Als Rin am Morgen seine Augen aufschlug hätte er am liebsten seinen Wecker geröstet. Nachdem er am späten Abend noch das Blut von seinem Körper gewaschen hatte fiel er in sein Bett und wollte einfach nur noch schlafen. Doch stattdessen hielt ihn ein schlechtes Gefühl noch Stunden lang wach. Es war so etwas wie eine schlechte Vorahnung, die seine Instinkte auf Hochtouren laufen ließen. Seine Laune hielt sich dementsprechend weit unten.
Der Schultag verlief schleppend und sich nach dem Exorzistenunterricht davonzuschleichen war eine einzige Farce. Seit wann wollten die anderen Exwire unbedingt Zeit mit ihm verbringen? Hatte Mephisto sie angestiftet?! Zuzutrauen wäre es ihm sicher...
Seufzend schüttelte er seinen Kopf. Jetzt reimte er sich schon solche Hirngespinste zusammen. Rin traute dem Clown viel zu, schließlich war einer seiner Mitschüler definitiv ein Spion von ihm, doch weiter würde wohl selbst der Lilahaarige nicht gehen.
Mit der Ausrede noch etwas zu lernen schlich er sich letztendlich davon. Er ging zuerst eine Weile ziellos über die Unweiten des Schulgeländes, um seine Verfolger zu verwirren. Es war mindestens einer. Sein Weg führte weg von den anderen Schülern in Richtung des Waldstückes in der Nähe seines Wohnheimes. Sobald er die ersten Bäume hinter sich gelassen hatte rannte er los. Kreuz und quer lief er immer weiter, bis er keine andere Präsenz mehr spüren konnte. Schwer atmend blieb er noch eine Weile versteckt, bis er sich sicher war allein zu sein. Er sprang auf einen Baum und holte eine dort zuvor versteckte Jacke hervor. Durch die übergroße Kapuze würde ihn niemand erkennen können.
Sein Weg führte ihn weiter durch den Wald in Richtung Stadt. Mit dem Bus würde er nicht einmal zwanzig Minuten brauchen, doch das Risiko erkannt zu werden war ihm zu groß. Also schlenderte er über eine halbe Stunde die Wege entlang, bevor er von Hochhäusern umgeben war. Das war der einfache Teil.
Er hatte sich bereits Gedanken darüber gemacht, wie er den anderen Halbdämon finden sollte. Kotaru hatte ihm nur die wichtigsten Kerninformationen gegeben und dazu gehörten gerade einmal der Name, Alter und ungefähre Wohngegend. Er würde ihn niemals allein finden. Doch zum Glück hatte er die letzten Jahre nicht nur Däumchen drehend mit anderen Dämonen herumgealbert, sondern auch zu humanoiden Dämonen Kontakte geknüpft. Er ging in eines der ärmeren Viertel der Stadt und verschwand nach ein paar Straßen in einer Seitengasse. Gut versteckt im hinteren Teil der Gasse lag eine unscheinbare, graue Tür.
Er klopfte zwei Mal mit kurzen Abständen und fünf Mal sehr langsam. Nach ein paar Sekunden hörte er Schritte auf der anderen Seite und sie öffnete sich knarzend. „Was?", kam es knurrend von der auftauchenden Gestalt.
„Auch schön dich zu sehen", meinte Rin in einem übermäßig fröhlichen Tonfall. „Begrüßt du alte Bekannte eigentlich immer so oder nur mich, Grandla?" Die riesige Dämonin blickte verschlafen zu ihm hinunter und schien ihn nun erst zu erkennen. Ein Grinsen schlich sich auf ihre Lippen. „Nur meine Lieblinge. Schön dich zu sehen, kleiner Drache. Komm rein, ich mach uns einen Tee."
Der Schwarzhaarige lachte leise über den alten Spitznamen und trat ohne zu zögern in das Haus. Sie gingen gemeinsam die Treppe hinauf und kamen in einen überraschend gemütlichen Loft. Er war groß und hatte mehrere Panoramafenster im Wohnzimmer. Die Aussicht war nicht die Beste, aber dafür konnte man einen Großteil des Viertels überblicken. Die dunklen Möbel verliehen dem Loft etwas gemütliches, was Rin auch gleich als Vorwand nutzte, um sich auf die Couch zu setzen.
„Also, es ist zwar nicht so das ich mich nicht freue dich zu sehen, aber was machst du hier?"
Grandla war eine Dämonin die gern schnell auf den Punkt kam und wenig von Spielchen hielt. Auf Fremde konnte die Blondine etwas herrisch wirken, doch Rin kannte sie mittlerweile lang genug um nur darüber zu schmunzeln. „Wie kommst du eigentlich darauf, dass ich dich nicht einfach so besuchen möchte?", fragte er gestellt beleidigt. Sie setzte sich zu ihm und kniff ihm leicht in die Wange, während sie antwortete, „Weil du dann öfters als alle paar Monate hier aufschlagen würdest und Kotaru nicht gepetzt hätte. Er meinte wir sollten uns in den nächsten paar Wochen nicht bei dir melden, da du Probleme mit Exorzisten hast. Geht es dir gut"? Ihr Ton wurde gegen Ende aufrichtig besorgt. Rin hielt sich die schmerzende Wange und lächelte die Dämonin ehrlich an. „Es geht. Die Exorzisten sind eigentlich mein kleinstes Problem, aber es ist schön mal etwas Abstand zu ihnen zu bekommen. Und leider muss ich dir Recht geben, ich muss dich um einen Gefallen bitten."
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Broken trust (Blue Exorcist FF)
FanfictionKinder sehen die Welt anders als Erwachsene. So auch Rin Okumura. Ein neunjähriger, neugieriger Junge ohne eine Ahnung von der weiten, und vor allem gefährlichen, Welt. Was passiert also wenn er die Lüge seiner Existenz erfährt und jede Person in se...