#3 - Das große Turnier

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Ich hab garnicht richtig zugehört und seine Stimme nur gedämpft wahrgenommen.

"Sorry, ich hab geträumt", rede ich mich geschickt raus.

"Ich hab gefragt, wie dein Studium läuft." wiederholt er.

"Frag mich in zwei Jahre nochmal. Ich muss erstmal mein Abi schaffen", antworte ich kess. 

"Achso. Ich hätte dich jetzt schon über 18 vermutet."

Seine Stimme klingt halb überrascht und halb enttäuscht. Wollte er nur abchecken, ob ich schon volljährig bin? 

"Man kann auch als Schülerin über 18 sein."

Mein Ton wird immer flirtbereiter und ich finde es witzig ihn etwas im Unklaren über mein Alter zu lassen.

"Dann ändere ich die Frage eben in 'Wie läuft es in der Schule?'".

Sein Ton passt sich meinem an. 

"Natürlich gut. Ich streng mich natürlich immer an", sage ich und hebe dabei motivierend meinen Arm abgewinkelt nach oben, als würde ich meinen Bizeps anspannen. Allerdings sind meine Arme zu dünn als das man da tatsächlich eine beachtlichen Berg sehen könnte. Es ist mehr eine symbolische Geste. 

"Ich hab damals immer nur in meinen Lieblingsfächern aufgepasst", lacht er ehrlich. 

"Damals gab es schon Schulen?" necke Ich ihn frech. 

"Nur Spaß. Also in Sport und Französisch bin ich natürlich auch mit bisschen Abstand am besten und natürlich deutlich motivierter", füge ich hinzu.

"Oh, très bien, Madame", antwortet er mit viel Akzent. Verzeiht mir, wenn ich die paar französischen Flirtereien nicht übersetze, aber es gibt ja Google Translator ;). 

"Merci. Vous parlez bien français, Monsieur", gebe ich zurück und bemühe mich um einen verführerischen französischen Akzent. 

"Okay, du bist besser in Französisch als ich. Für mehr reicht es bei mir nicht mehr" offenbart er lachend.

Da bin ich sogar sehr sicher, dass ich "Französisch" besser beherrsche. Meine Gedanken werden jetzt immer häufiger zweideutig. 

"Wenn sie Nachhilfe brauchen, sagen sie gerade Bescheid. Ich helfe immer gerne."

Es war Absicht ihn auf einmal zu siezen. Ich weiß nicht wieso. Es hat sich ein bisschen flirtender angefühlt. Ich merke auch, wie mein Flirten etwas Wirkung zeigt. Sein Blick ist eine Mischung aus Souveränität und etwas Unsicherheit. Das ist witzig. 

"Danke, ich komme darauf zurück, aber du kannst trotzdem beim 'Du' bleiben.

 Sein Lächeln haut mich fast um, aber ich lasse es mir nicht anmerken. 

"Sorry, das ist die Gewohnheit bei Autoritätspersonen."

Das letzte Wort sage ich nach einer kleinen Pause absichtlich flirty und auch mein Grinsen wird deutlich frecher, als plötzlich Mila jubelt.

"Wir sind da", schreit sie heraus und reckt die Arme hoch.

Tatsächlich. Durch das intensive Gespräch habe ich garnicht darauf geachtet. Wir fahren auf den Parkplatz und warten dort auf den Rest. Als alle da sind, gehen wir gemeinsam in die Halle und ich schicke die Kids zum Anziehen in die Umkleiden. Bei der Turnierleitung gebe ich Bescheid, dass wir angekommen sind. Dann winke ich Thomas zu mir und bitte ihn mir mit den Trikots zu helfen. Wir gehen zusammen in die Kabine und er hält die Tasche auf, während ich den Kids ihre Trikots mit den verschiedenen Nummern austeile. So wie Thomas leicht hinter mir steht, kann er genau beobachten, wie ich jedes einzelne Trikot herauskrame und den Kindern an den Platz bringe. Ich bespreche noch kurz, wer im ersten Spiel starten wird und dann stürmen die Kids mit ihren Sachen raus, um bei den anderen Spielen zuschauen zu können. 

"Danke für die Hilfe", lächel ich, als wir schließlich alleine in der Kabine sind.

"Kein Problem, das verrechnen wir einfach mit der Französisch Nachhilfe."

Nach seiner Antwort bin ich mir sicher, dass er jetzt auch mit mir flirtet. Mal sehen, wie weit ich dieses Spielchen noch treiben kann. 

"Natürlich. Auf jeden Fall. Ach und sorry nochmal wegen vorhin. Ich wollte deine Frau nicht vor Mila erwähnen. Ich wusste nicht, dass ihr..."

Er unterbricht mich: "Schon okay. Es lief einfach in vielen Punkten überhaupt nicht mehr gut, aber wir versuchen es für Mila so gut wie möglich zu lösen."

Wir bleiben noch ein wenig in der Kabine stehen und sind in unser Gespräch vertieft. Er scheint eher erleichtert als traurig über die Trennung zu sein. Das ist gut. Also aus seiner Sicht natürlich. Es ist sehr angenehm so nah bei ihm zu sein und sein Duft ist erstaunlich betörend. Ich registriere, wie mein Blick das ein oder andere Mal an seinen muskulösen Oberarme hängen bleibt, die sein normales Shirt ziemlich gut ausfüllen. Ich liebe Sport und das hier, meine Damen und Herren, ist 100% der Körper eines Sportlers.

"Vivi, komm schnell, wir wurden ausgerufen. 

Moritz steht in der Tür und unterbricht unser tolles Gespräch. Mist. Das Turnier. Konzentrier dich, Vivi.

"Ich komme, mein Schatz."

Ein Lächeln zaubert sich auf sein Gesicht, als ich das sage und wir gehen gemeinsam in die Halle. Den Satz würde ich allerdings viel lieber zu jemand anderem sagen. Die anderen Kinder warten schon voller Vorfreude am Spielfeldrand. Eine der Mütter schaut mich grimmig an. Sie wirkt als würde sie etwas sagen wollen. Ich versuche sie zu ignorieren. Nachdem ich die Kinder im Kreis nochmal richtig motiviert habe, läuft die Startmannschaft etwas nervös aufs Feld. 

"Ihr schafft das", rufe ich selbstsicher rein. 

Hinter mir höre ich besagte Mutter vor sich hin murmeln: "Also so kann das ja garnichts werden, wenn mein Paul draußen ist. Erst kurz vor knapp kommen und dann so eine Aufstellung. Naja, knapp ist bei der ja anscheinend sowieso das Motto."

Ein paar ihrer Hausfrauen-Freundinnen nicken zustimmend. Natürlich hab ich das mitbekommen. Ihr dezentes "Flüstern" war auch nicht wirklich zu überhören. Aber ich schaue nur genervt und beschließe nicht darauf einzugehen. Die Kinder sind wichtiger. Dann ertönt Gelächter. Erstmal in Fahrt, scheint sie kein Ende zu finden, bis Thomas sich auf einmal umdreht. 

"So wie du aussiehst, scheinst du ja nicht besonders viel Ahnung von Sport zu haben. Daher überlasse das doch bitte einfach jemanden mit deutlich mehr Know-how." 

Das hat gesessen. Sie hat tatsächlich ein paar Pfunde zu viel. Ihr empörter Blick bringt mich zum Grinsen und selbst die dazugehörigen Männer nebendran können sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.

Ich schau zu Thomas, der sich angriffslustig auf einen Konter vorbereitet. Mein Blick drückt Bewunderung und Dankbarkeit aus. 

"Paul muss immerhin nicht mit ansehen, wie seine Mutter in der Gegend rum... Ach, ich sag lieber nichts."

Absolut unter der Gürtellinie...

Die neue Trainerin (abgeschlossen) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt