Akt 2: Kapitel 2

201 18 2
                                    

Liam

Jetzt stürmt er einfach aus dem Zimmer. Der hat ja gar keine Nerven. 

Ich meine, ich verstehe ihn. Eine Verletzung im Spitzensport kann scheiße sein. 

Und das, was er erzählt hat, ist auch nicht ohne, aber ich kann es, wie ich gesagt habe, auch nicht mehr ändern.

Schlimmer finde ich es, dass er mich beim Kotzen erwischt hat. Wenn er das irgendjemanden erzählt, fliege ich kopfüber von der Schule.

Ich darf mir einfach keinen Kopf darüber machen. 

Deshalb klettere ich vom Bett runter, denn schlafen gehe ich noch nicht. Es ist ja erst 7 oder so.

Vom Schreibtisch schnappe ich mir mein Handy und verlasse das Zimmer.

Im Gemeinschaftsraum sitzen ein paar andere Jungs mit ihren Laptops und ihrem Schulzeug.

„Hey Liam! Schau dir das mal an. Das ist voll krass", deutet mir Dennis zu. 

Ich lasse mich zwischen ihm und Dino fallen und schaue auf seinen Laptop. Alle anderen, die mit am Tisch sitzen schauen auch gespannt darauf.

Dennis startet das Video. Es ist von irgendeinem Autorennen. Auf einmal rast ein dunkelblaues Auto mit Vollgas in die Wand.

Sofort zucke ich zusammen. Auch die anderen zucken zusammen und schauen Dennis entgeistert an.

Doch ich habe aufgeschaut und blicke direkt in die eisblauen Augen meines neuen Zimmerkollegen. 

Er sieht bestürzt auf Dennis' Laptop. 

Keine Ahnung, wie lange er schon dort steht, aber sicher lange genug, dass er das Video gesehen hat. Kaum habe ich aufgeblickt, dreht er sich um und läuft davon.

Von den anderen hat ihn keiner bemerkt. Eigentlich sollte mir egal sein, wie es ihm geht. Doch irgendwas gibt mir das ungute Gefühl, dass das nicht irgendein Unfall war, sondern seiner.

Deshalb springe ich auf und möchte ihm nachgehen, doch werde von Dennis aufgehalten. 

„Wo willst du hin? Du bist doch grade erst gekommen?", fragt er. „Ich gehe noch ein bisschen ins Gym. Du weißt schon, Bauchmuskeln trainieren", lüge ich ihm eiskalt ins Gesicht.

Ohne auf eine Antwort zu warten, verschwinde ich in die Richtung, in die auch Jüri verschwunden ist.

Ohne Plan laufe ich durch das Internat und ende dann auch schon in der Schule. Eigentlich wollte ich schon wieder umdrehen, denn ich kann mir nicht vorstellen, Jüri hier irgendwo zu finden.

Doch dann höre ich ein leises Schluchzen. Das muss er sein. Immer weiter folge ich den Geräuschen, bis ich ihn endlich finde.

Alleine sitzt er in einem Studio und lehnt an der Wand. Immer wieder rollen ihm Tränen über die Wangen.

„Alles ok?", frage ich vorsichtig, als ich den Raum betrete. „Siehts so aus?", fragt er mit heiserer Stimme nach. Ohne ein etwas zu sagen, setzte ich mich neben ihn.

Obwohl ich ihn nicht kenne und ich ihn auch nicht wirklich mag, habe ich das Bedürfnis mich um ihn zu kümmern.

„Willst du mit mir reden?", frage ich leise. 

„Wofür? Dass ich dir mein Herz ausschütte, du es dann  nimmst und in den Dreck schmeißt? Ganz sicher nicht", meint er leise, aber aufgebracht.

Ok, da hat er einen Punkt. Ich habe vorhin wirklich nicht sonderbar freundlich reagiert.

„Es tut mir leid, wie ich vorher reagiert habe. Das war echt nicht angebracht. Ich habe einfach nicht gewusst, was ich drauf sagen soll", erkläre ich ihm dann genauso leise. 

Langsam nickt er und lässt seinen Kopf auf meine Schulter fallen.

Keine Ahnung, aber sein Atem auf meiner Schulter macht mich dezent nervös. 

„Wo bist du vorhin hingelaufen?", frage ich mit stockender Stimme. 

„Ich bin raus. Ich habe frische Luft gebraucht und habe meinen besten Freund aufgeweckt", meint er und grinst kurz bei den letzten paar Worten.

„Wie ist das bei euch? Klebt ihr Fahrer auch immer auf einem Haufen, oder habt ihr auch Zeit für euch?", frage ich ihn. 

Diese komische Vertrautheit macht mich neugierig, wie es in einer anderen Welt aussieht.

„Also wir Fahrer kleben meist nur an den Rennwochenenden zusammen. 

Wir sind in verschiedenen Teams und Junior-Programmen von großen Formel 1-Teams. Da kann es vorkommen, dass man sich in der Zeit zwischen den Rennen überhaupt nicht sieht. 

Gott sei dank ist, ich meine war, mein bester Freund mein Teamkollege", erklärt er und seufzt beim letzten Satz. 

Ich nicke nur und dann herrscht Stille.

Es ist keine unangenehme Stille. Es ist mehr eine nachdenkliche Stille. 

Immer mal wieder spüre ich, wie eine Träne in mein Shirt sickert, was mir verrät, dass Jüri immer noch weint.

Langsam nehme ich einen Arm und lege ihn um ihn. Irgendwie möchte ich, dass es ihm besser geht. 

Vielleicht können wir uns wirklich anfreunden, obwohl unsere Welten so verschieden sind.

Ohne Worte sitzen wir in dem dunklen Ballettstudio. Immer wieder streiche ich ihm mit einer Hand über seinen Arm. 

Nach einer kurzen Zeit hört er sogar auf zu weinen.

„Danke", flüstert er zu mit hoch, denn sein Kopf liegt immer noch auf meiner Schulter. 

Ich blicke zu ihm runter. Direkt in seine eisblauen Augen.

Viel zu gefangen bin ich in diesen, dass ich merke, wie nahe wir uns eigentlich sind.

Seine Augen wandern von meinen Augen zu meinen Lippen und wieder rauf. 

Auch ich kann mir nicht verkneifen seine wunderschönen Lippen anzustarren.

Immer näher kommen sich unsere Gesichter, bis ich seinen Atem auf meinen Lippen spüren kann.

„Was machst du da?!", schreit mein Unterbewusstsein. 

Doch mich leiten nur meine Triebe, die mir sagen, küsse diesen absolut heißen Typen vor dir.

Keine Sekunde später lehne ich mich nach vorne und verbinde unsere Lippen zu einem wundervollen Kuss. 

_________

Huhu! Ein neues Kapitel!!

Ich entschuldige mich schon mal im voraus für den fiesen Cut ;)

Ich hoffe es gefällt euch!

DANKE für 100 reads 🥺
Ihr seis die Besten!!

Deux Mondes - eine BoyxBoy Story (Liam Lawson x Jüri Vips)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt