Die neue Trainerin (abgeschlossen)

#1 - Training

"Tooooor", jubelt Mila und reißt ihre Arme hoch. Sie rennt freudestrahlend auf mich zu.

"Hast du mein Tor gesehen, Vivi?" tanzt sie hüpfend vor mir herum. Ich hebe meine Hand nach oben und sie schlägt ein.

"Ja, voll toll, gut gemacht. Jetzt wieder hinten anstellen und dann probierst du es gleich nochmal." motiviere ich sie.

Ich schau auf die Uhr. 10 Minuten noch. Ein kleines Abschlussspiel geht noch, entscheide ich. Ich nehme die silberne Pfeife, die mir um den Hals hängt, in den Mund und pfeife laut, hebe dann meine Hand offen in die Luft und alle Kids kommen schnell angerannt und setzen sich in einem Kreis hin. Ich streiche mir lächelnd eine Strähne zurück, die sich aus meinem Pferdeschwanz gelöst hat, der meine langen blonden Haare zusammenhält. Er streift rücklings über mein hellblaues Trikot mit der Nummer 7 - meine Glückszahl. Das Oberteil endet in einem Knoten, damit es knapp über meiner Hüfte endet und einen kleinen Spalt von meinem Bauch entblößt. Wenn ich mich bewege natürlich auch etwas mehr. Ich finde es außerdem schöner, wenn es nicht über meinen Hintern fällt. Natürlich ist mir bewusst, dass mein Po zu Blicken einlädt. Besonders wenn er - wie gerade jetzt - in einer engen schwarzen Leggins eingepackt ist, die in rosa Sportschuhen endet. Ich mag das. Natürlich gebe ich das nicht offen zu und bemühe mich ihn sehr dezent zu präsentieren, aber es wäre gelogen, wenn ich behaupte, die Blicke nicht provozieren zu wollen.

Ich warte, bis es ruhig ist und ein Kind winkt nach oben zur Tribüne, die sich hinter mir befindet. Ich drehe mich um und einer der Papas winkt zurück. Andere Väter schauen plötzlich auffällig in eine andere Richtung. Ich drehe mich wieder zu den Kindern und muss grinsen.

"Erwischt." murmel ich leise vor mich hin. 

Ich erkläre das Abschlussspiel und verteile Bänder in zwei verschiedenen Farben. Moritz läuft weinend zu mir.

"Ich will aber bei Cenk im Team sein."

Ich bücke mich zu ihm runter und sofort geht mir durch den Kopf, was für eine Wirkung das wohl auf die Zuschauer hat und bleibe in der Position. Ich spüre die Leggins an meinem knackigen Hintern spannen. Ich umarme Moritz mit einer ausladenden Geste.

"Weißt du, du bist so gut, dass es ganz unfair wäre, wenn ihr zwei zusammen spielt. Deshalb brauch ich dich im anderen Team, mein Großer."

Er lächelt stolz und rennt mit blauem Band zu seinem Team. Pfiff. Es geht los. Ich mache den Schiedsrichter und laufe seitlich immer mit dem Ball mit. Nach einigen Minuten ist es soweit. Ich pfeife ab.

"Aufräumen!" schreie ich laut durch die Halle und alle Minis flitzen über den Hallenboden und schnappen sich Hütchen, Bälle und Bänder, die sie gemeinsam mit mir aufräumen.

Dann setzen wir uns nochmal zusammen in den Kreis. Ich knie mich hin und setze mich auf meine Beine. 

"Das war richtig gut heute. Ich bin mega stolz auf euch. Denkt dran, dass wir uns am Samstag schon um 9 Uhr hier treffen für das Turnier. Ich sage es auch gleich nochmal euren Eltern und jetzt alle zusammen kommen."

Die Kids stehen auf und halten mit mir ihre Hände in die Mitte. Jeder drängelt sich an mich um neben mir zu sein. 

Ich rufe laut: "Wir sind ein..."

"...Team" schreien 12 Kinderkehlen gleichzeitig laut durch die Halle und dann greifen sie ihre Sporttaschen und werden von ihren Eltern empfangen, die von der Tribüne runter gekommen sind.

Die größeren Kinder stehen schon mit ihrem Trainer Michael bereit und warten darauf, dass wir die Halle räumen. Michael, ein stämmiger schroffer Mann mit dichtem Vollbart und ordentlichem Bierbauch, kommt auf mich zu und fragt mich, wie das Training lief. Ich darf erst seit ein paar Wochen alleine das Training leiten, aber ich liebe es. Die Kinder sind so toll und es macht mir einfach Spaß. Es kommen immer wieder Kinder zu uns, die mich - während unseres Gesprächs - zum Abschied umarmen. Michael zeigt auf ein paar der wartenden Eltern.

"Dein Fanclub wartet", sagt er neckend.

Ich drücke seine Hand runter.

"Haha, nicht witzig", entgegne ich.

Aber er hat Recht. Ich durfte einige Wochen beim Training assistieren und zu Beginn waren fast nur Mütter zum Zuschauen auf den Tribünen. Seit ich da bin - kann natürlich auch Zufall sein, was ich aber eingebildeterweise nicht glaube - kamen immer häufiger Papas stattdessen mit. Mittlerweile bilden sie deutlich die Mehrheit. Ich gehe auf sie zu und mache das Spielfeld für die Großen komplett frei.

"Hallo zusammen", grinse ich ihnen entgegen und erkläre dann nochmal schnell den Ablauf für das kommende Turnier. Sie hören aufmerksam zu und der ein oder andere Blick wandert unauffällig - also natürlich hab ich es trotzdem gemerkt, weil Männer bei sowas häufig nur denken, dass sie "unauffällig" sind -  an meinem Körper entlang.

"...also wäre es super, wenn wir uns hier eine halbe Stunde vorher treffen und dann gemeinsam hinfahren. Könnte mich denn jemand mitnehmen? Ich habe leider kein eigenes Auto", lächel ich und sofort melden sich einige der Kids und bitten mich bei ihnen mitzufahren. Ich entscheide mich für Mila. Sie ist mein Liebling, was ich die anderen Kinder natürlich nicht spüren lasse. Außerdem sieht der Vater auch sehr nett aus. Ich grinse ihn fragend an, als Mila mich jubelnd umarmt und er nickt etwas verlegen.

"Ja, also natürlich kannst du bei uns mitfahren", sagt er freundlich.

"Toll, danke sehr", strahle ich zurück und wende mich dann an Mia und kitzle sie spielerisch durch.

"Ciao meine Kleine. Ich freu mich aufs Turnier." Ich schlage bei ihrer ausgestreckten Hand ein. 

Im Augenwinkel sehe ich wie ein anderer Vater meinem neuen Chaffeur anerkennend in die Seite stößt und mit hochgezogenen Augenbrauen grinst. Ich genieße es still schmunzelnd, packe meine Sachen und verlasse die Halle.

Als ich mit meinen geliebten Kopfhörern nach Hause laufe, spiele ich in Gedanken kurz das Turnier im Kopf durch und merke dann, wie mich ein versauter Gedanke an einige der Papas ein bisschen ablenkt. Ich muss Schmunzeln. Da ist es ja schon. Mein unkontrolliertes Kopfkino mal wieder...