Part XVI

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Jüri

„Was hast du denn gemacht?", wollte Marcus wissen und guckte besorgt auf das Pflaster an seiner Hand, „Geschnitten?"

Auch sein Blick heftete sich auf den synthetischen Schutz, der keine wirkliche Verletzung verbarg, sondern Max' gestrige Idee versteckte.

Ein Einfall der so minimal gewesen war und dennoch seinen Herzschlag zum Beschleunigen gebracht hatte und es auch jetzt noch tat.

„Nein, alles gut", wank er wohl auch deshalb mit einem kleinen glücklichen Lächeln ab.

„Wenn alles gut wäre bräuchtest du kein Pflaster", befand der Kiwi verwirrt und kräuselte seine Nase.

„Ich... Es ist kein Schnitt okay?"

„Fängst du schon wieder mit Geheimnissen an?", wollte sein Teamkollege prompt wissen.

„Wir haben uns gestern Abend noch ein Tattoo stechen lassen", gab er also einknickend von sich.

„Ein... Was?", guckte Marcus fast ein wenig entsetzt.

„Nicht was du schon wieder denkst", seufzte er und zog den schützenden Streifen ab.

„Was soll das sein?"

„Ein Herz."

„Wo? Echt? Ein verkrüppeltes oder was?"

„Natürlich nicht", verdrehte er seine Augen, denn das nicht sehen war ja der Sinn dahinter, „Man sieht es nur als Ganzes, wenn Max und meine Hand verschränkt sind."

„Ach Scheiße", kommentierte der Kiwi dies nun aber doch etwas überraschend für ihn, „Warum musstest du das alles lostreten?"

„Was?"

„Ihr habt meine Blase zerstört. Plötzlich ist es, als wäre alles möglich, weil ihr es habt und möglich macht", jammerte der Gleichaltrige gequält, „Ich war doch zufrieden so als Single, aber jetzt..."

„Warte", klappte ihm der Mund auf, „Soll das heißen... Wieso..."

„Hab ich doch. Ich habe dir gesagt, dass ich mich nie getraut habe, ich zu sein."

Das brachte ihn dazu ohne Vorwarnung richtig laut los zu lachen, was fast schon ein wenig hysterisch selbst in seinen Ohren klang.

„Entschuldige", japste er deshalb nach Luft, „Es ist nur... Das gibt's doch gar nicht..."

„Hat er einen Nervenzusammenbruch?", tauchte Liam besorgt neben ihnen auf, „Das kann sich doch so äußern, oder?"

„Nein, er lacht eigentlich über mich", zog Marcus eine beleidigte Schnute.

„Gar nicht", versuchte er sich zu beruhigen und erklärte leise, denn das sollte ja niemand sonst hören, „Ich war so unglaublich verschossen in dich, als wir zusammen bei PREMA gefahren sind und jetzt erzählst du mir..."

„Du... Was?", kam es synchron von den anderen beiden.

„Wie was? Marcus ist unglaublich süß und sexy, aber woher hätte ich ahnen sollen... Ich hab mich erst bei Max wirklich getraut selbstbewusst zu sein, aber wenn ich mir vorstelle ich wäre es schon damals gewesen..."

„Ich komm nicht mit", murmelte Liam.

„Dann wärst du jetzt auch mit Max glücklich. Ihr gehört einfach zusammen", lächelte Marcus.

„Ihr wollt mich doch verarschen", begriff dessen Landsmann, „Du auch? Wieso erzählt mir eigentlich keiner mehr was?"

„Ich hab mich nie getraut", zuckte sein Teamkollege die Schultern, „Ich habe immer geglaubt, dass es für uns Sportler nicht möglich ist glücklich mit einem Partner zu sein, aber Max und Jüri lassen mich umdenken und das ist einerseits toll, andererseits fühle ich mich aber auch einsamer denn je. Allerdings sollte das egal sein, denn momentan tun wir ja alles dafür, dass es Jüri wieder gut geht und da sind meine Befindlichkeiten zweitrangig."

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