Veränderungen

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Der Halbdämon sah den Besessenen entgeistert an. Natürlich hatte ihm Kotaru erzählt das Satan Söhne hatte. Und Rin war völlig klar, dass er damit auch acht ältere Halbbrüder hatte. Diese waren zudem besser bekannt als Dämonenkönige oder Baal.

Das war jedoch das erste Mal, dass er tatsächlich einen von ihnen traf und das dieser ihn zerstückeln oder entstellen wollte machte keinen guten ersten Eindruck.

Rin konnte auch beim besten Willen nicht sagen welcher der Baal dort vor ihm saß und ihn angrinste. Er schwankte mit seiner Theorie zwischen Beelzebub, Astaroth und Iblis. Aber durch die ganzen Kohletierchen tippte er einfach mal auf den König der Fäulnis, Astaroth.

Er bekam auch nur nebenbei mit wie Shiratoris Schlägertypen davonliefen. Er konzentrierte sich dafür viel zu sehr auf den älteren Dämon, der sich nun schnell wieder auf seine Beine begeben hatte. „Endlich habe ich sie gefunden, die blauen Flammen Satans!" Ein irres Lachen erklang, bis der Besessene plötzlich wieder verstummte und Rin fixierte. „Nun lass uns endlich gehen! Gehenna und Satan warten dich schon viel zu lange, kleiner Herr." Das letzte was er sagte wirkte etwas hämisch.

Rin hoffte wirklich, dass dies nur ein schlechter Scherz war. Ein echt gemeiner, bösartiger und sadistischer Scherz. Bevor er jedoch sein Veto einlegen konnte, oder zumindest fähig war seine Meinung zu der ganzen Situation äußern, hörte er plötzlich Schritte durch die Gasse hallen. Nur Sekunden bevor diese von einer bekannten Stimme begleitet wurden. Die des Alten!

„Das böse herrscht in ihren Herzen...", begann Shiro mit dem rezitieren. Rin kannte diesen Vers nicht, doch er hatte sich auch nie die Mühe gemacht die Bibel zu lesen. Es hatte ihm schon gereicht als er bei mehreren Sonntagsmessen Migräne bekommen hatte. Und er hatte sonst nie auch nur Kopfschmerzen!

Scheinbar war nicht nur der Schwarzhaarige über das Auftauchen seines Adoptivvaters überrascht, sondern auch Astaroth. Denn dieser brauchte ein paar Sekunden um die Situation neu erfassen zu können. Seine Reaktion kam dann allerdings prompt. „Du elendiger Exorzist!", spie er dem Paladin entgegen. Sein Tonfall vor Verachtung nur so triefend. „Oh, oh", dachte Rin, „da scheinen sich ja zwei gefunden zu haben."

Und auch der Alte schien tatsächlich Astaroths Todesvers gefunden zu haben, denn gerade als dieser sich auf Shiro stürzen wollte, wurde er aus Shiratoris Körper ausgetrieben. Natürlich nicht ohne ein markerschütterndes Kreischen.

„Geht's wieder?" Rin brauchte einen Moment um zu verstehen, dass diese Frage an ihn gerichtet war. Innerlich implodierend nickte er einfach nur. Nur weil er sein Temperament nicht mehr so offen auslebte bedeutete das nicht, dass es nicht mehr da war. Ganz im Gegenteil sogar. Es brodelte oft hinter seiner lächelnden Maske.

„Was ist mit dir? Alles in Ordnung?" Shiro ignorierte seine Fragen. „Kurikara kann die Flammen scheinbar nicht mehr zurückhalten. Wir müssen sofort los."

„Was ist überhaupt los?! Erklär es mir." Natürlich wusste er was los war, jedoch konnte er das ja schlecht zugeben. Und er konnte probieren die Wahrheit aus dem Alten zu kitzeln.

„Ich habe gerade einen Dämonen aus diesem Jungen ausgetrieben", meinte Shiro, „Du kannst sie doch nun sehen. Die Dämonen." Der Schwarzhaarige holte einmal tief Luft und setzte sein Schauspiel unbeirrt fort. „D-Dämonen?! Sind diese komischen Katzen-Fliegen etwa auch Dämonen?"

Es tat fast körperlich weh sich so blöd anzustellen.

„Es gibt zwei Welten. Einmal Assiah, dies ist unsere Welt. Und dann gibt es noch unsere Spiegelwelt, Gehenna. Dies ist die Welt der Dämonen, das Reich Satans. Eigentlich können Dämonen Assiah nicht beeinflussen, aber sie können von schwachen Lebewesen Besitz ergreifen. Du wirst es irgendwann verstehen. Wir müssen jetzt wirklich los. Du bist offiziell erwacht. Es muss sofort gehandelt werden."

Auch Rin spürte das Auftauchen von dutzenden Dämonen niedriger bis mittlerer Ordnung. Shiro zog ihn auf die Beine, packte ihn am Handgelenk und zog ihn mit sich. Zurück zum Kloster. Zurück zu dem Ort, wo die Lügen begannen. Etwas in Rin sträubte sich dorthin zu gehen. Was lachhaft war, den das Stift war sein Zuhause.

Oder?

Er ließ sich einfach weiter mitziehen. Sie kamen im Stift an und schon schienen sich alle Mönche auf einen Krieg vorbereiten zu wollen. Sie verbarrikadierten sich in der Gebetshalle. Der Nephilim war in diesem Moment in Gedanken versunken. Er hatte schließlich nicht erwartet, dass der Alte gleich mit der Tür ins Haus fiel, doch leider hatte er dennoch nichts Neues erfahren. Aber ohne das Rin noch weiter nachstechen musste redete sein Adoptivvater schon weiter.

„Wir werden dich verstecken. Keine Sorge dir wird nichts passieren, doch ab nun werden allerlei Leute hinter dir her sein."

„Warte, was?! Was heißt hier erwachen und verstecken. Was geht hier eigentlich vor sich?", fragte Rin aufgebracht. Er erhob seine Stimme und hoffte das es glaubwürdig rüberkam. Scheinbar tat es das auch, denn Shiro hielt einen Augenblick inne, bevor er einen Schlüssel hervorzog und einen der Schränke aufschloss.

Noch während er etwas aus der Schublade zog, sah er Rin wieder an. „Es wird sich von nun an vieles in deinem Leben verändern, Rin. Du und Yukio seid die Kinder einer Verbindung zwischen Assiah und Gehenna. Eure Mutter, eine menschliche Frau, ließ sich mit einem Dämon ein. Dieser Dämon war Satan, der Gott aller Dämonen."

Nur weil Rin dies alles schon wusste, fühlte er sich nicht weniger vor den Kopf gestoßen. Als Shiro im erklärte das er Kurikara, den Dämonenabschlachter, niemals ziehen durfte, hörte er nur noch mit einem Ohr zu. Rin wurde zu sehr von dem Schwert abgelenkt, denn er spürte ein Teil von sich selbst in diesem harten Metall schlagen. Ja, schlagen. Instinktiv wusste er das sein Dämonenherz in diesem kalten, leblosen Ding steckte und es machte ihn wütend. Nur weil er in diesem Ding versiegelt war, musste er mit diesem schmerzhaften Druck auf seiner Brust leben.

Diese sich in seinem Bauch kräuselnde Wut war letztendlich der Tropfen auf dem heißen Stein.

Im Nachhinein erinnerte er sich nur noch schemenhaft an ihren Streit, an den LKW welcher ins Stift gekracht kam, an Astaroth welcher ihn in diesem Moment so sehr genervt hatte das Rin eine Heugabel nach ihm geschmissen hatte und dieser letztendlich wieder ausgetrieben wurde. Halbbruder oder nicht, einen wütenden Halbdämonen sollte man lieber nicht unterbrechen. Dann übernahm Satan die Kontrolle über Shiro, schmiss ihn in die Gehenna-Pforte und wollte das der Schwarzhaarige ihn, „Papa", nannte. Nein danke!

Das Ende vom Lied, Shiro erstach sich selbst um Rin zu retten, der verstörte Halbdämon zog das Schwert um seinen Adoptivvater von Satan zu befreien und der Dämonengott war gezwungen sich zurückzuziehen, als das Bewusstsein seines Wirtskörper langsam schwand.

Erst Tage später, als Rin allein im Regen stand, wurde ihm eines bewusst.

Wenn er mit seinem Meister gegangen wäre, wäre all das nicht passiert. 

Broken trust (Blue Exorcist FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt