24. Ein Lebenszeichen

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Jungkooks PoV

»Eomma?«

Der kleine Junge sah sich inzwischen panisch an der Bushaltestelle um. Die Uhrzeit hätte er nicht prüfen können, konnte die Uhr mit seinen 5 Jahren auch gar nicht lesen. Aber er spürte instinktiv, dass er eine sehr lange Zeit auf der Bank gewartet hatte. Die Großen um ihn herum reagierten nicht wirklich auf seine Versuche mehr über den Verbleib seiner Mutter zu erfahren. Sie bewegten sich rasend schnell, ganz so, als wenn sie dringend irgendwo hin mussten. Viele blickten auf ihr Handy oder telefonierten, nahmen ihre Umgebung gar nicht wahr. Egal, wen er ansprechen wollte, er wurde ignoriert. Also setzte er sich wieder auf die Bank und wartete. Ein Großer stellte sich an die Haltestelle und seinen letzten Mut zusammenkratzend, ging der kleine Junge auf ihn zu. Er zupfte den dicken Mann an der Hose, welcher daraufhin verdutzt feststellte, dass ihm keiner gegenüberstand bis er den Blick senkte.

»Hast du meine Eomma gesehen?«, fragte es ihn mit großen, runden Kulleraugen und Hoffnung in der Stimme. Erwachsene wussten schließlich immer alles.

Der große Mann schüttelte ihn ab, dachte er doch, es würde sich um eine neue Vorgehensweise der Obdachlosen in Seoul handeln. Wie vor den Kopf gestoßen wich der kleine Junge zurück, erschreckt über den wütenden Ausdruck im Gesicht des Mannes. Er kauerte sich in die Ecke der Haltestelle, betrachtete das hektische Treiben um ihn herum und fühlte sich einfach nur verloren.

»Eomma«, flüsterte er und konnte nicht verhindern, dass nun die Tränen sich mit aller Macht Bahn brachen.

Er machte sich so klein, wie es ihm nur möglich war, versuchte den Krach um ihn herum auszublenden. Bestimmt würde ihn seine Mama gleich abholen. Wenn er artig hier warten würde, dann würde sie kommen und sich darüber freuen, dass er auf sie gehört hatte. Ihm fiel wieder ein, wie sehr sie mit ihm am Tag zuvor geschimpft hatte, als er nicht hatte auf sie hören wollen. Dabei war er nur stehengeblieben, um eine streunende Katze zu streicheln. War sie immer noch böse auf ihn?

Er schniefte laut.

»Es tut mir leid, Eomma«

Es war seine Schuld! Er war böse und böse Kinder wollte niemand.

»Eomma«

»Eomma«

»EOMMA!«, schrie ich und erwachte mit einem Ruck.

Verwirrt sah ich mich um, keuchte schwer. Fast erwartete ich mich an einer Bushaltestelle vorzufinden. Mein Herz raste und ich legte eine Hand an die Brust, ganz so, als wenn ich durch die Berührung den wummernden Muskel zur Ruhe zwingen konnte. Ich stellte dabei fest, dass meine Brust klitschnass geschwitzt war.

»So eine Scheiße«, knurrte ich und schüttelte den Kopf, wollte die Bilder und Empfindungen loszuwerden.

Ich war jetzt schon eine Weile albtraumfrei... Es war daher natürlich nur eine Frage der Zeit gewesen, bis die Vergangenheit wieder ihre Krallen in mich schlagen würde, schlief ich doch seit 2 Wochen bereits schlechter und schlechter.

So langsam nahm ich meine Umgebung besser wahr und damit drangen auch deren Geräusche lautstark an meine Ohren. Denn ich war mir ziemlich sicher, dass das penetrante Klingeln und Klopfen an meiner Haustür schon eine Weile bestand gehabt haben musste, da ich den Hund der Vermieterin kläffen hörte. Ich kämpfte mich von meiner Matratze, die auf dem Boden lag hoch und spähte an der Tür angekommen durch den Spion. Ein verzerrtes Grinsen traf mich und ich rollte die Augen. Mit einem Seufzen öffnete ich die Tür.

»AAAH JEYKAY!«, scholl es mir entgegen und das Grinsen wurde breiter, sodass ich wirklich meine Augen ob der Intensität zukneifen musste.

»Hobi... hör auf hier alles zu verstrahlen und komm rein«, fuhr ich ihn ruppig an und zog ihn in mein Reich.

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