Kapitel 2

155 5 3
                                    

Drei Jahre später

„Noah beweg gefälligst deinen Arsch hoch, ich will nicht am ersten Tag schon zu spät kommen! Ich gebe dir fünf Minuten, sonst fahre ich mit deinem  Auto alleine los und falls da wie durch ,,Zufall" irgendwelche Kratzer reinkommen, bist du selbst Schuld.", schrie ich von der Treppe aus hoch zum Zimmer meines Bruders.

„Drei, zwei, eins..",zählte ich in meinem Kopf mit, als die Badezimmertür aufflog. „Briana, ich schwöre dir, wenn du meinem Baby auch nur ein bisschen Lack abkratzt, wirst du das direkt wieder bereuen!"

Ich verfalle in schallendes Gelächter als er das erwähnt und währenddessen  seine Haare richtet, sein T-Shirt endlich richtig rum anzieht und dabei noch versucht, nicht das Gleichgewicht zu verlieren, um nicht geradewegs die Treppe herunterzufallen. Grimmig reinblickend bleibt er vor mir stehen.

„Ruhig Brauner, ich würde es niemals wagen, dein Schätzchen zu demulieren. Aber da du ja scheinbar fertig bist, können wir wohl jetzt los.", entgegne ich ihm schmunzelnd. Ich meine, so etwas wie „Kleiner Teufel" von ihm zu hören, was mich noch mehr zum Grinsen bringt.

In dem Auto, auf dem Weg zur Schule bestehe ich darauf, Mozart zu hören. Haltet mich bitte nicht für verrückt, aber ich liebe Klassische Musik einfach! Früher, als ich noch Eishockey gespielt habe, habe ich es immer beim aufwärmen gehört . Sie beruhigt mich und lässt mich alles um mich herum vergessen.

Als wir an der Schule ankommen, verabschiede ich mich flüchtig von meinem  Bruder und laufe geradewegs auf Aurelia zu, die ein paar Meter von ihrem Bruder und dessen Freundeskreis, zu dem übrigens auch Noah gehört, entfernt steht. „Briana!".

Sie ruft meinen Namen so laut, dass sie die Aufmerksamkeit aller Anwesenden und unserer Brüder auf uns zieht. „Aurelia!", rufe ich nun ebenfalls, bevor wir lachend aufeinander zu rennen und uns kurz danach auf dem Boden wieder finden. Mit Tränen in den Augen liegen wir einfach nur da, bis uns auf einmal fünf Schatten das Licht nehmen.

Wer hätte es gedacht? Es waren Gabriel, Noah und ihre restliche Gummibärenbande. „Na Bell, wolltest du mal wieder deinem Verstand Gesellschaft leisten?", spottet Gabriel.

„Naja, im Gegensatz zu dir, besitze ich so etwas wenigstens“

In der Zwischenzeit hat sich Lia wieder aufgerichtet und hält nun auch mir die Hand zur Hilfe hin.

Diese kleinen ,,Zickereien" wie mein toller Bruder sie zu nennen pflegt, finden seit der Begegnung von Gabriel und mir an der Eishalle vor drei Jahren  fast wöchentlich statt. Was eventuell an der Tatsache liegt, dass ich es liebe, ihm regelmäßig Streiche zu spielen, da ich nun sowieso nichts besseres zu tun habe.

Um euch mal einen Einblick in meine Trick-Kiste zu gewähren: Ich bin eines Tages auf die glorreiche Idee gekommen, ihm während er Eishockey Training hatte, Enthaarungscreme in sein Shampoo zu mischen. Ich habe ihn sogar noch vor der Halle schreien hören. Das war wirklich köstlich mit anzusehen. Oder ein anderes Mal, als ich sein ,wohlgemerkt weißes, Trikot zusammen mit den roten Kostümen der Kunstläuferinnen gewaschen habe. Sein Gesichtsausdruck, als er das nun rosane Trikot in der Hand hielt, war wirklich Gold wert.

Um einen weiteren Streit zwischen Gabriel und  mir zu verhindern, zieht mein Bruder ihn mittlerweile in der Schule hinter sich her.

Lia ist von uns beiden die Erste, die ihre Stimme wieder findet „Okayyy... also, wir haben jetzt eine Doppelstunde Mathe mit Camsi, ich hoffe, du bist motiviert.", entgegnet sie in einer nahezu schrillen Stimmlage, in der Hoffnung, den peinlichen Moment, der sich gerade eben ereignet hat, schnell wieder zu vergessen.

Ein schiefes Lächeln ziert ihre Lippen. Camsi, der eigentlich Mr. Cameron heißt, ist unser Mathe-, Chemie- und Physiklehrer. Versteht mich nicht falsch, menschlich ist er bestimmt eine tolle Person, aber als Lehrer kann man ihn vergessen. Man versteht in seinem Unterricht einfach gar nichts. Und natürlich ziehen wir das große Los und haben ihn gleich in drei Fächern, wie könnte es auch anders sein...?

Schwer seufzend gehe ich neben ihr her in unseren Klassensaal. Kurz nach uns schloss sich die Tür und Mr. Cameron tritt direkt an die Tafel, um mit dem Unterricht zu beginnen. Darf ich vorstellen: Meine Persönliche Hölle!

Plötzlich reißt mich im Unterricht ein lautes Klingeln aus meinen Gedanken, die sich zufälligerweise nicht um Stochastik drehen (Tut mir Leid, Camsi...) Ich bin allerdings etwas verwundert, immerhin war ja eben erst Pause. Tja, was soll ich sagen, die Verwunderung hielt an, bis ich realisierte, dass dieses schrille Klingeln der Feueralarm war.

Suck it up Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt