>Ich frage noch einmal. Warum bin ich hier, und wer sind Sie?<
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Er seufzte. >Du bist wirklich ganz dein Vater. Du gibst dich mit keiner Antwort zufrieden solange du nicht jedes dir wichtig erscheinende Detail herausgefunden hast.< Ich sah ihn nur weiterhin abwartend an.
Er gab nach und schien sich seine Antwort gut zu überlegen. Nach einer gefühlten Ewigkeit fing er dann an zu sprechen.
>Wie schon gesagt waren dein Vater und ich sehr gute Freunde. Als er mir eines Tages, also ein paar Monate vor deiner Geburt, mitteilte dass er Vater wird war ich sehr überrascht und besorgt. Immerhin war der Beruf deines Vaters nicht gerade der Sicherste.<
Ich schnaubte. >So schlimm konnte es ja nicht sein. So wie er sich um uns gekümmert hat... Er konnte höchstens ein Dealer oder Bote gewesen sein..<
>Falsch<
Ich sah ihn verwirrt an. Er fuhr unbeirrt fort. >Dein Vater hatte eine viel höhere Stellung als ein einfacher Dealer. Er war mir gleichgestellt. Gemeinsam haben wir ein Untergrundimperium aufgebaut. Ich habe das Ganze organisiert und angeführt und er hat unsere Feinde aus dem Weg geräumt.< Er sah mir direkt in die Augen.
>Cansu. Dein Vater war der gefürchtetste Auftragskiller den es bisher gegeben hat.<
Ich zog eine Augenbraue hoch. >Denken sie wirklich dass mich das interessiert? Klar es ist ein cooler Beruf, aber er hat sich einen Scheiß um mich und meine Mutter gekümmert! Mag sein dass ihr beide ein ganzes Imperium aufgebaut habt, oder dass er so gefährlich war wie gesagt, oder dass er so mächtig war, es ist mir egal!<
Ich merkte gar nicht wie ich mich in Rage redete. >Ich weiß nicht mal ob er tot ist, geschweige denn wie er aussieht! Wenn er so viel Geld hatte, wieso leben meine Mutter und ich dann unter diesen Umständen?! Wieso muss ich jeden Tag dabei zusehen wie meine Mutter leidet während ich meine gesamte „Freizeit" opfern muss und gerade so unsere Miete bezahlen kann weil meine Mutter dazu nicht in der Lage ist??!! Wer auch immer mich gezeugt hat hat es nicht verdient von mir Vater genannt zu werden!<
Während ich immer lauter redete erhob ich mich von meinem Stuhl und sah den mann vor mir mit Verachtung in den Augen an.
>Dieser Mann von dem Sie so respektvoll reden ist ein Stück Dreck! Er kümmert sich einen Scheiß um uns. Um seine angebliche Familie!<
Meine letzten Worte spuckte ich aus als wären sie giftig. Ich merkte wie viel Blöße ich mir gab und drehte mich um. Ich beruhigte mich und sah den Mann wieder an.
>Ich hasse ihn. Also lassen Sie mich mit ihm in Ruhe. Ich werde dann jetzt gehen. Ich muss noch die Medikamente für meine Mutter besorgen.< Ich sah wie verletzt der Mann von meinen Worten war, doch es interessierte mich nicht. Er konnte nicht verstehen wie ich mich fühlte, in welcher Lage ich war. Er hatte alles. Gesundheit, Geld, ein großes Haus...
Ich lief zum Ausgang. Ohne noch etwas zu sagen verließ ich das Anwesen. Ich sah Herr Emerald an seinem Auto lehnen und gemütlich eine rauchen. Als ich einmal klatschte um auf mich aufmerksam zu machen fuhr er wie von der Tarantel gestochen hoch und sah mich erschrocken an.
>Was machst du denn hier?! Ich dachte du würdest noch mit dem Boss reden.<
Ich ignorierte seinen Schrecken und stieg ein. Verwirrt von meinem Verhalten öffnete Herr Emerald die Tür auf seiner Seite des Autos und sah mich fragend an.
>Was ist lo...<
Ich hob meine hand und sah ihn warnend an. >Bringen Sie mich hier weg Herr Emerald. Die Menschen hier ekeln mich an. Aber bringen Sie mich bitte erst zur Apotheke.<
Er seufzte und trat seine Zigarette aus. >Na schön. Immerhin kann ich ja nicht verantworten das die Tochter vom...<
>Ich will nichts davon hören! Seien Sie bitte still. Ich möchte einfach nur dass Sie mich schnell zur Apotheke bringen und mich dann alleine lassen.<
Er gab nach. >Wie du wünschst.<
In unangenehmes Schweigen gehüllt fuhren wir zur Apotheke in der Stadt. Bevor ich ausstieg drehte ich mich nochmal zu Herr Emerald.
>In der Schule werden sie mich wie jeden anderen Schüler auch behandeln verstanden? Mir egal wer mein Erzeuger für euch war, mir bedeutet er nichts. Sobald ich ausgestiegen bin werden sie wieder zurück zu ihrem „Boss" fahren und ihm mitteilen dass er mich nie wieder zu kontaktieren braucht. Und wehe meine Mutter oder ich werden beschattet.<
Ohne auf eine Antwort zu warten stieg ich aus und schlug die Autotür mit einem lauten Knall wieder zu.
Ich hörte nur noch das Aufheulen des Motors und das Quitschen der Reifen, dann war es still.
Und ich war allein.
So wie immer.
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In einer Welt voller Mörder (ABGEBROCHEN)
AventuraBisher dachte Cansu immer dass sie ein normales Mädchen ist und ein stinknormales, langweiliges Leben haben wird. Jedoch ahnt sie nicht dass jemand anderes mit ihr vorhat. Etwas großes. In beinahe völliger Unwissenheit lebt Cansu ihr Leben bis sich...