Jüri
Was ich hier genau machen, weiß ich auch nicht. Ich weiß nur, dass es sich absolut gut anfühlt.
Vor ein paar Minuten noch habe ich mir meine Augen ausgeheult wegen ihm und jetzt sitzen wir da und küssen uns.
Seine Lippen sind wundervoll. Sie streichen sanft über meine und lassen mich alle meine Sorgen vergessen.
Doch Abrupt löst er sich von mir und sieht mich mit großen Augen an. „Was tust du?“, fragt er mich entgeistert. „Du hast angefangen!“, schalte ich sofort in die Defensive. „Aber du hast erwidert!“, schreit er zurück.
„Nur weil du keine Gefühle hast, musst du mich jetzt nicht anschreien!“, fauche ich zurück und stehe auf.
„Wo willst du hin?“, fragt er mich ganz entsetzt, als dürfte ich mich nicht frei bewegen. „Dorthin wo du nicht bist“, gebe ich zurück und gehe.
Erneut ziehen mich meine Beine vor die Tür. Was ist gerade passiert? Wir haben uns geküsst und dann haben wir uns wieder angeschrien. Der Tag war viel zu verrückt, um wirklich geschehen zu sein.
Ich ziehe mein Handy aus der Hosentasche und suche wieder einmal die Nummer von meinem besten Freund.
Nach ein paar Mal Klingeln hebt er ab. „Du brauchst einen ganz guten Grund, warum du mich schon wieder weckst. Es ist 6 in der Früh.“, mault mich mein bester Freund an. „Wir haben uns geküsst“, hauche ich ins Handy.
„IHR HABT WAS?!“, schreit er durchs Handy, sodass ich fast Taub werde. „Wir haben uns geküsst“, wiederhole ich mich.
„Also geküsst oder richtig geknutscht also mit Zunge und rumfumm-“. „Nein. Wir haben uns nur geküsst. Nur Lippe an Lippe. Sonst nichts“, unterbreche ich ihn.
„Ist er wenigstens heiß?“, fragt er mich. Hat er mich jetzt nicht wirklich gefragt, oder?
„Ja, er ist heiß. Du kannst ihn, glaube ich googeln“, erkläre ich ihn. „Warte kurz. Ich habe sein Whatsapp. Er hat ein Foto von sich als Profilbild“, sage ich und mache einen Screenshot. Sofort schicke ich es an Marcus, welcher sofort eine Antwort gibt.
„Sheesh. Der Junge ist fresh. Ne, ernst jetzt. Der schaut voll eingebildet aus. Überlege bei dem doppelt und dreifach, ob du die Beine breit machst“, meint er und kichert danach.
„Du bist mir auch keine Hilfe. Ich muss mit dem im selben Zimmer schlafen. Wir kennen uns seit grade mal ein paar Stunden und schon sind wir am knutschen. Das mache ich sonst nie!“, rege ich mich auf.
„Ich will ja nichts sagen, aber ich glaube dein Herz sagt dir schon genug. Du verdienst es auch, glücklich zu sein“, meint er. „Ich gehe wieder schlafen. Wenn du was brauchst schreib mir, ich schreib dir irgendwann zurück. Man sieht sich“, verabschiedet er sich von mir und legt auf.
Mein Herz sagt mir schon genug. Ja klar, Marcus. Weil ich mich in jeden erstbesten verliebe. Naja, so richtig verliebt war ich noch nie. Nur so kindlich. So auf dem Spielplatz herumlaufen und Händchenhalten. Mehr war da noch nie.
Noch eine Weile stehe ich vor dem Gebäude, bis ich die kalte Luft noch einmal scharf einatme und wieder reingehe.
Im Zimmer angekommen setzte ich mich langsam auf mein Bett. Kann das wirklich wahr sein? Liebe auf den ersten Blick gibt es doch nur in Disney-Filmen und in Kitsch-Romanen.
Ich stehe auf, um noch ein bisschen meine anderen Freunde, welche in Europa sind, zu nerven. Doch schon zum zweiten mal an diesem Tag höre ich komische Geräusche.
Liam kann doch nicht schon wieder Kotzen, oder? Der hat ja nichts mehr gegessen. Und getrunken hat er auch nur das Wasser, dass ich ihm gegeben habe.
Doch das Geräusch hört sich anders an, als vorhin. Es hört sich an, als würde im Bad jemand weinen.
Ich möchte schon die Bad-Tür öffnen, doch plötzlich ertönt ein Knall, als ob jemand ein Fenster eingeschlagen hätte.
Mit Schwung reiße ich die Tür auf und sehe Liam, welcher sich seine Hände hält.
„Was hast du schon wieder gemacht?!“, schreie ich ihn regelrecht an. Mein Blick schweift zu dem kaputten Spiegel. „Kann dir doch egal sein“, mault er mich an und sieht auf seine Hände.
„Hast du den Spiegel eingeschlagen?“, frage ich ihn ruhig. Er scheint mir aggressiv. Im Aggressions-Präventions Kurs habe ich gelernt, dass man ruhig an die ganze Sache rangeht.
„Kann sein?“, murmelt er und sieht wieder auf seine Hände. „Zeig her. Vielleicht hast du Splitter in deiner Wunde“, meine ich ruhig und deute zu seinen Händen runter.
Auf den Knöcheln ist Blut. Er hat wohl mit voller Kraft gegen den Spiegel geschlagen.
„Komm mit“, sage ich und ziehe ihn wieder ins Zimmer.
Irgendwie ist er wie in Trance. Ich drücke ihn auf mein Bett und er bleibt einfach steif so sitzen und blickt immer noch auf seine blutenden Knöcheln.
„Ich komme gleich wieder. Bleib einfach da sitzen“, erkläre ich Ihm und stürme aus dem Zimmer.
Irgendjemand muss ihm helfen. Am besten jemand, dem Liam vertraut.
Im Gemeinschaftsraum sitz ein Junge, der vorhin auch schon dort gesessen hat.
Ich gehe auf ihn zu und bleibe vor ihm stehen. Er blickt auf zu mir und lächelt mich an.„Hi. Ich bin Ollie. Du bist sicher Jüri, oder?“, stellt er sich vor.
Obwohl er der erste nette Schüler hier ist bin ich voll in Hektik wegen Liam.
„Hi, ja, ich bin Jüri. Ich brauche Hilfe“, erkläre ich ihm.Auch sein Gesichtsausdruck wird ernst. „Ist was mit Liam?“, ratet er.
„Ja“, hauche ich und laufe wieder zum Zimmer. Ollie läuft mir nach.Liam sitzt wie vorhin auf dem Bett und starrt auf seine Knöcheln.
„Oh nein, nicht schon wieder“, seufzt Ollie neben mir und holt sein Handy raus. Er tippt ein paar Mal herum und setzt sich auf den Boden.
„Jetzt warten wir“, meint er und blickt zu mir. „Auf wen?“; frage ich verwirrt. „Will hat die Rettung verständigt. Die kommt jetzt gleich", erklärt er mir ruhig.
Zehn Minuten später kommt William mit ein Paar Sanitätern herein. Sie legen Liam auf eine Trage und fahren mit Ihm raus.
„Keine Sorge, Liam. Die werden wir helfen“, flüstere ich ihm zu während sie ihn in den Rettungswagen reinschieben.
________
Ich bin wieder da mit einem Neuen Kapitel!
Bitte killt mich nicht dafür, dass ich Liam leiden lasse. Es tut mir leid :((
Hoffe es gefällt euch trotzdem! :)
![](https://img.wattpad.com/cover/309961418-288-k645199.jpg)
DU LIEST GERADE
Deux Mondes - eine BoyxBoy Story (Liam Lawson x Jüri Vips)
Hayran KurguDer 16-jährige Liam Lawson hat sich seine Tänzerkarriere wohl anders vorgestellt. Mit 11 von zuhause weggezogen um auf eine der renommiertesten Ballettschulen der Welt zu gehen, die British Royal Ballett Academy. Dort erwartet er, dass er Stücke tan...