~22~

197 7 0
                                    

Donnerstag, 4. Juli 1985

Nachdem ich am Tag zuvor keine Ruhe und keinen Schlaf gefunden hatte, war ich am Abend irgendwann vor purer Erschöpfung eingeschlafen.
Doch auch in meinen Träumen verfolgte mich ein Wirrwarr aus den letzten Tagen. Ich träumte wie ich Billy mit dem Fahrrad hinterher gefahren war und dann an dem Stahlwerk ankam, was in der Realität gar nicht passiert war, da ich vorher bereits umgekehrt war. Vor dem Gebäude stand dann Billy mit dem Rücken zu mir. Er drehte sich mit dem Gesicht zu mir, er weinte, doch schickte mir dann einen Luftkuss und verschwand dann in die Halle, sodass die Dunkelheit ihn verschlang. Ich stieg von meinem Fahrrad und wollte ihm folgen, doch eine unsichtbare Mauer versperrte mir den Weg zum Eingang. Wie wild klopfte und schrie ich also nach Billy, doch er schien mich nicht zu. Irgendwann begann ich ihn allerdings in meinem Kopf zu hören und er sagte immer wieder:"Verlass diesen Ort! Du wirst hier sonst sterben! Geh!"
Natürlich wachte ich von diesem Traum schweißgebadet auf und brauchte ein paar Sekunden, um zu verstehen, dass alles nur ein Traum gewesen war und ich nun in der genauso unschönen Realität war.
Ich blieb einige Minuten in meinem Bett sitzen, bevor ich mich dann wieder hinlegte und versuchte noch einmal einzuschlafen, was tatsächlich sogar gelang.

Nach ein paar weiteren Stunden Schlaf stand ich dann also auf und ging als erstes runter in die Küche, wo meine Mutter bereits das große Mittagessen für heute vorbereitete, da heute der Unabhängigkeitstag der Amerikaner war und wir am diesem Tag immer mit allen Nachbarn zusammen ein Festmahl veranstalteten, bevor es dann zur Kirmes hier in Hawkins ging. Aus gutem Grund hatte ich nicht sonderlich Lust heute zu feiern.
"Hi Sweetie, wie geht es dir?",fragte meine Mutter, als sie sah wie ich mich im Schlafanzug an die Kücheninsel setzte. "Nicht sonderlich gut...", antwortete ich nur knapp und sah auf meine Hände. Meine Mutter verstand diese Geste und fragte nicht weiter nach, sonder widmete sich wieder ihrem Essen, bevor ich mich ein wenig Müsli zum Frühstück machte und im Endeffekt fast keine aß, sondern nur gedankenverloren in meine Schüssel starrte.

"Mum, kann ich nachher das Auto haben?",fragte ich dann irgendwann nach meiner ganzen Grübellei. Sie sah mich kurz verwirrt an, doch nickte dann, bevor sie sagte:" Nehm es ruhig und unternimm etwas mit deinen Freunden, bevor du ab nächste Woche nicht mehr hier bist. Sie würden sich sicherlich freuen nochmal ein paar Erinnerungen mit dir zu haben." Sie hatte ja Recht, doch ich hatte nur dieses verdammte Stahlwerk im Kopf und wollte dorthin, auch wenn Billy mir in dem Traum oft genug gesagt hatte, dass ich dort wahrscheinlich sterben würde, doch ich wollte zu meinem Freund.
Nach meinem Frühstück machte ich mich also fertig für den Tag und nahm meine Handtasche mit, da ich an dem Stahlwerk vorbeifahren wollte, nur um mein Gewissen zu stillen.

Ich fuhr also auf Hawkins raus Richtung Stahlwerk, wo ich dann am Straßenrand anhielt und es mir von außen ansah, doch es schien so verlassen wie die letzten Jahre auch und es war keine Spur von Billy oder sonst wem zu sehen.
Also drehte ich in der Einfahrt der Halle und fuhr wieder zurück nach Hawkins, um das Auto meiner Eltern wieder zurück zu bringen. Da ich mich ablenken wollte fuhr ich danach mit dem Fahrrad zur Starcourt Mall, um dort ein wenig zu bummeln und vielleicht ein paar Menschen zu beobachten, einfach als Zeitvertreib.

Tatsächlich hatte ich beim Bummeln noch eine schöne neue Bluse gefunden, die ich definitiv zum Live Aid anziehen wollte, wenn ich es denn dorthin schaffen würde direkt an meinem 3ten Tag in Großbritannien.
So langsam hatte ich bereits aus meinem Kopf gestrichen, dass Billy mitkommen würde.
Ich hatte die letzten Tage so viele Schmerzen wegen ihm und dem ganzen Stress rund um dieses "Billy ist besessen"-Thema, dass ich ein wenig gefühlskalt geworden war und dementsprechend auch oftmals meine Gefühle für ihn hinterfragte.
Aber jedesmal kam ich dann trotzdem zu dem Entschluss, dass ich diesen Kerl verdammt nochmal liebte. Deshalb würde ich ihm auch liebend gern helfen, doch ich wusste nicht wirklich wie und die Kids rund um Max konnte ich auch nicht richtig ausfindig machen, weshalb ich gerade eigentlich nur dafür betete, dass Billy die nächsten Tage wieder auftauchen würde, sodass man ihm helfen konnte.

Nach meiner kleinen Shoppingtour durch die Mall hatte ich Lust auf Eis, weshalb ich zu Scoops Ahoy aufbrach, wo Steve Harrington momentan seinen Ferienjob machte und wahrlos mit Mädchen flirtete, was das Zeug hielt.
Als ich vor dem Geschäft stand, musste ich feststellen, dass es heute geschlossen war und überhaupt keiner dort war, was wahrscheinlich daran lag, dass Feiertag war. Allerdings hatten alle anderen Läden in der Mall offen, weshalb ich mich kurz wunderte und mich dann unentschied und etwas bei Burger King aß.

Während ich aß horchte ich in die Gespräche der anderen Kunden rein, die an den Tischen um mich herum saßen und miteinander redeten. An einem Tisch würde über den neuen Film "Zurück in die Zukunft" geschwärmt, was mich tatsächlich auf die Idee brachte nachher noch ins Kino zu gehen, da meine Eltern heute Abend ja eh auf der Kirmes waren könnte ich ja auch etwas länger weg bleiben.
Nach meinem Essen erkundigte ich mich beim Kino also noch nach den Laufzeiten des Films für heute und entschied mich für die Spätvorstellung in ein paar Stunden, sodass ich noch ein wenig Zeit zum entspannten bummeln hatte.

~Good Job~  StrangerThings/Billy Hargrove FfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt