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» Jungkook «

Ich blätterte in dem Buch durch, das ich in der Bibliothek gefunden hatte, von der ich deren Existenz ich erst bis vor wenigen Tagen erfahren hatte. Das Gebäude war in einer anderen Ecke des Anwesens gewesen und wurde mehr oder weniger der Natur überlassen worden. Scheinbar hatte es niemand für notwendig empfunden, die Bücher darin zu pflegen. Ich war nur durch Zufall darauf gestoßen. Dieses gesamte Grundstück war wirklich groß, aber nun musste ich endlich alles gesehen haben, was es hier gab.

Taehyung saß neben mir auf der Bank und sah mir zu, wie ich las. Seit ein paar Tagen war dies zu unserer Routine geworden. Ich beschäftigte mich mit irgendetwas, während er mir zuguckte. Zu Beginn machte ich mir Sorgen, dass er sich langweilen könnte, aber auf Nachfrage meinte er, dass er sich prächtig amüsieren würde.

Mittlerweile hatte ich mich an den intimen Blicken von der Seite gewöhnt.

Manchmal nickte er für eine Weile in seiner gemütlichen Sitzposition ein - den einen Fuß auf der Bank, das Knie angewinkelt, den Kopf auf der Hand abgestützt.

Wenn das geschah, war ich derjenige, der ihn beobachtete. Und ehe ich dies realisierte, wandte ich mich zügig verlegen ab und vertiefte mich wieder in das Buch.

In diesem Moment schlief er jedoch nicht.

Ich blickte auf und fing seinen Blick auf. Wie immer in letzter Zeit war das der Zeitpunkt, wo mein Herz anfing, ungewöhnlich schneller zu schlagen. Um dies zu überspielen, zwang ich mich, trotz Scham, zu einem Lächeln. Doch unter seinen dunklen Augen hatte ich das Gefühl, als könnte er mich sowieso bis auf das kleinste Detail durchschauen. Vielleicht besaß er sogar ausgeprägtere Sinne, die es ihm ermöglichten, meinen Herzschlag zu hören? Zumindest hatte ich es noch nie geschafft, ihn zu überraschen, da er mich immer schon vorher wahrgenommen hatte, wenn ich mich anschlich.

Jedenfalls wäre das ziemlich peinlich, wenn er tatsächlich dazu in der Lage wäre.

Ich versuchte diesen gruseligen Gedanken zu verwerfen und wollte mich wieder in die Geschichte der Novelle vertiefen, als es an den Türen des Hauptpavillons klopfte.

Es konnten nur zwei Menschen sein, die mich aufsuchen würden, mit der Gefahr ebenso auf Taehyung zu stoßen. Dieser war nämlich mittlerweile über den Tag über ständig bei mir. Nicht, dass ich mich darüber beschwerte. Obwohl wir nicht viel machten, hatte es etwas Angenehmes in unserer jeweiligen Gesellschaft zu sein.

Die Bediensteten, einschließlich Soobin und Beomgyu, die definitiv während meines bisherigen Aufenthalts zu meinen engsten Vertrauten geworden waren, starrten mich immer wieder irritiert und irgendwie auch ehrfürchtig an. Als wäre die Tatsache allein, dass ich es schaffte, freiwillig mit Taehyung Zeit zu verbringen und nicht auszusehen, als wäre ich eine eingeschüchterte Geisel, eine mutige, kriegerische Errungenschaft. Entweder sie behandelten mich wie einen Helden oder sie dachten, ich wäre ein Verrückter. Anders konnten sie es sich nicht erklären. Immerhin hatte jeder damit gerechnet, soweit die Nachricht eintraf, dass jemand geschickt werden würde, um ihren verfluchten Kronprinzen zu heiraten, dass sie statt einer Hochzeit eine Beerdigung abhalten müssten.

„Herein", rief ich und legte das Buch auf den kleinen Lesetisch, zwischen Taehyung und mir ab.

Wie erwartet traten Soobin und Beomgyu ein, die ihre Lektion vom letzten Mal gelernt hatten, und seitdem nur noch klopften.

Als ich das Tablett mit dem Tee und den kleinen, süßen Gebäcken sichtete, strahlte ich auf, erhob mich von meinem Platz und lief herüber zum Teetisch, wo Soobin die Sachen ablegte.

Taehyung verfolgte das ganze Geschehen gelangweilt und blieb ungerührt sitzen.

„Osmanthuskuchen?" Ich nahm erfreut die blumenförmigen Küchlein aus Reismehl.

Dragon's Curse ᵛᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt