» Jungkook «
Am Ende des Monats September, nur wenige Tage nach unserer besonderen Hochzeitszeremonie im Freien unter den Sternen, ohne menschliche Zeugen, fand das Mondfest oder Mittherbstfest statt, das jedes Jahr am 15. Tag des achten Monats im traditionellen Mondkalender gefeiert wurde.
Von den Feierlichkeiten oder der feierlichen Stimmung war in dem Anwesen nichts zu erkennen, abgesehen von den Mondkuchen mit den verschiedenen Füllungen, ob süß, salzig, mit Fleisch oder vegetarischer Füllung, die uns Herr Lee gebacken hatte. In Taehyungs Leben waren alle Feiertage, nicht nur das Mondfest, gewöhnliche Tage wie jeder andere.
Normalerweise, als ich noch bei meinem Onkel gelebt hatte, begann die Stimmung bereits Tage vor dem eigentlichen Feiertag. Die Bediensteten bereiteten zusammen mit uns Kindern die Dekoration zu Hause aus, während meine Tante meistens in der Küche half, Mondkuchen zu backen und mein Onkel mit den Wachen das Feuerwerk und die Laternen plante.
Wie die meisten Feste war es eine Familientätigkeit, die über mehrere Tage ging, bis der Höhepunkt am Abend mit dem Betrachten des Mondscheins und eines Abschlussfeuerwerks erreicht wurde.
Hier sah man jedoch in den letzten Tagen nichts von diesen Veränderungen, was mich unter normalen Umständen traurig gemacht und mir Heimweh beschert hätte. Aber das war nicht der Fall gewesen. Ich hatte sogar beinahe vergessen, dass das Mondfest kam.
Dafür war ich zu sehr damit beschäftigt gewesen, mit meinen neu entdeckten, aber wahrscheinlich schon längst entstandenen Gefühlen klarzukommen. Nach der Hochzeitszeremonie waren wir seelisch noch verbundener geworden. Ich wusste nicht, was er empfand, bezüglich romantischer Interessen, aber ich genoss die Aufmerksamkeiten. Genoss die Dinge, die er sagte oder für mich tat. Wir befanden uns noch in einer Grauzone, wo kein Wort über den Stand unserer Beziehung gesagt werden konnte, aber es war deutlich, dass wir einander brauchten. Es war in diesem Zeitalter und in dieser Kultur sowieso schwierig, sich so etwas einzugestehen.
Aber es war nicht so, als wäre ich damit unglücklich. Ich war zufrieden. Was sollte ich sonst noch wollen? Wir waren ohnehin unter der Zustimmung des Kaisers und des Reichs miteinander verheiratet und lebten zusammen. Keiner hinterfragte unsere Beziehung. Die Angst vor Taehyung überschattete alle anderen Details. Er behandelte mich gut. Wir verstanden uns prächtig. Konnte ich behaupten, dass es mir an irgendetwas fehlte?
Nicht wirklich.
Wenn wir bloß nicht hier drinnen wie eingesperrt werden würden, dann wäre alles perfekt.
Ich stieß einen langen, lauten Seufzer aus, ohne es selbst wirklich zu merken, und ergatterte damit einen seitlichen Blick von Taehyung, der in dem Moment einen Bissen vom Mondkuchen in seinen Mund stecken wollte.
„Jungkook?"
Ein wenig erschrocken meinte ich: „Ach, es ist nichts. Ich habe nur darüber nachgedacht, dass es schön wäre, das Anwesen verlassen zu können. Vor allem heute."
„Heute?" Er blickte in die Ferne, keinen bestimmten Punkt anvisiert. „Heute ist das Mondfest, nicht wahr?"
Ich nickte.
„Vermisst du deine Familie?", fragte er nach einer Weile des Schweigens.
Im ersten Augenblick wollte ich umgehend bejahen, aber als ich die ersten Worte bereits auf meiner Zunge schmeckte, hielt ich inne. Familie war eine kritische Angelegenheit für ihn.
Taehyung sah zurück zu mir, als hätte er mein Zögern gespürt. Ein zärtliches Lächeln lag auf seinen Lippen. „Ist okay. Ich weiß, dass sie dir viel bedeutet. Normale Menschen empfinden so etwas nun mal."
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Dragon's Curse ᵛᵏᵒᵒᵏ
Romantizm»Du solltest Angst vor mir haben! Mich fürchten. Mich verabscheuen... Nicht mich lieben.« Nicht der Kaiser herrscht über das Reich, sondern der blanke Horror vor dem verfluchten Kronprinz Kim Taehyung. Einst fand der junge Prinz eine verborgene Höh...