Die Sache mit dem Outing

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Klarissas POV:

„Was ist los? Du bist so abwesend heute." meine Mutter schaute mich besorgt an. Ich ließ die Gabel seufzend sinken, mit der ich gerade nichts anderes getan hatte als mein Essen zu sezieren.
Meine Gedanken waren nur bei ihr und ihren wunderschönen, tiefen grünen Augen. Egal mit was ich versuchte mich abzulenken, es half nichts. Und das machte mich fertig. Ich kannte diese Frau nicht mal eine Woche und sie hatte sich schon in mein Kopf gebrannt.
Jedesmal dachte ich an unserem kurzen aber dennoch so schönen Moment zurück und ließ den Gedanken zu, der sich fragte, was sie wohl gedacht haben muss.

„Hallo??" meine Mutter fuchtelte mit ihrer Hand vor meinem Gesicht herum und ich schaute sie etwas genervt an. „Mum, mir geht es gut."
„So siehst du aber nicht aus" „Du kannst mir ruhig glauben, wenn ich dir sage, dass bei mir alles okay ist. Ich bin nur mit meinen Gedanken wo anders."
„Uiii meine Tochter ist verliebt! Und? Welcher Typ hat's dir angetan??"
Ich war vor niemanden geoutet, nur vor mir selbst. Meine Angst war einfach zu groß, dass meine Mitmenschen mich anders sehen könnten.
Zusätzlich gab es dazu auch noch nie einen Anlass. Sollte ich jemals eine feste Freundin haben, würde ich ein Outing Natürlich in Betracht ziehen, aber so war es einfach unnötige Energie Verschwendung.

Aber verliebt war ich sicher nicht. Nur verwirrt. Sehr verwirrt um genau zu sein.

Ich schüttelte schnell den Kopf „Was? Nein!" Leicht lachend wedelte ich mit meiner Gabel vor ihrer Nase rum.
„Oh doch! Ich kenne meine Tochter doch." sie knuffte mir in die Wange, ehe sie mich angrinste und aufstand.
Ich wollte mich gerade verteidigen, als mein Vater einschritt „Sonya, lass doch bitte unsere Tochter endlich in Frieden!".
Dankbar sah ich ihn an, auch wenn ich wusste, dass er das nur gesagt hatte, weil er sein kleines Mädchen nicht gehen lassen wollte.
Meine Mutter beließ es dann auch darauf. Das einzige, was sie noch tat, war mir ein Zwinkern zuzuwerfen, welches ich mit einem grinsen und einem Kopfschütteln quittierte.

Nachdem ich mit abgeräumt hatte, ging ich die Treppen nach oben um gleich darauf in mein Zimmer zu verschwinden. Ich suchte mir eine Jogginghose raus und ein Oversized T-Shirt.
Als ich mich damit auf den Weg ins Badezimmer machte, öffnete sich augenblicklich die Zimmertür meines großen Bruders und ein gut aussehender, braunhaariger, oberkörperfreier Typ stand vor mir.
Er hatte kurze leichte Locken, die komplett zerzaust in seinem Gesicht hingen.
Erschrocken wich ich zurück und schaute ihn perplex an. Ich habe ihn noch nie in meinem Leben gesehen. Er wittere ebenso überrascht und lächelte mich sofort besänftigend an.
„Ouh sorry, ich wollte dich nicht erschrecken"
„Ehm.. wer bist du?" ich hob eine Augenbraue und musterte ihn.
„Samuel. Und du bist vermutlich die Schwester von Jackson?" ich nickte ehe ich antwortete „Klarissa."
Kurz darauf erschien Jackson hinter ihm. Auch er war Oberkörperfrei und starrte mich an, als wäre ich eine Erscheinung. In der Zeit fiel mir beim genaueren betrachten noch etwas anderes auf, was mein verwirrtes Gesicht, schlagartig zu einem grinsen werden ließ und ich 1 und 1 zusammenzählte.

An Jackson's Hals war ein -kaum zu übersehender- Knutschfleck zu sehen.
Er schien zu verstehen und zog mich und Samuel, in einem Zug, in sein Zimmer, ehe er die Tür schloss.
„Gott bitte, bevor du irgendwas sagst, zieht euch was an".
Murrend ging Jackson zu seinem Kleiderschrank, warf Samuel einer seiner T-Shirts rüber, ehe er sich selber eins Überstrich und zu uns zurück kam.
„Danke"

Ich lehnte mich an die Wand, während Jackson sich neben Samuel platzierte.
"Wehe du sagst Mum und Dad was." sein Stechender Blick ließ mich meine Augenbrauen zusammen ziehen, dennoch nickte ich und schaute ihn erwartungsvoll an „Was ist jetzt so geheim, dass du mich und dein Kumpel.." ich deutete kurz auf Samuel bevor ich wieder meinen Bruder ansah „..nicht wirklich zaghaft in dein Zimmer zehrst?".
Eigentlich konnte ich mir die Antwort schon denken, wollte aber sicher gehen das ich richtig lag. Denn wenn dass hier jetzt tatsächlich das war, wonach es aussah, war Jackson echt verdammt gut darin gewesen, diesen Fakt über sich zu verstecken.

"Klarissa, Samuel ist kein Kumpel." Sein Blick huschte kurz zu dem dunkelhaarigen Jungen Mann neben sich. Er wirkte auf einmal sehr nervös und zeigte eine Seite, die ich zuletzt bei ihm gesehen hatte, als er mir gestehen musste das er meine Lieblings CD zerstört hatte, und das lag schon 8 Jahre zurück. Er war 12 und ich 11, und ich schwöre, damals hätte ich ihn gerne dafür umgebracht.

Ich wartete geduldig, da es ihm offensichtlich alles andere als leicht fiel. Samuel betrachtete ihn mitfühlend, während sich mein Bruder auf die Unterlippe biss und zum reden ansetzte
„Ich bin.." er hielt kurz inne um Luft zu holen „Ich bin Bi Sexuell. Samuel ist nicht nur ein Freund, er ist mein Freund." er schaute mich nicht an, dafür war er viel zu nervös. Mein sonst so starker, zügelloser, motivierter Bruder stand gerade wie ein kleines Kind vor mir, was Angst hatte gleich angemault und aufs Zimmer geschickt zu werden.

Samuel legte ein Arm um ihn, um ihn zu zeigen das alles okay war. Überrascht zog ich meine Augenbrauen nach oben. Gleichzeitig überkam mich ein Ansturm an Schuldgefühlen. Ich hatte die ganze Zeit nichts davon mit bekommen, und wenn ich es nicht wusste, wusste auch Elias nichts davon. Elias war Jackson's bester Freund seit dem Kindergarten. Irgendwas musste ihn so belasten, dass er sich nicht traute, sich zu outen. Nicht mal mit einem Freund an der Seite. Ich schluckte schwer, lächelte aber ehrlich.
„Ich bin stolz auf dich Jacky" Ohne auf seinen Lover zu achten, stieß ich mich von der Wand ab und umarmte ihn.
Diese Aktion führte dazu, das Samuel sein Arm wieder zu sich zog und mein Bruder ein genervtes Brummen von sich gab. Aber anders als sonst, erwiderte er meine Umarmung und ich konnte nicht anders als zu grinsen als er mir ein „Danke du Nervensäge" zu flüsterte.





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Und alles änderte sich als ich dich traf.. (womanxwoman)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt