232

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Hätte Seokjin studieren dürfen, wie er es angedacht hatte, so hätte sein Zimmer die Nummer 232 gehabt. Aber kurz bevor er den Vertrag unterschreiben konnte, hatte das Schicksaal dazwischen gefunkt. Vielleicht nicht das Schicksaal, vielleicht nur Zufall oder etwas anderes woran der Mensch glaubt, aber Jin bereute seine Zeit im Zirkus nicht. Er war sein Leben geworden und die strahlenden Kinderaugen, die Belohnung für die Mühen.

Der Bauwagen war erfüllt mit dem Geruch von frischem Früchtetee, den Seokjin für seine beiden Besucher aufgebrüht hatte. Die gläserne Kanne zeigte auch, wie frisch. In ihr schwammen Himbeerwölkchen und die anderen Früchtereste. Selbst in seiner Tasse konnte Tae die rosa Wolken beobachten.

Es war äußerst beruhigend.

„Wie kommt es, dass ihr zusammen reist? Erwartet habe ich eigentlich nur Hoseok."

„Ich wollte mit, weg von... daheim."

Daheim war nicht das richtige Wort für den Bahnhof, auf dem Taehyung gelebt hatte. Er hatte in dieser Stadt kein richtiges Zuhause mehr gehabt, aber das war okay.

Für Taehyung war es endlich in Ordnung den Platz komplett hinter sich zulassen, der ihn als letztes Stück an das gebunden hatte, was die Medien, was sein Vater, aus ihm gemacht hatten.

Taehyung wollte nicht mehr überleben, wie es Jungkook momentan noch tat. Er wollte Leben, wie es Namjoon tat, mit all dem was er hatte. Was das Leben ihm bot. Er wollte das beste heraus holen wie Jimin. Er wollte sich nicht mehr verstecken wie Yoongi.

Taehyung wusste noch immer nicht, wohin die Reise ging. Wohin die Schienen führten, aber er wusste, er würde an Hoseoks Seite bleiben, denn ihm war es aus irgendeinem Grund wichtig. Wichtig, das zu tun.

„Das ist verständlich, das würde ich wohl auch wollen..."

Seokjin musste nicht wissen, dass Taehyung sich selbst gezwungen hatte auf der Straße zu leben. Das würde den Wahrsager nur erschüttern und das war nicht nötig.

„Es war mein Großvater nicht wahr?", fragte Hoseok und schaute dabei in seine Tasse, „Er hat mich angekündigt. Er wollte das ich auf Sie treffe."

Seokjin nickte.

„Seong wollte, dass ich dir einen Rat für deine Zukunft mitgebe, aber das kann ich nur, wenn du auch bereit dafür bist. Wenn du es selbst möchtest."

Taehyung war erstaunt. Wie passte Hoseoks Großvater denn jetzt wieder in dieses Konstrukt? Warum sprach Hoseok plötzlich von sich aus über ihn, obwohl er das Thema mied?

„Ich würde sehr gerne. Wenn er mich schon zu Ihnen schickt, dann wird er sich etwas dabei gedacht haben."

„Gut...", nickte Seokjin erneut und seine Augen funkelten, während er aufstand und in ein Regal über sich griff. „Ich schicke dich nur ungerne weg Taehyung, aber ich denke, dein Freund muss diese Lesung ganz für sich haben."

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