GEGENWART 2017
Nachdenklich sehe ich aus dem Fenster. Die Außenwelt rauscht an mir vorbei, fast wie ein Rennwagen, der dabei war ein Rennen zu gewinnen. Ich lächle. Heute war es endlich so weit: Ich würde nach Tokyo zurückkehren. Das letzte Mal, als ich die Metropole gesehen hatte, ist mittlerweile 10 Jahre her. Ich war 16, als meine Mutter beschloss umzuziehen und mich gegen meinen Willen einfach mit sich zu nehmen. Ich hatte gar keine andere Wahl, als ihr zu gehorchen und brav an ihrer Seite zu bleiben. Etwas gegen ihren Plan zu unternehmen hätte ich sowieso nicht geschafft, schließlich war ich damals erst 16, unerfahren und noch dazu mit Schlafpillen still gestellt worden.
ERINNERUNG 2007
Es war kalt und gleichzeitig unfassbar heiß. Ich schwitzte, während ich zitterte. Mein Körper bebte, mein Kopf brummte und ich hatte das Gefühl zu ersticken.
Ich spürte, wie mein Körper nach Luft rankte, jeden Atemzug panisch in sich aufnahm und direkt nach einem weiteren verlangte, den ich ihm aber nicht geben konnte.
Ich schlug die Augen auf, kniff diese aber sofort wieder zu. Es war weder hell noch dunkel. Alles um mich herum war schwarz und gleichzeitig verschwommen.
Mein Puls stieg immer weiter, ich wusste nicht, was ich tun sollte. Mein Kopf summte unausstehlich, schoss einen Schmerz nach dem anderen durch meinen Körper und brachte meine Instinkte durcheinander.
Wo war das kleine, fast unsichtbare Licht, welches immer auf meinem Schreibtisch stand und die Wand anleuchtete? Panik machte sich in mir breit. Ich wusste genau, dass ich es angeschaltet hatte, bevor ich mich in mein Bett verzog. Ich wusste, dass ich, wie jeden Abend, noch einmal zu dem Licht sah und mich vergewissert hatte, dass es noch an war.
Denn nur, wenn ich die Silhouetten meines Zimmers sehen konnte, sobald ich meine Augen aufschlug, konnte ich ruhig schlafen. Ohne Angst vor den Gestalten zu haben, welche mich Nacht für Nacht heimsuchten und die blanke Panik in mir auslösten. Seit dem Tod meiner Schwester begleiteten sie mich nun schon. Mittlerweile waren es fast drei Jahre.
Ohne das kleine Licht, welches meinem Zimmer einen angenehmen Rotton verlieh, war ich nicht länger sicher vor dem Mann. Nacht für Nacht suchte er mich heim, redete mit mir und gab mir die Schuld für alles, was ihm widerfahren war. Nur mit dem Licht war ich sicher.
Doch jetzt war dieses Licht verschwunden und die Panik breitete sich in mir aus. Sie fraß sich durch meinen Körper, wie Insekten bei einer Leiche. Mein Herz pumpte das Blut in Rekordzeit durch meinen Körper, mir wurde abwechselnd heiß und kalt. Panisch schnappte ich nach Luft, doch das Gefühl zu ersticken drückte meine Lungen zusammen und erschwerte mir das Atmen ins Unermessliche. Meine Hand zuckte unkontrolliert umher, während mein Herz im Sekundentakt schlug und immer schneller wurde. Die ersten Tränen verließen meine Augen und rollten trostlos über meine Wangen, bis sie in die unendliche Dunkelheit fielen. Ich versuchte meinen Arm auszustrecken, irgendetwas zu greifen, dass mich daran erinnerte in Sicherheit zu sein, doch jedes Mal erfasste ich nichts als Leere. Ich fühlte mich wie eine tickende Zeitbombe; jede Sekunde war es vorbei. Fühlte es sich so an, zu sterben?
„Y/n~” ertönte eine raue Stimme hinter mir.
Ich schnappte nach Luft, doch der Sauerstoff blieb fort. Ich hörte die Stimme, nahm seine Anwesenheit wahr, bis ich seinen Atem direkt an meinem Nacken spürte. Mein Hals war trocken, konnte der Wüste Konkurrenz machen und ließ keinen Ton über meine Lippen.
Ich versuchte zu schreien, irgendwen auf mich aufmerksam zu machen, während ich voller Angst meine Augen zu kniff. Ich wollte sein Gesicht nicht sehen, seinen kalten Blick nicht auf mir spüren oder auch nur ansatzweise mit ihm in Kontakt treten.
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𝐒𝐭𝐚𝐲 | 𝑀𝑎𝑛𝑗𝑖𝑟𝑜 𝑆𝑎𝑛𝑜
Hayran Kurgu"Kann das nicht für immer so bleiben?" "Was?" "Du und ich. Zusammen unter den Sternen."