Kapitel 32

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Am nächsten Tag bereiteten sie alles für ihren Ausflug zum Berg im Nebeltal vor. Beide zogen sicheres Schuhwerk und wetterresistente Kleidung an.

Eligos würde nicht dabei sein, denn er führte einen politischen Besuch als Lucifers Vertretung in Baals Gebiet durch.

„Bereit, Soare?"

Sunny nickte und sie traten in den Zirkel.

Beide traten aus dem magischen Zirkel und wurden von einem starken Windstoß begrüßte, der durch ihre Haare fuhr und ihre Haut küsste. Sunny atmete scharf ein, denn er sah es. Es war die Szene aus seinem Traum. Er konnte es genau sehen – der schiefe Baum, von dem ein Ast abgebrochen auf den Boden hing, die zwei Büsche, die neben diesem standen. Das Moos am Rand des Felsen, von dem er genau wusste, dass er ins Nichts abfiel. Langsam ging er etwas nach vorne und schaute nach unten. Jap. Da geht es ins Jenseits.

Lucifer schaute zu seinem Liebsten. „Ist das der Ort, Soare?" Sunny nickte und bestätigte seine Vermutung. Hier würden sie das dritte Artefakt finden. „Hast du einen Anhaltspunkt, nach dem wir Ausschau halten können?"

Der Schrei eines Vogels ließ ihn zusammenzucken und er drehte sich um, suchte nach dem Tier. Einen Moment später hörte er ein Zischen und spürte er, wie sich etwas in seine Brust bohrte. Der Wind pfiff in seinen Ohren und verschluckte den Schrei, als die Schwerkraft Besitz von ihm ergriff und er in die Tiefe stürzte.

Die Erinnerung stand ihm klar vor Augen. Er ging etwas vom Abgrund weg, schaute in die entgegengesetzte Richtung. Ihn hatte etwas getroffen, etwas, was klein genug war, sich in seine Brust zu bohren und ein zischendes Geräusch verursachte. Ein Pfeil. Etwas anderes machte keinen Sinn. Jede andere Waffe könnte bei diesem Wind nicht abgefeuert werden.

Er schaute zu einem Baum, welcher in einiger Entfernung stand. Ungefähr von dort muss er gekommen sein. Doch wer hatte auf ihn geschossen? Er war getaumelt und gefallen. Wieso? Er konnte sich an den Fall erinnern, wie er durch die Wolken getaucht war.

Durch die Wolken bricht er, teilt, was wieder zusammenfindet. Fliegt von der größten Höhe in das endlose Nichts.

Ein unangenehmes Gefühl stieg in ihm auf. Ihr wollt mich doch verarschen. Sie konnten doch nicht wirklich damit meinen, dass er sich den Abgrund hinunterstürzen sollte. Nein, es ist seltsam. Hier gab es unzählige Krieger, die Flugübungen machten. Diesen wäre bei einem Flug sicherlich so etwas wie ein Eingang aufgefallen.

Wieder kam der Traum auf. Wieso hat man mich nicht gestoßen? Die Person hatte gewartet, dass er sich umdrehte und mit dem Rücken nach unten fiel. Ist es möglich, dass...? Er zuckte mit den Schultern. Probieren geht über studieren. „Lucifer. Fang mich auf."

Sein Dämon schaute zu ihm, doch bevor dieser etwas sagen konnte, spürte er den Wind in seinen Ohren und hörte nur gedämpft den Schrei seines Gefährten. Er sah, wie sich die Spitze entfernte, die Felswand an ihm vorbeirauschte. Er brach durch die Wolken, teilte sie wie der Pfeil, der in seiner Brust gesteckt hatte. Dann konnte er es sehen, es war klar und deutlich. Ich wusste es.

Goldene Schwingen breitete sich in seinem Sichtfeld aus und Arme schlossen sich um ihn. Das Gefühl des freien Falls wurde mit einem Ruck beendet und er hing etwa zwanzig Meter über dem Boden in den Armen seines Dämons.

Lucifers Herz schlug wild in seiner Brust. Was zur Hölle hatte Sunshine sich dabei gedacht, einfach von der Kante in die Tiefe zu springen? Wäre er nicht rechtzeitig gekommen, wäre er auf dem Boden zerschellt. „Sunshine", sagte er mit wütender Stimme, doch eine Hand legte sich über seinen Mund.

„Bevor du deine gerechtfertigte Wutrede hältst, flieg bitte nach oben und lande auf dem Vorsprung, den ich dir beschreibe", sagte Sunny, die Augen konzentriert auf eine Stelle gerichtet.

The Devil's Queen (BAND 2) ✅️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt