Dienstag
Ich hasse Dienstage .
Dienstage sind wie unangekündigte Tests, in denen sowieso alle verkacken, weil sie nicht gelernt haben. Kurz gesagt: einfach nur unnötig. Und weil Dienstage selbst nicht schon schlimm genug sind, hat mich meine langjährige Freundin, meine Periode, heute morgen besucht. Dankeschön dafür, Mutter Natur !
Noah, mit dem ich gerade zur Schule fahre, muss jetzt meine schlechte Laune ertragen. Normalerweise würde ich ja sagen, dass es er mir leid tut, aber nicht mal dafür reicht meine Laune heute aus.
Gerade an der letzten Kreuzung Richtung Highschool fährt ein Auto neben uns an. Einmal Mal dürft ihr raten, welcher Affe mit einem schelmischen Lächeln am Steuer sitzt. Bingo, Gabriel. Neben ihm sitzt noch seine Schwester. Meine ganzen Sorgen um Gabriel waren anscheinend vollkommen unnötig, denn dieser sieht vollkommen unversehrt aus und grinst uns weiterhin so dämlich an.
Oh fuck, mein Bruder erwidert den provokanten Blick und das heißt nichts Gutes.
„Noah Sebastian Bell, ich warne dich! Wenn du jetzt machst, was du kleiner Trottel vorhast, dann sage ich Mom und Dad, dass du gestern absichtlich den Feueralarm in der Schule ausgelöst hast!" Tja, das war keine gute Idee, denn sein Lächeln wird noch größer.
Natürlich würde ich ihn nicht verpetzen und das weiß er genauso gut, wie ich, aber drohen kann ich ihm ja trotzdem.
Die Ampel springt auf grün und die beiden Idioten rasen los in Richtung Schule. Es war ein Wunder, dass wir allesamt unversehrt an der Schule angekommen sind. Das kleine Rennen, das Noah und Gabriel veranstalten, gewinnt der Bruder meiner besten Freundin ganz knapp.
Ich steige aus und knalle die Türe von Noahs Auto genervt hinter mir zu. Meine Laune ist noch tiefer gesunken. Und wessen Schuld war das, meine Freunde? Die von Gabriel. Mal wieder. Warum eigentlich immer er? Dieser dumme, unbeholfene, 18-jährige Typ, dessen geistiges Alter bestimmt gerade mal 4 Jahre beträgt, schafft es aber auch immer wieder aufs Neue!
Aurelia, welche auch gerade aussteigt, folgt mir und schweigend machen wir uns auf den Weg zu unseren Spinden, wo wir bis Unterrichtsbeginn bleiben. Aus meinem Spind ziehe ich noch halbherzig mein Bio- und Geschichtsbuch heraus und werfe dann meinen Rucksack hinein. Wir haben noch circa 20 Minuten, bevor der Unterricht beginnt und diese werde ich garantiert nicht in einem Raum voller hormonverpesteter, laufender Schminkkästen und männlichen, pubertierenden Wracks, ohne Manieren, verbringen.
„Was geht, Mädels?", Siena stößt zu und und lächelt uns an. Wie kann man an einem Dienstag so gute Laune haben? Ich schnaufe, knalle meine Spindtür zu und laufe los, in irgendeine Richtung, hauptsache weg von Menschen.
Seit ungefähr 10 Minuten irre ich schon durch das Gebäude, als ich gegen etwas hartes stoße und alle meine Schulbücher auf dem Boden landen.
Hätte ich meinen Blick doch nur lieber nicht hoch schweifen lassen. Mir gegenüber auf dem Boden sitzt Gabriel. Meine Güte, es war wie in irgendeinem kitschigen Film, in dem der Typ, dem Mädchen hilft, die Bücher aufzuheben oder so. Nur dass es sich hier nicht um einen Gentleman, sondern um den Emotions-Trampel schlechthin handelt: Gabriel. Seine Haare sind total durcheinander und seine Augen weit geöffnet. Anscheinend hat er auch nicht mit diesem Zusammenprall gerechnet. Ich weiß nicht, wie lange wir schon da sitzen und uns einfach nur anstarren, aber irgendwann höre ich die besorgte Stimme meiner besten Freundin, die den Flur lang hallt : „Verdammt Bri, was ist passiert? Geht es dir gut? Gab, du Idiot, was hast du jetzt schon wieder getan?! "
Auch Gabriel scheint nun aus seiner Schockstarre zu fahren. Sein Blick wechselt zwischen mir und seiner Schwester hin und her, bis er bissig antwortet : „Ich kann nichts dafür, wenn diese Kuh es nicht auf die Reihe bekommt, zu laufen, ohne dabei andere Menschen umzurennen!"
„Aufpassen, Kollege! Diese ,,Kuh" ist immer noch meine Schwester.", meldet sich nun auch mein Bruder drohend zu Wort, der samt Gummibärchenbande hinter uns auftaucht.
„Ich würde vorschlagen, wir beruhigen uns jetzt alle mal und atmen tief durch.", meint nun auch Daniel.
Ich schnaube verächtlich. Beruhigen? Ich soll mich beruhigen? Gabriel provoziert die ganze Situation doch total. Was erwarten die denn jetzt? Noch mehr zu streiten, würde jetzt sowieso nichts mehr bringen. Deshalb sammle ich einfach meine Sachen ein, stehe auf und laufe mit Till, Aurelia und Lia ,gerade noch rechtzeitig, zum Biosaal.
Den ganzen Unterricht lang, kann ich mich nicht Konzentrieren. Ständig schweifen meine Gedanken zu Gabriel ab.
Der restliche Tag vergeht schleppend und ich habe keine Lust mehr, mich mit irgendjemandem zu unterhalten, nichtmal mit Lia. Nach der Schule setze ich mich wortlos zu meinem Bruder ins Auto und schließe die Augen. Ich bin müde. Müde von allem was heute passiert ist. Müde von meinem Leben.
DU LIEST GERADE
Suck it up
ChickLitSie, die beste Freundin seiner kleinen Schwester. Er, der beste Freund ihres großen Bruders. Nach Brianas Unfall ist nichts mehr, wie es mal wahr. Sie hat panische Angst vor dem Eis und die Neckereien von Gabriel welcher der große Bruder ihrer beste...