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» Jungkook «

Ich schaute von ihm zurück zu der Wache.

Der arme Mann sah immer noch so aus, als stünde er vorm Hyperventilieren.

Innerlich verzog ich das Gesicht. War das nicht ein bisschen zu diskriminierend?

Der Kronprinz sah gerade nicht einmal besonders einschüchtern aus. Eher distanziert und leer. Völlig anders als am Abend zuvor, als wir allein unter dem Mondschein gesessen hatten, oder als er Beomgyu beinahe angegriffen hätte. Dieses Mal wirkte er einfach unbeteiligt, als wäre er nicht derjenige gewesen, der den Mann dazu kommandiert hatte, ihn zu mir zu bringen.

„Danke, du kannst jetzt gehen", entließ ich ihn, woraufhin er hocherfreut die Stufen heruntereilte, dem Prinzen eine flüchtige Verbeugung gab und schließlich das Weite suchte, sich wünschend, dass er nie wieder in diese Situation geriet.

Beomgyu trat reflexartig einen Schritt zurück und versteckte sich halb hinter Soobin. Eine unbewusste Reaktion auf das, was kürzlich am See geschehen war. Währenddessen verharrte der Größere an seiner Stelle und beobachtete aufmerksam.

Ich neigte meinen Kopf ein wenig nach unten und schaute den Kronprinzen erwartungsvoll an. „Eure Hoheit, Ihr habt nach mir gesucht?"

Dieser beäugte mich mit einer glühenden Intensität, sagte aber nichts. Er verschränkte lediglich seine Arme hinter seinem Rücken, verschwunden hinter dem Saum seines schwarzen Gewands.

Unter seinen intensiven Blicken wurde mir etwas unbehaglich. Das Anschweigen machte mich verlegen.

Beomgyu räusperte sich leise hinter mir und wisperte mir in den Nacken: „Vielleicht möchte er mit dir frühstücken...?"

Ich blinzelte verwundert.

Wollte er das?

Ich schluckte und lächelte sanft. „Wollt Ihr reinkommen und mit mir frühstücken?"

In seinen Augen funkelte für einen kurzen Moment etwas auf. Scheinbar war es wirklich das, was er mit seinem Kommen beabsichtigt hatte.

Ich drehte mich zu den beiden Jüngeren herum und wies sie an: „Ihr könnt gehen. Ihr müsst nicht bei uns bleiben."

„Bist du sicher, Hyung?"

Ich nickte. „Falls etwas ist, lasse ich nach euch rufen."

Sie tauschten unsichere Blicke miteinander aus. Ich war in der Lage mir ihre stumme Unterhaltung zu denken. Vermutlich dachten sie, dass es bereits zu spät wäre, wenn etwas passieren sollte. Bis man auf diesem Gelände jemanden fand, den man losschicken konnte, um den nächsten zu rufen, verging wahrscheinlich so viel Zeit, dass man es auch gleich sein lassen könnte.

„Ich werde okay sein", versicherte ich ihnen mit Nachdruck.

Erst dann nickten sie, wenn auch noch zögerlich, verneigten sich, um vor dem Prinzen die Formalitäten zu erweisen, und liefen davon.

Zurückblieben nur noch der Kronprinz und ich, dessen Augen Soobin und Beomgyu gefolgt waren, bis sie um die Ecke verschwunden waren, bevor sie wieder auf mir lagen.

Die Spannung zwischen uns war zum Greifen.

Ich fragte mich, was er dachte. Was in seinem Kopf durchging. Welche Gedanken er sich machte.

Da er jedoch kein offenes Buch war, blieb mir nichts anderes übrig als seine Gestik und Mimik frei zu interpretieren.

„Kommt doch herein", lud ich ihn mit einer Handbewegung ins Innere ein.

Dragon's Curse ᵛᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt