~15~

277 15 0
                                    

Montag, 5. November 1984

Bei den Wheelers hatte mir Mr. Wheeler die Tür nur mit einem genervten Blick geöffnet und als ich dann begann mich nach Billy zu erkundigen, da rief er schon seine Frau, die mir sagte, dass sie ihn zu dem Haus von Familie Byers geschickt hatte.

Als ich dort ankam brannte im gesamten Haus das Licht, aber kein Auto oder sonstiges war zu sehen. Ich stieg aus meinem Wagen und rief:"Hallo? Ist jemand da?" Es kam keine Antwort und bewegen tat sich auch nichts, aber irgendeine innere Stimme sagte mir, dass ich trotzdem durch eines der Fenster gucken sollte. Leise schlich ich mich also auf die Terasse vor der Haustür und schaute durch das Fenster rechts daneben. Im gesamten Haus war bemaltes Papier verteilt. Es klebte an Fußboden, Wänden und selbst an der Decke. Als ich meinen Blick weiter durch den Raum schweifen ließ sah ich ein paar Beine auf dem Boden liegen und als ich die mir bekannten Schuhe sah ging ich zur Haustür und öffnete diese, da sie scheinbar nicht einmal abgeschlossen war.
Einen Katzensprung von der Tür entfernt lag Billy leicht abwesend wirkend auf dem Boden. Ich kniete mich zu ihm runter und legte vorsichtig seinen Kopf auf meinen Schoß. "Josephine? Was machst du hier?",fragte er mit leicht verwaschener Sprache während ich ihm die Haare aus dem Gesicht strich. Er blutete aus einen Nasenloch und sah komplett verschwitzt aus. "Was ist hier passiert?",fragte ich zurück ohne überhaupt auf seine Frage zu antworten. Er versuchte sich mit Mühe auf seine Unterarme zu stützen. Ich half ihm einfach komplett hoch, sodass er sich auf das Sofa setzen konnte, dass unter dem Fenster stand durch das ich Billy gesehen hatte.
Er atmete etwas schwer und antwortete dann angestrengt:"Har...Harrington. Hab mit ihm ge...kämpft. Max...mir was gespritzt." Er zeigte auf den Boden wo mir jetzt er die leere Spritze auffiel. "Das war bestimmt ein Medikament zur Beruhigung für Will. Zombieboy dreht zwischendurch ja wohl mal am Rad.",erklärte ich, als ich die Spritze vom Boden aufhob und auf einem Tisch wieder ablegte. Danach suchte ich mir ein sauberes Tuch, dass ich etwas nass machte, um Billy das Blut aus dem Gesicht zu wischen.
Da saßen wir jetzt also mitten in der Nacht, in einem fremden Haus, der eine mit blutende Nase und hoch dosiertem Beruhigungsmittel intus, die andere mit einem nassen Stück Stoff in der Hand, um dem anderen das Gesicht zu reinigen.

Nach einer Weile ließ das Medikament langsam nach und ich konnte Billy zu meinem Auto begleiten, womit ich ihn nach Hause fuhr.

Vor der Tür des Hauses wartete ein Mann. Es müsste dann ja Billy's Vater sein. Als Billy ihn sah hörte er sofort auf sich bei mir anzulehnen und versuchte sich selbstständig auf den Beinen zu halten, was ein wenig merkwürdig aussah, aber funktionierte. "Und wo ist sie Billy?",fragte der Mann genervt und kam mit aggressivem Blick auf ihn und mich zu. Billy sah enttäuscht zu Boden und antwortete:"Sie ist mit ein paar Freuden unterwegs. Ich weiß nicht wann sie wiederkommt." "Wie bitte? Ich glaube ich hab dich falsch gestanden! Du weiß nicht wann sie wiederkommt?! Aber irgendeine Tussi hast du dir wieder mitgenommen, ist ja klar! Wo ist überhaupt dein Wagen?! Oder hast du ihn jetzt so hässlich gelb lackiert?",brüllte der Mann Billy an und ich griff instinktiv nach seine Hand, da es mich immer an einen Mitarbeiter aus meinem alten Heim erinnerte, wenn jemand so herum schrie. Billy sah immer noch zu Boden und antwortete kleinlaut:"Der steht noch woanders." Als ich sah wie eingeschüchtert Billy war kam in mir Mut auf. Ich ließ seine Hand los und stellte mich zwischen die beiden Herren. "Was fällt Ihnen ein so mit Ihrem Sohn und mir zu reden?! Billy hat heute Abend alles mögliche getan, aber Max wollte einfach nicht mit nach Hause kommen! Ich versichere Ihnen, dass sie in ungefähr zwei Stunden wieder Zuhause sein wird ohne einen Kratzer.",erklärte ich und richtete mich dabei immer weiter auf. Plötzlich wurden alle Lichter um uns rum heller und Mr. Hargrove sah leicht angewidert an mir hoch und runter, was in mir die Wut zum Kochen brachte. "Und wo hat er dich aufgegabelt? Vor einem Nachtclub wo man Frauen für spezielle Dienstleistungen bezahlen kann?",fragte er und machte sich einen Spaß daraus. In der Sekunde wurden die Lichter auch wieder dunkler. Jetzt war die Wut am über kochen, also drückte ich ihm meinen Zeigefinger auf die Brust und sagte mit angespanntem Kiefer:"Falls es sie interessantiert, meine Eltern sind beide Lehrer und wenn ich nur ein Wort zu denen sage wie sie mit ihren Kindern umgehen, dann steht noch bevor sie bis drei gezählt haben jemand von der Behörde hier auf der Matte und quetscht sie aus bis nichts mehr geht. Finanziell, psychisch sowie physisch. Dann ist ihre angeblich ach so glückliche Familie noch mehr Müll als eh schon!" Billy zog mich so gut er konnte von seinem Vater weg und als er sich gerade vor mich stellte, um mich zu schützen, scheuerte sein eigener Vater ihm eine. Billy sackte leicht zusammen, weshalb ich ihm unter die Arme griff und ihn wieder hoch zog. Allerdings wehrte er sich nicht. Er sah seinen Vater nur mit glasigen Augen an und zog mich dann zu meinem Auto. "Billy, was machst du?",fragte ich ihn und sah zu seinem Dad rüber. Billy öffnete mir die Fahrertür und erklärte:"Wir schlafen wo anders. Hier halt ich es nicht mehr aus." "Aber Billy..." "Halt deine Klappe und steig in den beschissenen Wagen Jo!",schrie er mich an, als er um das Auto lief und seinen Vater, der sich noch kein Stück bewegt hatte, nicht aus den Augen ließ.
"Wenn du wiederkommt, dann kannst du was erleben Billy! Mehrere Wochen Hausarrest wäre da das Minimum!",brüllte der ältere Herr weiter, als wir in meinen Wagen stiegen und dann die Straße hinunter fuhren.

"Mum, bist du noch wach?",fragte ich leise, als ich im Türrahmen des Schlafzimmers meiner Eltern stand. Plötzlich schreckte einer der beiden Oberkörper hoch und eine Nachttischlampe erleuchtete. "Josephine? Weißt du wie spät das ist? Morgen ist Schule, geh schlafen.",meinte mein Dad, wovon meine Mutter ebenfalls wach wurde.
Sie setzte sich auf und fragte:"Was ist passiert?" "Also meine erste Frage wäre, ist das in Ordnung wenn Billy für ein paar Tage hier bleibt?",fragte ich vorsichtig und setzte mich an das Bettende. Meine Eltern sahen sich verwirrt an, weshalb ich einfach begann ihnen zu erzählen, was gerade bei Billy vor der Haustür passiert war. Als Billy dann auch noch mit seinen roten Augen,  seiner geschwollenen Wange und den Blutresten unter der Nase durch den Spalt der Tür guckte, stimmten meine Eltern sofort zu und ich umarmte sie als Dank, bevor ich mich mit meinem neuen Mitbewohner in mein Zimmer verzog, um noch ein wenig zu schlafen, bis der Wecker wieder für die Schule klingelte.

~Good Job~  StrangerThings/Billy Hargrove FfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt