be with me

5. Loyalität

*Hast du bock rüber zu kommen?*

*Der Herr ist also von den toten auferstanden? * antwortete ich Marc.

*So zimlich, also was ist?*

*10 Minuten* texte ich zurück und ging nach unten. Meine Eltern waren noch unterwegs, also ging ich kommentarlos aus dem Haus. Ich zog die Tür zu und warf meine schwarze Lederjacke über. Bei dem Gedanken an morgen musste ich grinsen, also eigentlich grinste ich den ganzen Tag, seid sie mir geschrieben hatte, dass sie sich treffen wollte. Dauernd dachte ich darüber nach, wie sie wohl im Sonnenlicht aussehen würde. Ob sie wohl immer so dunkel geschminkte Augen hatte? Es hatte etwas verführerisches gehabt sie so zu sehen, fast mysteriös.

Aufwachen! Und über solche belanglose Dinge zerbrach ich mir schon den ganzen Tag den Kopf.
So ein Schwachsinn! Vielleicht verarscht sie mich auch nur? Schließlich war sie viel älter als ich und was wenn sie einen Freund hatte?
Über was machte ich mir eigentlich Gedanken? Das ich eine Chance bei ihr hätte? Junge, du kennst sie nicht einmal! Du hast sie erst zweimal gesehen.

Aber das reichte um mich zum schwärmen zu bringen...

Ich klopfte an Marc's Haustür, denn die Klingel war seit Jahren kaputt.
Janine öffnete mir und begrüßte mich.
"Naaaaaaaa süßer." Sagte sie und prustete los.
"Was ist denn mit dir passiert?" Fragte ich. Diese Familie war manchmal echt merkwürdig.
"Ich hab gehört du stehst jetzt auf Ältere." Zwinkerte sie mir zu.
"Ach quatsch. Dein Bruder labert zu viel dummes Zeug." Mein Gott, musste er ihr denn alles erzählen?
"Nur das es klar ist, ich suche niemanden.. also nicht das du unansehnlich wärst. ."
"Janine!" Unterbrach ich sie. "Du bist die Schwester meines besten Freundes, also quasi meine Fast-Schwester!".
Schockiert sah sie mich an. "Aber ich dachte. .. wir beide... findest du mich nicht attraktiv?"
What the -?! Sie musste meinen Gesichtsausdruck richtig gedeutet haben, denn sie fing wieder an zu lachen.
"Nur ein Scherz! Beruhig dich... Bro." Wobei sie beim letzten Wort die Augen verdrehte. Versteh einer die Frauen!
Ich ging die Treppen hoch und klopfte an Marc's Tür und ging rein.
Er lag auf dem Bett und sah fern. Als er mich sah, setzte er ein schelmisches Lächeln auf.
"Guten morgen!"
"Morgen? Es ist fast 17 uhr." Er hatte wohl lange zum ausnüchtern gebraucht.
"Hm.. ja, für mich ist es morgens."
"Dann habt ihr also gestern noch gut gefeiert?" Nach dem Vorfall hatte ich nicht mehr dran gedacht, dass wir uns eigentlich mit den Mädels treffen wollten.
"Joa. Nachdem du... abgehauen bist ist Liz auch gegangen. Aber Jan's Betthäschen hat noch ne Freundin angerufen und wir haben den ganzen Abend Kurze getrunken. Irgendwann sind die anderen beiden zusammen auf dem Klo verschwunden und Giulia und ich haben uns echt gut unterhalten."
"Unterhalten?" Sarkasmus schwang in meiner Stimme mit.
"Wirklich, du weißt ich bin nicht so der Aufreißer. Sie war echt nett... und so hübsch!" Der Junge war ja echt hin und weg.
"Tell me more, tell me more!" Zitierte ich, Woraufhin ich prompt mit einem Kissen im Gesicht bestraft wurde.
"Man! Sie könnte wirklich was besonderes sein."
"Na dann viel Glück mit ihr."
"Danke. Und was hast du noch gemacht? Und was zum Teufel hast du mit deiner Hand gemacht? !"
Ach scheiße, meine Hand. Wie soll ich das erklären?
"Ich war ein bisschen. . Aufgeregt wie du dir vielleicht vorstellen kannst."
"Und da hast du irgendjemand die Fresse poliert?"
"Was? Nein! Es war ne Mauer.." antwortete ich ihm ehrlich. Ich müsste meine Eltern später noch etwas vorlügen, da wollte ich das bei ihm nicht auch noch.
"Oh man.. du stehst wohl auf Schmerzen?!"
"Hey, wenn ich mich zusammenreißen muss im Bezug auf deine Schwärmerei, dann mach du das bitte auch!" Verarschen kann ich mich selbst! Ich brauch einen Freund, einen guten, nicht so einen wie Jan.
Er hob die Hände hoch. "Sorry alter. Du gehst jetzt aber nicht zurück in deine passive Trauerstarre oder?"
'Passive Trauerstarre'? So schlimm war es damals doch garnicht gewesen.
"Du warst nachdem ganzen scheiß mit Jan und Liz total zurückgezogen. Hast kaum ein Wort mit mir gesprochen. Es hat Monate gebraucht bis du wieder normal warst." Beantwortete er meinen fragenden Gesichtsausdruck.
"Ich.. ich wusste nicht das es so schlimm war."
"Falls es wieder so weit ist, rede mit mir. Ich hätte dir eine millionen Mal eine klatschen können, weil du nichts gesagt hast. Lieber du brüllst mich an, anstatt innerlich zu sterben."
"Ja.. ich verspreche es. Aber diesmal ist es nicht so schlimm. Ich fühle mich einfach nur verraten, dieser Dreckskerl." Die Wut stieg langsam wieder in mir auf. Leise mischte sich ein anderes Gefühl dazu.. aber ich konnte es nicht zuordnen.
"Ja ich weiß. Ich habe ihn schon zur Sau gemacht, keine Sorge. Liz wollte ich auch runter machen, aber sie ist sofort nach dir gegangen."
"Ist schon gut. Ich bin fertig mit den beiden." Sagte ich und meinte es auch so. Gleichgültigkeit stieg in mir auf. Die beiden sollten machen was sie wollten, aber ich wollte nichts mehr mit ihnen zutun haben.
"Kann ich verstehen ehrlich gesagt. " sagte er zu mir. "Ich würde genauso handeln, denke ich, aber.."
"Aber was?" Knurrte ich.
"Jan ist nun mal mein Freund, wenn auch ein schlechter. Ich weiß nicht ob ich ihn auch so einfach aus dem Weg gehen kann." Als er das sagte runzelte er die Stirn. Er ist so loyal! Marc war mir immer ein guter Freund gewesen, ausnahmslos. Deshalb hatte ich auch immer mein bestes gegeben, ihm ein genauso guter Freund zu sein. Ich weiß, dass er sich für mich entscheiden würde, aber ich wollte nicht, dass er sich für mich verbog und Dinge tat, die er vielleicht bereuen würde.
"Das musst du nicht, dass ist mein Problem, nicht deins." Sagte ich zu ihn, während er nur nachdenklich nickte.

Nach kurzer Pause sah er mich an.
"Und? Gehen wir heute wieder in die Bar? Und suchen deine heimliche Liebe?" Kichernd wie ein kleines Kind sah er mich gespannt an.
"Ehm.. naja, eigentlich treffe ich mich morgen mit ihr." Ich fühlte mich, als ob eine Fremde Person diese Worte für mich sprach.
Marc's Kinnlade fiel im wahrsten Sinne des Wortes runter.
"Du, tust was? Wie-? Wo-? Woher-?" Sprudelte es aus ihm heraus. Jetzt war ich damit dran, schelmisch zu grinsen.
Ich erzählte ihm wie ich sauer den Stein gegen das Auto gekickt hatte, wie sie mich erwischt und mit mir geredet hatte und wir ich ihr meine Nummer gab und sie mich heute früh angetextet hatte um mich zu treffen. Ich lies natürlich aus, dass sie mich immerzu 'Kleiner' nannte. Das wäre zu peinlich gewesen.
Er schaute mich ungläubig an.
"Wahnsinn! Dann war das alles ja Glück im Unglück! Ich freue mich für dich man! Du hättest mal wieder Spaß mit einer Frau verdient. Nicht das ich dich nicht liebe, aber es gibt Dinge, die mache ich nicht mit dir. " und zwinkerte mir zu.
"Aber ich dachte du liebst mich wirklich? Ich dachte ich könnte von dir verlangen mir einen zu blasen!" sagte ich woraufhin wir beide lachten.

Nachdem wir noch einige Stunde mit seiner ps3 gespielt hat, verabschiedete ich mich.
Zuhause rief ich durchs Haus, doch es war noch niemand da. Hm, die waren doch sonst nicht solange weg. Naja mir solls egal sein. Als mein Magen sich meldete, schob ich mir eine Pizza in den Ofen und schmiss mich vor den Fernseher. Ich zappte durchs Programm, fand aber nichts Interessantes.
Nachdem ich meine Pizza verschlungen hatte ging ich ins Bad und putzte mir die Zähne. Eigentlich wollte ich noch nicht schlafen, aber so müsste ich nicht mit meinen Eltern reden, wenn sie denn mal wieder kämen.

In dieser Nacht träumte ich von roten Haaren im Sonnenschein und blauen Augen.