1🐉 [Buch 1: Der Anfang]

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» Jungkook «

Anmutigen Schrittes wanderte ich die vielbeschäftigte Straße hinunter. Von allen Seiten waren aufgeweckte und energische Rufe zu hören.

Es war relativ früh am Morgen, und das einfache Volk tätigte ihren alltäglichen Morgeneinkauf, während die Händler passiv aggressiv gegeneinander um die Kunden kämpften. Wer die lautere Stimme, die überzeugendsten Preise und die besseren Werbefähigkeiten hatte, wurde schnell mit einem Ansturm an potenziellen Käufern belohnt.

„Guten Morgen, Jungkook!"

Ich lächelte und nickte den älteren Damen an den Marktständen, die sich jeweils an den Seiten des Weges positioniert hatten, freundlich zu. Daraufhin setzte ich meinen Weg fort.

Im Laufe der Strecke zu meinem Ziel grüßten mich noch einige andere Leute. Und jedes Mal blieb ich stehen, die Hände unter den langen, weißen Ärmeln meines Gewands hinter meinem Rücken verschränkt, und wechselte aus Höflichkeit ein paar Worte mit ihnen aus. Meist handelte es sich um belanglose Themen, oder sie fragten, wie es meinem Onkel und meiner Tante ging und was meine ältere und jüngere Cousine und mein jüngerer Cousin derzeit machten. Ein paar Frauen hatten mich wie immer gefragt, ob ich nicht bald heiraten wollen würde. Es kam so oft vor, dass es fast zu einer Routine wurde. Ob sie die Frage ernst oder mittlerweile eher als kleinen Scherz meinten, um mich zu necken, war nicht klar. Und sowie an jedem anderen Tag bestand meine Antwort aus einem zurückhaltenden, leisen Lachen.

Heiraten gehörte definitiv nicht zu den Dingen, über die ich mir momentan Gedanken machte.

Meine Hand klammerte sich fester um die Schriftrolle, die unter den Ärmeln verborgen war, während meine Mundwinkel sich zu einem glücklichen Lächeln hoben.

In der Ferne erblickte ich bereits das Anwesen meines Onkels und begann die wenigen Schritte etwas zügiger und schwungvoller zu gehen, ohne dabei äußerlich zu aufgeregt zu wirken, auch wenn mein Inneres immer unruhiger wurde. Seitdem ich den Ort, zu dem ich heute in aller Früh aufgebrochen war, wieder verlassen hatte, war mir das Herz vor Glück förmlich bis zum Halse geklopft.

Mein langes Haar flatterte hinter mir her, das weiße Band, das eine dünne Haarpartie nach hinten hin zusammenband, stellte einen Kontrast zu dem Schwarz meiner Haare dar. Abgesehen davon trug ich nichts Prachtvolles an mir.

Als ich bei dem Tor des Anwesens ankam, verneigten sich die zwei Wachen respektvoll vor mir. Ich erwiderte dies mit einem kurzen Nicken und überschritt die Türschwelle ins Innere.

Zielstrebig lief ich auf den blatten Steinen, die in kleinen Abständen einen Weg über den groben Kiesboden bildeten, zu dem Hauptgebäude, das sich im Herzen des gesamten Geländes befand. Andere Nebengebäude waren durch hölzerne Stege inklusive von Überdachungen mit diesem verbunden. Ich hoffte, meinen Onkel und seine Frau dort anzutreffen, um ihnen die frohe Nachricht zu überbringen, die meine Laune besonders an diesem Morgen so gehoben hatte.

Und tatsächlich hielten sie sich in dem Moment dort auf. Sie schienen sich gelassen über etwas zu unterhalten, als sie mich wahrnahmen.

„Jungkook, du bist wieder da." Die Frau meines Onkels schenkte mir ein warmes Lächeln, das ich sofort erwiderte.

Sie war angeheiratet und teilte somit keinen einzigen Tropfen Blut mit mir. Dennoch hatte sie sich stets darum bemüht, zumindest ein kleines Bisschen der Leere in meinem Herzen zu füllen, die mit dem Tod und den Fehlen meiner richtigen Eltern entstanden war. Eine liebevolle Frau, die mich wie ihr eigenes Fleisch und Blut behandelte, als wäre ich ihr biologischer Sohn.

Mein Onkel, der ältere Bruder meiner Mutter, war ein aufrichtiger, ehrenhafter Mann, der seine kleine Schwester von den insgesamt sechs Geschwistern am meisten geschätzt und geliebt hatte. Daher war er auch der Einzige gewesen, der wirklich bereit gewesen war, mich aufzunehmen, als ich im Alter von gerade einmal fünf Jahren eine Waise geworden war. Meine Eltern waren an einem kalten Tag in die Berge gegangen, um Holz für den Winter zu sammeln. Unsere Familie war nicht wohlhabend gewesen. Wir waren lediglich eine bescheidende Farmerfamilie gewesen. Nicht reich, aber auch nicht arm.

Dragon's Curse ᵛᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt