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» Jungkook «

Ich hatte die Luft angehalten, ohne es zu merken.

Meine Augen wanderten verstohlen durch das Innere der Räumlichkeit, als würde ich alles in mich einziehen wollen, um die Situation schneller zu begreifen und einschätzen zu können, was mich erwartete. Doch als ich schließlich den gesamten Raum durchblickt hatte, fühlte ich mich genauso verloren wie zuvor, als ich vor verschlossenen Türen gestanden hatte.

Ja selbst, als ich in der Mitte des Pavillons eine Person entdeckte, die mit dem Rücken zu mir stand, war ich nicht wirklich fähig zu begreifen, was das alles bedeutete.

Meine Augen klebten wie gebannt auf dieser Person, dessen Haaren schwärzer waren als schwarz. Zudem waren sie kurz. Anders als bei anderen hing weder eine lange Haartracht herunter noch waren sie nach oben gesteckt. Die Haare waren einfach nur kurz und schmiegten sich an seinen Nacken, der schmal und lang war.

Bevor ich mir irgendwelche weiteren Gedanken machen konnte, traf ich plötzlich auf ein dunkles Augenpaar. So dunkel, dass sie völlig leer und glanzlos wirkten, da das Schwarz der Pupille in das Schwarz der Iris verlief.

Das Gesicht, das sich mir bot, gehörte zu einem jungen Mann, dessen Haut hell und makellos war, als wäre sie nie durch weltliche Einflüsse berührt worden. Die Gesichtszüge sahen definiert aus, ohne zu markant zu sein. Obwohl er ein paar Meter von mir entfernt stand, gab es keinen Zweifel.

Kim Taehyung war der schönste Mensch, den ich in meinem Leben gesehen hatte und sehen würde. Dem war ich mir sicher.

Der Kronprinz hatte lediglich seinen Kopf nach hinten gedreht, um nach seinem eingetretenen Gast zu schauen. Seine Miene war undefinierbar. Es war eine leere, furchteinflößende und zugleich...einsame Mischung. Bei seinem Anblick verspürte ich allerlei Emotionen, was mich maßlos überforderte.

Das schwarze Drachenmal auf seiner rechten Gesichtshälfte unterstrich seine dunklen Augen, in denen ein ständiger stechender, tiefgehender Blick lag. Auch hier kam es mir so vor, als würden alle möglichen Empfindungen abwechselnd in diesen aufflackern.

Manchmal sprach man davon, dass die Augen die Spiegel zur Seele waren. Eine ziemlich abstrakte Metapher, wenn man darüber nachdachte. Aber in diesem Moment war ich in der Lage genau nachzuvollziehen, was damit gemeint war.

Der Kronprinz war dadurch kein offenes Buch. Ich konnte mir wirklich kein einziges Bild davon machen, was er dachte. Allerdings erkannte ich, dass sich in dieser Person mehr befand als ein gewöhnlicher Mensch beherbergen könnte. Als wäre der Inhalt zu groß für das dafür vorhergesehene Gefäß.

Im nächsten Moment drehte er sich mit seinem gesamten Körper herum, sodass er frontal zu mir gewandt war. Das schwarze Außengewand mit den edlen silbernen Stickereien auf dem dunklen Stoff hing locker über seine Schultern, auf einer Seite hing es so weit nach unten, dass das weiße Untergewand mitsamt nackter Schulter zu sehen war. Seine Hände waren unter den weiten, langen Ärmeln verschwunden, aber als mein Blick nach unten wanderte, konnte ich ein Schwert ausmachen, das die verborgene rechte Hand hielt.

Er starrte mich an.

Und ich wagte es zurück zu starren.

Während wir scheinbar einen Starrwettkampf austrugen, fühlte ich mich recht neutral, doch als er plötzlich einen Schritt auf mich zumachte, ging mir ein eiskalter Schauer durch Mark und Bein.

Beim zweiten Schritt bekam ich es mit der Angst zu tun. Meine Augen huschten abwechselnd zwischen seinem starren Gesicht und dem langen Schwert hin und her. Etwas klebte an der Klinge und tropfte herunter.

Dragon's Curse ᵛᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt