Kapitel 8

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Es ist eine Woche vergangen seit der Studentenparty.

Mum arbeitet schon die ganze Woche lang Überstunden und Phoebe hat sich die Grippe eingefangen.

Das Schlimme ist dabei, dass kaum einer für sie da ist.
Außer Daisy und Lottie.

Aber keine "ältere" Person.

Mum arbeitet bis spät in die Nacht, genau wie ich.

Wir haben Freitag und es ist die Hölle los hier in der Bar.
Dauernd fliegen Gläser um und es haben schon zwei Schlägereien stattgefunden.

Und bei beiden musste ich verhindern, dass es nicht noch schlimmer wird, als es schon ist.

Naja, jetzt habe ich eine kleine Platzwunde an der Augenbraue und ein blaues Auge kassiert.

Das nur, weil ich versuchen wollte es zu klären oder sie gebeten habe es nach draußen zu verlegen.

Manche Menschen sind wirklich Satan höchstpersönlich wenn sie Alkohol trinken.

Ich tupfe mir in der Toilette die Platzwunde mit Desinfektionsmittel aus.

,,Fuck", stöhne ich, als es anfängt, wie verrückt zu brennen.

,,So eine Scheiße!"

Ich schmeiße das Tuch hin und sehe mich selbst eine Zeitlang im Spiegel an.

Warum mache ich das?

Ich stütze mich am Waschbecken ab und atme tief durch.

Die Tür geht plötzlich auf und Harry stolpert hinein.

Ich verdrehe einmal die Augen und richte mich dann auf.

Er ist schon das dritte Mal hier diese Woche und jedes Mal sturtz betrunken.

Jedes Mal, habe ich ihn nach Hause gefahren.

Und jedes Mal, habe ich mir am Tag danach anhören können, dass ich ihn in Ruhe lassen soll und er kein verdammter Aufpasser braucht.

Jedes Mal habe ich in die besorgten Augen seiner Mum geschaut und jedes Mal, hat es mir ein verdammter Stich in mein Herz versetzt.

,,Louuuuissss!", ruft er und kommt auf mich zu gelaufen.

Ich möchte einfach aus der Toilette hinaus gehen.

Meine Nerven sind am Ende und ich will einfach nur nach Hause in mein Bett.

,,Louis. WARTE", ruft er und hält mich am Ärmel fest.

,,Was?", frage ich genervt und sehe ihn ernst an.

Erst lächelt er, aber als er dann auf meine Verletzung schaut, wird sein Gesicht sofort ernster.

,,Dein Gesicht", stellt er fest und sieht sich die Wunde genauer an.

Ich muss echt raus, da mich sonst mein scheiß Chef noch anschnauzt.

,,Geht es dir gut?", fragt er plötzlich ganz besorgt.

Ein wenig verwirrt sehe ich ihn an.

Seit wann interessiert es ihn?

,,Ja, alles gut. Ist nicht das erste Mal. Ich muss jetzt wieder arbeiten", entgegne ich ihm, aber er hält mich nur noch fester.

,,Wir müssen das desinfizieren", sagt er und spricht das Wort "desinfizieren", total falsch aus.

,,Ist alles erledigt, okay? Ich brauche auch keinen Aufpasser, verstehst du?!
Ich hab alles total unter Kontrolle", schreie ich fast schon.

Nachdenklich sieht er an mir vorbei und läuft dann zum Waschbecken rüber, um sich dort im Spiegl anzusehen.

Ich sehe ihn durch den Spiegel an und versuche zu verstehen, was in ihm vorgeht.

,,Tut mir leid", entschuldigt er sich, ohne mich dabei anzusehen.

,,Du hast daran keine Schuld", winke ich ab.

,,Nein, vielleicht daran nicht. Aber für so viel mehr, trage ich die Schuld.
Du weißt, dass du mich nie nach Hause fahren musst."

,,Das weiß ich", bestätige ich.

,,Aber trotzdem tust du es immer wieder", entgegnet er und wendet sich zu mir.

,,Ich weiß."

Langsam kommt er auf mich zugelaufen und sieht mich an.

Seine Augen sind fast komplett geschlossen und für einen Moment dachte ich wirklich, dass er gleich einschlafen würde.

,,Lass mich...", fängt er an und hält sich an meinem Arm fest.

Instinktiv halte ich ihn fester am Arm, da ich das Gefühl habe, dass er gleich umkippt.

,,Lass mich dir helfen."

,,Ich brauch keine Hilfe, Harry. Du bist der Jenige, der dringend Hilfe benötigt", entgegne ich ihm.

,,Ich will keine", sagt er und zieht seine Augenbrauen zusammen.

,,Harry...", murmle ich, aber er unterbricht mich, indem er einen Schritt zurück geht.

,,Nein. Du hast nicht das Recht zu sagen, ob ich Hilfe brauche oder nicht!
Du kennst mich nicht mal ansatzweise und tust auf Aufpasser.
Lass den verfickten Scheiß einfach! Mir geht es gut und ich bin glücklich!"

Jetzt sind meine Nerven endgültig durch.

,,Jetzt hör du mir mal zu!", sage ich und laufe mit schnellen Schritten auf ihn zu.

Unsere Köpfe sind nah aneinander und ich spüre den Duft von Alkohol an mir.

,,Mir ist das scheiß egal, ob du die Hilfe willst oder nicht! Aber ich bin nicht die Art von Mensch, die einen Typen, wie dich, einfach vor der Bar liegen lässt.
Das bin ich nicht! Mir scheiß egal, wie oft und lange du dich dagegen währst!
Aber was soll ich bitte deiner Meinung nach tun, wenn so jemand wie du, jeden Abend fast hier her kommt und sich vollsauft bis zum Anschlag.
Ich brauch kein Danke von dir oder irgendeine Gutmachung, die will ich gar nicht.
Das Einzige, was ich jetzt gerade will ist, dass du mich einfach mal in Ruhe lässt oder mich mal nicht grundlos anmotzt."

Geschockt sieht mich Harry an, als ich ihn gestresst in die Augen schaue.

,,Tut mir leid", murmle ich dann daraufhin und gehe einen Schritt zurück.

Das war echt hart gerade von mir.

Ich fahre mir einmal über die Haare und sehe mich im Spiegel an.

,,Ich muss weiter arbeiten. Pass einfach auf dich auf", verabschiede ich mich und gehe zurück zur Arbeit.



𝓔𝓿𝓮𝓻𝔂𝓽𝓱𝓲𝓷𝓰 𝓲 𝓷𝓮𝓿𝓮𝓻 𝓽𝓸𝓵𝓭 𝔂𝓸𝓾Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt