Rin war wie erstarrt. Er konnte und wollte ihm nicht glauben. Dämonen existierten nicht. Oder doch? Sein Papa hätte ihn bestimmt nicht angelogen. „Lügner...", flüsterte er. Seine Atmung hatte sich verschnellert und sein Herz schien einen Marathon zu laufen. Der Braunhaarige zog seine Augenbrauen zusammen und streckte einen Arm aus. Er wollte ihn nicht erschrecken, jedoch schien er mit seiner Geste das genaue Gegenteil auszulösen. Rin presste sich mit dem Rücken gegen den Baumstamm.
„Fass mich nicht an!", schrie er und der Fremde zog seine Hand schnell zurück. Allerdings nicht nur wegen der lauten Ansage, sondern weil sein Gegenüber in Flammen stand. Und nicht in irgendwelchen, sondern in blauen Flammen. Satans Flammen. Der Mund des Braunhaarigen wurde trocken und wie hypnotisiert starrten sie beide auf das Feuer welches Rins Körper umhüllte. Und nicht nur sie. Auch die Hobgoblins hatten ihr Spiel unterbrochen und starrten in ihre Richtung.
„Was ist das? Ist das wegen des Kratzers?" Die Flammen schrumpfen und erloschen langsam aber sicher. Fast vermisste Rin die angenehme Wärme. „Nein. Das ist... ähm." Rote Augen huschten nervös über die Lichtung. Scheinbar hatte er etwas gefunden was er nicht hätte finden dürfen. „Das ist schwierig zu erklären, kleiner Nephilim."
„Nephi...was?"
„Nephilim", erklärte er dem Kind geduldig, „sind Halbdämonen. Gezeugt von einem Menschen und einem Dämon." „Ich bin kein Dämon! Auch kein Nephi..., Nephile..., kein Halbdämon!", fauchte Rin. Der Braunhaarige seufzte und rieb sich die Schläfen. Warum diskutierte er überhaupt mit einem Kind?! Er schnippte und an Rins Hals glühte ein paar Sekunden eine Schutzrune auf. Diese würde die Aura des Jungen wieder ausreichend verschleiern.
„Ich merke, wir werden dieses Gespräch heute nicht fortsetzen können. Sieh dir die Welt mit eigenen Augen an. Wenn du merkst, dass ich die Wahrheit spreche komme hierher zurück und rufe meinen Namen. Fürs erste bist du sicher. Leg dich trotzdem nicht mit den Dämonen an." Die Worte des jungen Mannes verunsicherten Rin. Was sollte er denn sehen? Welche Wahrheit?
„Ich kenne deinen Namen nicht", meinte Rin leise und ließ ihn nicht aus den Augen. Der Braunhaarige schmunzelte, stand auf und kehrte dem neunjährigen den Rücken zu. „Rufe einfach nach Kotaru Oharata und ich werde da sein." Damit setzte sich der Mann in Bewegung und ließ den Jungen verwirrt zurück. Seltsamer Typ.
Rin schüttelte den Kopf und machte sich schnell auf den Weg zurück zum Kloster. Dabei bemerkte er eine rasante Zunahme dieser kleinen schwarzen Käfer die auch schon im Wald herumgeflogen waren. Manche schwebten einfach in der Luft herum, während andere Menschen verfolgten. Bei genauerer Betrachtung der Käfer bemerkte Rin eine bemerkenswerte Ähnlichkeit zu Katzen. Irgendwie gruselig.
„Das Dämonenkind ist verrückt."
„Ja, du hast recht. Starrt schon die ganze Zeit nur in der Gegend rum."
„Ich werde meinen Sohn vor ihm warnen. Mein guter Junge soll sich von dem Bastard fernhalten."
Rin hörte sie. Auch wenn sie flüsterten oder ihm den Rücken zudrehten. Er bekam es immer mit, und wenn es nur ihre verachteten Blicke waren. Tränen stiegen ihm in die Augen und in seinem Bauch kräuselte sich diese alles verschlingende Wut. Er biss sich auf die Innenseite seiner Wange um diese beiden Tratschweiber nicht anzuschreien. Und er fing an sich in Bewegung zu setzen. Erst langsam, dann immer schneller bis er rannte. Er wollte sich heute keinen Fehltritt mehr erlauben. Die gestrige Prügelei hatte sein Papa nicht gut aufgenommen, auch wenn er nur Yukio verteidigt hatte.
Der Weg schien an diesem Tag wesentlich länger zu sein als sonst und das ihn nun der ein oder andere von diesen seltsamen Käfer ins Gesicht flog machte es nicht gerade besser. Im Kloster angekommen verschanzte er sich in seinem Zimmer und weigerte sich wieder herauszukommen. Erst als Shiro und Yukio zurück kamen ging er in die Küche um beim Abendessen zu helfen. Er schwieg während des Kochens. Er schwieg während des Essens.
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Broken trust (Blue Exorcist FF)
FanfictionKinder sehen die Welt anders als Erwachsene. So auch Rin Okumura. Ein neunjähriger, neugieriger Junge ohne eine Ahnung von der weiten, und vor allem gefährlichen, Welt. Was passiert also wenn er die Lüge seiner Existenz erfährt und jede Person in se...