Romantik

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Sicht von Thomas

Nervös lief ich über den Parkplatz. Ich hatte mein Auto in der Nähe eines Wanderweges parkiert. Philipp hatte mir geschrieben:

Hey Tommy, komm mal zur Aussichtsplattform des Wanderweges „Durch Wald und Wiese". Will dir dringend was zeigen. Beeil dich und bis gleich!👋🏻

Nachdem ich die Nachricht zum gefühlt 1000sten Mal gelesen hatte, machte ich mich auf den Weg. Ich war diesen Wanderweg schon häufig gelaufen und kannte somit einige Abkürzungen die man nehmen konnte um schneller zur Aussichtsplattform zu gelangen. Während ich mich unauffällig vom Hauptweg schlich, um einer der Abkürzung zu folgen, piepte mein Handy. Philipp hatte mir seinen Standort geschickt mit der Nachricht:

Warum brauchst du so lange? Hast du vergessen wo die Aussichtsplattform ist, oder steckst du im Stau? Falls es Ersteres wäre, habe ich dir meinen Standort geschickt. Bitte gib mir Bescheid wenn du irgendwo im Stau stehst oder dich verfahren hast. Ich warte schliesslich...

Ich verdrehte die Augen. Konnte er nicht mal etwas geduldiger sein? Ich seufzte und tippte:

Ich komme ja gleich. Bin schon auf der Abkürzung. Brauche wahrscheinlich noch knappe 5 Minuten. Was ist denn bloss so dringend?🤔

Philipp schickte nur:

Etwas wichtiges 💓💝

Ich erstarrte. Sollte das etwa heissen... Nee, das konnte doch nicht etwa wirklich bedeuten... Ich sah mir die Emojis noch einmal an. Sie bedeuten Liebe und dass jemand verliebt ist. Da gab es so eine bestimmte Sache, die sich seit einiger Zeit verändert hatte. Zumindest für mich. Ich hatte mich in meinen besten Freund verliebt. Soll es etwa heissen dass er genau so fühlte? Es hätte passen können. Schliesslich verhielten wir uns beide etwas zurückhaltend in der letzten Zeit. Vielleicht lag es ja daran. „Schluss damit." murmelte ich leise zu mir selber. „Ich darf mir nichts vormachen. Sonst bin ich noch enttäuscht falls es nicht so ist." Trotzdem dachte ich noch den ganzen Weg daran. Bald konnte ich die Aussichtsplattform schon sehen. Es waren zwar zwei Wanderer da, die ich nicht kannte, aber trotzdem erkannte ich etwas weiter hinten vor einem Busch Philipp. Er schien mich noch nicht gesehen zu haben und ging nervös auf und ab. Auf dem Boden vor seinen Füssen lag ein geflochtener Korb, der wie der aus Rotkäppchen aussah. Mein bester Freund wusste dass ich dieses Märchen als kleiner Junge geliebt hatte. Ich sah zwei Flaschen Cola heraus ragen. Mein Lieblingsgetränk. Philipp warf immer wieder nervöse Blicke zu den Wanderer die die Aussicht genossen und die Infotafel lasen. Ich kannte diese schon auswendig, so oft war ich schon hier. Alleine, mit Freunden oder mit der Familie. Ich schaute auf mein Handy. Es war schon 18:42 und deshalb hatte ich mich gefragt was mein bester Freund um diese Uhrzeit hier wollte. Jetzt hatte ich eine Vermutung. Vielleicht wünschte ich es mir einfach so sehr, dass ich es nun für die Wahrheit hielt, aber ich hatte den Verdacht dass Philipp mir seine Liebe gestehen wollte.

Eine sanfte Windböe die aus der gegenüberliegenden Seite durch die dünnen Äste des Gebüschs, hinter dem ich mich versteckte  kam, wehte ein Böe vom so gut duftenden Shampoo meines besten Freundes zu mir. „Können die zwei Wanderer nicht einfach gehen?" dachte ich genervt. Philipp ging immer noch nervös auf und ab und schaute alle 10 Sekunden auf seine Armbanduhr. Dann drehten sich die Wanderer plötzlich um und gingen weiter. Jetzt stand mein bester Freund alleine auf der Aussichtsplattform. Ich atmete tief durch und stieg aus dem Gebüsch auf den Holzboden. Philipp lächelte als er mich sah. „Endlich! Ich dachte schon, du hattest dich verlaufen." sagte er. „Was willst du mir denn um diese Uhrzeit bitteschön zeigen?" fragte ich „Wirst du gleich sehen." sagte mein bester Freund. „Die Sonne geht gleich unter. Dann erkennen wir gar nichts mehr." widersprach ich seufzend. „Nein. Genau das, was ich dir zeigen will kann man ganz besonders im dunkeln gut erkennen." beharrte Philipp und drehte sich zum Geländer um. Die Sonne sank langsam tiefer. „Ich beginne schon mal." sagte er und bückte sich nach dem Korb. „Mit was?" fragte ich. Mein bester Freund ignoriere meine Frage und lächelte mich an. „Du mochtest doch als Kind Rotkäppchen gerne, nicht?" fragte er. Ich nickte. „Gut, dann wird dir das hier hoffentlich gefallen." Philipp breitete die knallrote Picknick- Decke aus, setzte sich drauf und winkte mich neben sich. Zitterig, weil ich mir sicher war dass sich mein Versacht bestätigen könnte, zog ich meinen Rucksack aus und setzte mich. Langsam ging die Sonne unter.

Philipp ergriff das Wort. „Ich gebe dir jetzt alle Antworten die du vorher haben wolltest. „Ich will dir das schönste auf der Welt zeigen und ehrlich sein." Mein Freund zog ein kleines Päckchen aus dem Korb und stand wieder auf. „Was ist das?" fragte ich. „Schau her." Philipp zog etwas heraus und zog ein Feuerzeug aus seiner Hosentasche und zündete den Gegenstand an. Es schien ein Feuerwerk zu sein. Mein Freund warf es in die Luft und dort oben begannen viele rote Funken heraus zu springen, die sich dann zusammen zu einem Herz formten, welches dann langsam zu Boden rieselte. Philipp lächelte mich verlegen an. „Das heisst also wirklich... dass du..." Ich brachte keinen vollständigen Satz zu Stande. Philipp sah mich mit einem Gesichtsausdruck an, den ich nicht wirklich deuten konnte. „Ich hoffe ich habe jetzt nicht unsere komplette Freundschaft zerstört und..." Nein." unterbrach ich ihn. „Mach dir bitte keine Vorwürfe." Was sollte ich jetzt sagen? „Mir... mir hat das Feuerwerk sehr gefallen. Es ist eine sehr schöne Idee." „Danke." lächelte mein Freund. Danach folgte Stille. Wir waren beide etwas überfordert mit dieser Situation. Philipp setzte sich wieder auf die Decke zurück. Was sollte ich jetzt machen? Ohne noch weiter darüber nachzudenken, nahm ich seine Hand. Erstaunt sah mein Freund mich an. „Ich... ich..." begann ich nervös. „Ich mag dich auch." Stille. Philipp sah mich aus einer Mischung von Erleichterung und Überraschung an. „Echt jetzt?" strahlte er dann. Ich nickte. „Voll und ganz." Wir fielen einander um den Hals. Ich spürte wie mein Magen knurrte. Wir lösten die Umarmung. „Gibt es jetzt etwa ein Picknick bei Sonnenuntergang, oder wie hast du dir das vorgestellt?" fragte ich. „Klaro. War heute noch einkaufen. Es gibt Sandwiches mit extra Salami und Cola." Ich sah in den Korb. Ich liebte extra Salami in meinem Sandwich. „Es gibt noch eine Sache. Ich finde es liegt an dir, zu entscheiden wie wir in Zukunft zu einander stehen, Thomas. Freunde oder Paar?" Ich erstarrte. „Bei mir?" fragte ich etwas überfordert. Was sollte ich jetzt sagen?!

Schliesslich beugte ich mich etwas vor und legte meine Lippen ohne Vorwarnung auf die von Philipp. Wir küssten uns und als wir uns lösten, lächelten wir beide. „War meine Antwort klar genug?" fragte ich. Mein Freund, nein, mein Partner nickte. Ich überlegte kurz, stand dann aber auf und liess mich in Philipp's Schoss nieder. Er sah mich ein wenig überrascht an, zog mich dann dicht an sich. Mein Magen knurrte wieder. Dieses Mal ganz laut. Wir lachten beide. „Können wir jetzt etwas essen?" fragte ich. Wir genossen unsere Sandwiches bei Sonnenuntergang und waren uns sicher: Wir hatten die richtige Entscheidung getroffen.

Thomas Schmidt und Philipp Stehling StoriesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt