hatte ich es ihm schon mal gesagt?
Er verdient es, das zu hören.
Er verdient es, jeden Tag zu hören, dass er wunderschön ist.
"Du bist so schön...", murmelte ich vor mich hin und legte meinen Kopf schief.

Wie hypnotisiert betrachtete ich weiterhin sein Gesicht.
Ich beobachtete bis ins kleinste Detail, wie seinen fröhlicher Ausdruck einem Überraschten wich und sich danach ein freches Grinsen auf seine perfekten Lippen legte.

Wie sie sich wohl anfühlen?

Nur sehr langsam sickerte die Information zu meinem Gehirn durch, dass ich gerade laut ausgesprochen hatte, was ich eigentlich für mich behalten wollte.

...och scheiße...

Meine Augen weiteten sich bei der Erkenntnis schockiert, Hitze schoss mir in die Wangen und ich spannte meinen Körper an.

Ich wollte gerade eine Ausrede suchen, um so schnell wie möglich aus dieser peinlichen Situation zu fliehen, da trat Taehyung einen Schritt auf mich zu.
Hätte er nicht im selben Moment seinen Arm um meine Taille gelegt, wäre ich vor Schreck nach hinten gesprungen. Er zog mich an seinen Körper, sodass sein Gesicht genau vor meinem war und sich unsere Nasenspitzen berührten.

Taehyungs Wärme ging auf mich über, während er mich aufmerksam musterte, mit einem großen Grinsen im Gesicht.

"Und ich dachte schon, du fragst nach einem Date. Aber ja, ich würde sehr gerne mitfahren.", hauchte er mit seiner tiefen, ruhigen Stimme.

Ein Date? Wie kommt er denn darauf?
Aber die bessere Frage ist: Wie wäre seine Antwort?
Ich versuchte mich wieder zu beruhigen und legte provozierend meine Hände an seine Brust.

"Was wäre denn deine Antwort gewesen, hätte ich nach einem Date gefragt?", flüsterte ich schon fast und schaute ihn herausfordernd an.

Seine Aura verstärkte sich, sie nahm mich völlig ein, während er sich langsam zu meinem Ohr vorbeugte.

"Frag mich und dann bekommst du deine Antwort, Jeon."
Sein heißer Atem streifte mein Ohr und eine Gänsehaut legte sich auf meine Haut.
So ein verdammter Teufel.

Er verharrte in der Position, verstärkte sogar seinen Griff um meinen Körper und zog mich so noch ein Stück dichter. Er wartete.

Nun fordert er mich heraus, ob ich mich traue oder nicht.
Gerade, als ich meinen ganzen Mut zusammengekratzt hatte und ihn tatsächlich fragen wollte, wurde der Moment zerstört.

"Taehyung, Jungkook! Kommt ihr? Die Vorlesung hat schon angefangen!", hallte die Stimme von Jin über den Campus und ich zuckte kurz zusammen.

Taehyung atmete hörbar aus. Ihn schien das auch gerade eine unpassende Unterbrechung zu sein.

"Na immerhin hast dieses Mal nicht du den Moment zerstört, Kim.", feixte ich, lachte auf und schlag meine Arme kurz um ihn, sodass wir uns jetzt umarmten und einen Schritt nach hinten taumelten.

Er seufzte. "Da hast du Recht, aber keine Sorge. Das nächste Mal werde ich meine Pflicht wieder erfüllen. Verlass dich darauf!"

Ich grinste. "Du bist doch bescheuert, Kim Taehyung!"

Heartattack • TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt