Kapitel 6

121 2 2
                                    

Auch während dem restlichen Training, lässt sich Gabriel nicht blicken. Er hat sich weder bei Coach Morris noch bei uns gemeldet, was mir ehrlich gesagt etwas Sorgen bereitet. Es ist nicht so, dass er mir etwas bedeuten würde, echt nicht, aber er ist immerhin beste Freund meines Bruders und der große Bruder meiner besten Freundin. Da habe ich doch irgendwie die Verpflichtung dazu, mir Sorgen zu machen, oder nicht?

Naja jedenfalls, war das heutige Training ziemlich lustig mit anzusehen. Vorallem Till legt sich  sehr oft aufs Gesicht, was vermutlich daran liegt , dass Toni, Daniel und Noah es voll auf ihn abgesehen haben, nachdem er sie heute morgen so schamlos ausgelacht hat.

Als wir im nachhause fahren, beschließe ich, dass ich mich dort direkt in mein Bett verkriechen werde. Dort lasse ich den Tag nochmal Revue passieren.

Dabei fällt mir aufeinmal wieder ein, dass die Jungs heute dumm genug waren, den Feueralarm auszulösen. Siena ist neu an meine Schule gekommen und hoffentlich eine neue Freundin, Gabriel hat sich  sich nicht die Chance entgehen lassen, sie direkt anzubaggern, dann habe ich ihn mit einem seiner Puck Bunnys erwischt  und habe den restlichen Tag weder etwas von ihm gehört noch gesehen.

Aber das ekelhafteste daran, ist, dass ich mir echt Sorgen mache. Gabriel war noch nie der Mensch, der sich bei niemandem meldet. Im Gegenteil, eigentlich kann er nie seine Klappe halten. Er muss immer und überall seinen Senf hinzu geben, sei es in unserem Gruppenchat oder wenn es um irgendwelche Typen geht, die Lia und ich süß finden. Seine oberste Devise: Wir werden nie einen besseren Typen finden, als ihn. Das hätte ich früher auch niemals abgestritten, aber die Zeiten ändern sich.

Es ist mittlerweile 23:30 Uhr und ich wälze mich schon seit einer gefühlten Ewigkeit in meinem Bett hin und her. Der Gedanke, dass Gab vielleicht etwas zugestoßen sein könnte, verängstigt mich von Minute zu Minute. Ich weiß nicht mal warum, ich mag ihn wirklich nicht. Noah und Aurelia wissen zu 100 Prozent, wo er steckt und was er treibt, aber fragen will ich trotzdem nicht, sie denken sonst noch, dass ich was von diesem Holzkopf will. Immerhin kann ich Gabriel nicht leiden. Aber so kann es echt nicht weiter gehen. Langsam richte ich mich auf und begebe mich in das Zimmer meines Bruders, der  gerade dabei ist, seine Schulsachen für den morgigen Schultag zu packen. Er blickt zu mir und ein Lächeln schleicht sich in sein Gesicht.

„Na Schwesterchen, was verschlägt dich zu so später Stunde in mein Gemach?"

Er muss spüren, dass etwas nicht stimmt, denn er spricht nur so ,,gehoben" mit mir, wenn er versucht, mich zum Lachen zu bringen. Danach ist mir aber absolut nicht zumute, auch antworten will und kann ich nicht. Keine Ahnung, warum ich auf seine Abwesenheit so reagiere, aber es macht mir Angst.

Wortlos lege ich mich in Noahs Bett und warte, dass er sich zu mir legt. Das war unser Ding. Schon seitdem wir klein sind, tun wir das immer, wenn es einem von uns nicht gut geht oder wir Angst haben. Angefangen hat es damit, dass es in einer Nacht anfing, total stark zu stürmen. Ich habe geweint. Aber Noah hat mich gehört, kam zu mir, umarmte mich und so sind wir dann in meinem Bett eingeschlafen.

Höchstens fünf Minuten später, spüre ich hinter mir die Wärme, die von meinem großen Bruder und gleichzeitig besten Freund ausgeht. Ohne ihn wäre ich in dieser Situation total verloren, auch wenn er nicht weißt was los ist, war er einfach da und hinterfragt nicht mein Handeln. Wenn ich es ihm erzählen wollen würde, dann würde ich es tun und das weiß er auch. Und so gerne ich es auch tun würde, es geht nicht, da ich selbst nicht weiß was mit mir los ist.

Sehr lange starre ich einfach an die Decke, ich höre die gleichmäßigen und ruhigen Atemzüge von Noah und daraufhin schlafe ich beruhigt ein.

Suck it up Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt