» Jungkook «
Wie im Fluge vergingen zwei ganze Wochen im Anwesen des Kronprinzen.
Der Sommer wurde durch den Herbst abgelöst, die Blätter der Bäume verloren ihre saftige grüne Farbe und verfärbten sich stattdessen in einem bunten Farbenspiel aus gelben, orangenen und roten Blättern. Die Tage wurden kürzer, die Nächte länger.
Ich lief lächelnd mit meinem weißen Gewand mit lilanem Kragen und Stickereien aus meinen Gemächern, gefolgt von Soobin und Beomgyu, und machte mich auf den Weg. Die Wachen vor dem Pavillon begrüßten mich höflich und verbeugten sich respektvoll vor mir.
Auf dem Weg durch das Gelände begegneten uns auch die anderen Wachen und Soldaten, die entweder an wichtigen Gebäuden positioniert waren oder auf Patrouille unterwegs waren. Hin und wieder huschten einige Dienstmädchen und -jungen durch die Gegend und gingen ihren Tätigkeiten nach, ob es nun das Wischen der Böden, das Fegen des Platzes oder das Machen und Aufhängen der Wäsche war. Sie alle unterbrachen ihre Arbeit, um uns zu begrüßen, und setzten sie dann fort, wenn wir weitergingen.
Beomgyu blickte bestaunt um sich. „Wow. Hyung, vor ein paar Tagen war es hier noch wie ausgestorben, und jetzt laufen hier so viele Leute herum. Wo kommen die alle her?"
„Ich habe sie aus ihren Verstecken geholt. Die meisten der Bedienstete hier haben sich wie Geister verhalten. Entweder sie haben ihre Arbeit gemacht und sind wieder sofort in die Schatten geflüchtet, oder sie haben erst gar nicht ihre Arbeit verrichtet. Oder habt ihr jemals zuvor jemanden aus der Küche hier draußen gesehen?"
Das Verhalten der Arbeiter hier hatte sich längst einer Veränderung unterziehen müssen. Trotz der Umstände durfte die nicht vorhandene Verwaltung des Anwesens so nicht weitergehen. Bedienstete, die keine festen Posten und tägliche Aufgaben hatten. Wachen und Soldaten, die man kaum zu Gesicht bekam, abgesehen von denen, die vorm Eingangstor aufpassten, dass niemand nach draußen floh. Es waren vermutlich mehr Männer außerhalb der Mauern positioniert als in innerhalb dieses riesigen Geländes.
Also hatte ich die Sache in die Hand genommen.
Als ich vor zwei Wochen Taehyung gefragt hatte, wer sich um die Verwaltung des Anwesens, des Personals, der Ausgaben und Kosten, und sonstigen organisatorischen Angelegenheiten kümmerte, hatte er desinteressiert mit den Schultern gezuckt. Am darauffolgenden Tag war ich also in die Haupthalle, das Zentrum des gesamten Grundstücks, hereinspaziert und hatte mir die dazugehörigen Aufzeichnungen und Schriftrollen herausgesucht. Es hatte nicht einmal eine Stunde gedauert, bis ich mir einen Überblick über sämtliche Daten gemacht hatte. Nicht, weil ich besonders darin begabt war, sondern vielmehr, weil es einfach von Anfang an nicht so viel gab, über was man überhaupt einen Überblick haben müsste.
Zumindest wusste ich nun, dass es nicht daran leid, dass Taehyung kein Vermögen hatte, obwohl er der Kronprinz war, dass er in relativ bescheidenen Umständen lebte. Laut den Unterlagen war er nämlich sogar im Besitz von ziemlich viel Gold sowie einigen anderen wertvollen Gegenständen, die angeblich in einer Kammer verstaut waren. Die hatte ich irgendwann auch aufgesucht, und tatsächlich. In einem Pavillon eher im nördlichen Teil des Anwesens fand ich die Schätze vor.
Da es also offensichtlich nicht an Geld mangelte, lag es schlichtweg daran, dass niemand es richtig nutzte. Taehyung schien keinerlei Interesse zu haben oder nicht zu wissen, wie man damit umging, oder es brachte einfach nichts, etwas damit anzustellen, wenn man sowieso eingesperrt wurde. Und die Bediensteten fürchteten sich viel zu sehr vor ihm und den möglichen Konsequenzen, als dass sie ihn ausrauben würden.
Seit jenem Tag hatte ich mich vollständig in die typischen Aufgaben einer Gemahlin hineingestürzt. Ich war nun quasi die Dame des Haushalts. Bei dem Gedanken bekam ich zwar immer noch ein komisches Gefühl, aber in der Situation war die Aufgabenverteilung zwischen Frau und Mann nun wirklich nicht von Belang.
DU LIEST GERADE
Dragon's Curse ᵛᵏᵒᵒᵏ
Romance»Du solltest Angst vor mir haben! Mich fürchten. Mich verabscheuen... Nicht mich lieben.« Nicht der Kaiser herrscht über das Reich, sondern der blanke Horror vor dem verfluchten Kronprinz Kim Taehyung. Einst fand der junge Prinz eine verborgene Höh...