Jüri
„Was hast du dir nur dabei gedacht, Jüri?"
Frustriert schluchzte er noch lauter auf, weil er jetzt auch noch Max' Stimme glaubte zu hören, wo er doch ohnehin nirgends lieber, als in dessen Armen wäre.
Die Frage war allerdings berechtigt.
Was hatte er sich gedacht?
Alles.
Nichts.
Definitiv hatte er mal wieder zu viel gedacht, als es um die rosa Kopfbedeckung gegangen war, denn hätte er sie einfach kommentarlos oder mit einem witzigen Spruch an sich genommen, wäre gar nichts passiert.
So aber hatte er konstant die Angst im Nacken gehabt sich und oder Max versehentlich zu outen und damit alles zu verlieren. Niemals würde er seinem Holländer ein unfreiwilliges Outing antun, wo er doch genau um dessen Panik davor wusste.
Panik, die er selbst eigentlich nie gehabt, die er durch Max aber irgendwie übernommen hatte. Mittlerweile war sie ein Teil von ihm geworden. Immer da und ihn konstant zermürbend.
Deshalb auch die homophobe Äußerung im Bestreben bloß nicht in diese Richtung aufzufallen.
Seine Mutter war so enttäuscht von ihm gewesen.
Red Bull ebenfalls.
Suspendiert, von allen Pflichten entbunden. Sie hätten ihn auch gleich ganz rausschmeißen können. Dann wäre es wenigstens vorbei gewesen.
Max hatte sich immer noch nicht gemeldet. Wie enttäuscht der Ältere erst wäre. Er mochte es sich gar nicht vorstellen. Vielleicht sollte er es beenden, bevor der andere es tat.
Er war doch ohnehin am Arsch.
Max würde ihn ohnehin verlassen.
Max war Red Bull.
Er nur ein riesiger Vollidiot, den niemand brauchte.
„Jü", war da wieder seine blühende Fantasie, „Oh, Jü."
Dieselbe Fantasie, die ihm auch vorgaukelt, dass sich die Matratze senkte, weil ein weiterer Körper darauf Platz nahm.
Was unmöglich war, denn er hatte Liam vorhin rausgeschmissen, weil er alleine sein wollte.
Die Hände, die nun auf seinen Schultern landeten, bildete er sich allerdings ganz sicher nicht ein und sie gehörten auch nicht zum jungen Kiwi aus der Nachbarwohnung.
Die Hände waren ihm nur allzu vertraut, schufen eine Brücke aus seinen Gedanken zurück in die grausame Realität.
Wollte er das?
Er hatte keine Wahl.
Bestimmt wurde er hochgezogen und herumgedreht.
„Ach scheiße", befand sein Gegenüber, „Eigentlich wollte ich dir eine Standpauke halten, aber so wie du aussiehst brauchst du eher all meine Liebe und nicht noch mehr böse Worte."
Jetzt schluchzte er nicht nur, sondern heulte richtig, während er in beschützend Arme gezogen wurde, die ihn sofort beruhigend hin und her wiegten.
„Oh Jü", murmelte Max erneut, „Ich bin hier. Wir bekommen das wieder hin."
„Wir?", hauchte er unter tränennassen Wimpern hervor und war tatsächlich ein Stück beruhigter, als der Ältere bestätigend nickte.
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All Over
FanfictionEs hatte aufgehört zu klopfen und zu klingeln. Endlich. Doch die Stille machte es nicht besser. Da half es auch nichts, sich die Ohren zu zuhalten. Es gab absolut nichts, was ihm noch helfen konnte. Er war verloren. Alleine. Verstoßen. Und bald auc...