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Der September bedeutete für Jimin unheimlich viel. Es war sein Glücksmonat. Mit all den beginnenden roten und orangenen Farben, mit seiner Vielfalt und den Kürbissen, die für seinen liebsten Kuchen geerntet waren. Es war der neunte Monat in dem er seinen eigenen Laden eröffnet hatte.

Die Lebensmittel, welche Yoongi ihnen mitgegeben hatte, waren mittlerweile knapp. Sie hatten nun weitere 4 Tage in diesen Wald verbracht und geschlafen. Bisher hatte sie kein Regen getroffen und Taehyung hoffte das es auch so bleiben würde.

Mittlerweile fühlte Taehyung sich nicht mehr so sehr wie eine unangenehme Gesellschaft. Hoseok redete mit ihm, antwortete nun auf belanglose Fragen, die er stellte. Es fühlte sich an, als hätte Taehyung wieder ein kleines Stücken Leben entdeckt.

„Was machen wir, wenn wir keine Lebensmittel mehr haben?", fragte Taehyung und Hoseok zuckte mit den Schultern.

„Du weißt es nicht?"

Es war eine der Fragen, auf der Stille folgte. Deren Antwort wohl irgendwo im Halse von Hoseok fest steckten blieb und keinen Weg aus seinem Mund fand.

Taehyung schnaubte leise und ließ sich hinter Hoseok fallen. Was war das denn für ein Schrott! Ihre Lebensmittelzufuhr musste doch irgendwie sicher gestellt werden! Andererseits hatte Taehyung gleich wieder vor Augen, dass er sich selbst auf diese Reise eingeladen hatte. Er hatte in solchen Fragen nichts zu melden.

War Hoseok auf dem Weg in seinen Tod? Doch warum sollte er dann auf unbefahrenen Schienen reisen? Warum sollte er die Lebensmittel dankend annehmen?

Taehyung verstand es nicht.

Es verwirrte ihn und erschütterte ihn in seinem Inneren. Hatte Hoseok geplant bei Yoongi vorbei zu schauen? Oder wenn nicht bei ihm, dann im Nachbardorf? Die Schienen kurz verlassen? Es fühlte sich seltsam an, so etwas zu denken. Die Schienen gehörten zu Hoseok. Doch das war die einzige Möglichkeit, die sie hatten.

Überrascht wurde Taehyung aus seinen Gedanken gerissen.

Häuser brachen plötzlich zwischen den Bäumen hervor und von einem Moment zum anderen befanden sie sich am Rand einer Kleinstadt.

„Das kam reichlich unerwartet...", murmelte er, freute sich aber gleichermaßen.

Das würde Bedeuten sie konnten hier einkaufen gehen und mussten nicht länger das Wasser trinken, welches sie an einem kleinen Bach hatten auffüllen müssen. Sie hatten es zwar gut durchgekocht, bevor es zurück in ihre Flaschen kam, doch mulmig war Taehyung weiterhin gewesen. Die Horrorgeschichten seines Vaters über solche Gewässer, hatten tiefere Wunden hinterlassen, als Taehyung gedacht hatte.

Als sie den Bahnhof betraten hatte Taehyung augenblicklich ein sanftes Gefühl von Heimweh. Dabei war dieser Bahnhof, keinesfalls verlassen oder von Randalierern verschmutzt worden wie der seine.

Stattdessen blickten sie einem kleinen Tante-Emma-Laden entgegen, welcher es sich in dem Wartehäuschen bequem gemacht hatte. Das Schild darüber war riesig und unterstrich den hölzernen, einladenden und bunten Flair der Umgebung und Schienen die hier mit Blumen, Dekogegenständen und Kräutern bepflastert waren. Es wirkte chaotisch, doch auf eine beruhigende Weise.

„Will... Oh!" Der Mann, welcher gerade hinter einem Blumen beschmückten Fahrrad auftauchte, schaute sie beide freudestrahlend an.

„Hoseok, schön dich zu sehen! Wie geht es deinem Großvater? Er hat mich eine Ewigkeit nicht besucht!" 

TrainwayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt