you make maniac

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Erschöpft setzte er einen Fuß vor den anderen. Jeder einzelne Muskel schmerzte, Geralt fühlte sich ausgezehrt, während er langsam durch die Straßen der Stadt ging.

Der Mantel der Dämmerung lag bereits über ihr, die Sonne war untergegangen und die ersten Sterne kletterten am Himmelzelt empor.

Dankbar, dass sein Pferd bereits versorgt war und das Zimmer ebenfalls bezahlt, bog Geralt in die Gasse ein. Am Ende befand sich die größte und beliebteste Taverne dieser Stadt.

Schon  von weitem nahm der Hexer wahr, dass sie außergewöhnlich gut besucht  war. Musik, Geschrei, Gesang und hunderte von Schritten dröhnten an  seine empfindlichen Ohren. Ein markanter Duft von Alkohol lag in der  Luft, sowie Frauenparfum und Schweiß.

Mit Mühe gelang es ihm, durch  die Tür zu treten. Die Kapuze seines schwarzen Mantels schützte vor  neugierigen und abwertende Blicken, verbarg nahezu das weiße Haar und  die stechend goldgelbe Farbe seiner katzenartigen Iris.

Geralt  schob sich durch die Menschen, zwischen Röcken und Hemden hindurch,  ignorierte den Faustkampf in der Ecke und versuchte sich einzig auf  seine Schritte zu konzentrieren. Die Reize prasselten auf ihn ein.

Mit lauter Stimme, denn anders konnte man sich kaum verständigen, orderte er einen Krug Bier.

Eine lachende Frau rempelte ihn an, die Kapuze verrutschte und glitt herunter, doch niemand schenkte ihm Beachtung.

In jenem Moment mischte sich ein anderer Geruch, ein weiterer Herzschlag unter die Masse, einer den Geralt unter hunderten, vielleicht sogar tausenden wieder erkannt hätte.

War  es der Zufall oder das listige Schicksal, welches ihre Wege an diesem Ort  erneut kreuzen ließ? Der Hexer wusste es nicht, wandte nur den Blick als  die Barden auf der anderen Seite des Raumes ihr Spiel unter lautem  Applaus aufnahmen als ein weiterer Mann zu ihnen trat.

Er sah gut aus. Beinah kam es ihm vor dass, Geralt vergessen hatte wie, gut er aussah. Oder es vielleicht nie hatte wahrhaben wollen. Das braune Haar klebte bereits leicht an seiner Stirn, war ein wenig länger als bei ihrer letzten Begegnung und stand im Nacken ab, die rötlichen Wangen zeugten von Alkohol, ebenso wie die leicht glasigen Augen.

Wie in Trance beobachtete Geralt wie Jaskier  sich kurz verneigte, ehe er die ersten Saiten der Laute abspielte.  Selbst das Instrument war dem Hexer schmerzlich vertraut. Wie  versteinert stand er da und registrierte jede Bewegung des Barden,  dessen Stimme ihm eine Gänsehaut über den Rücken jagte.

Geralt  bereute die bitteren Worte auf dem Berg heftig und er würde alles  geben, wenn er diese ungesagt machen könnte. Seine Hände zitterten.

Hier und da warf Jaskier einer Dame sein charmantes Lächeln zu, trat ein paar Schritte von der kleinen Erhebung, welche als Bühne diente.
Und stockte.
Mit einem unmelodischen Geräusch entglitten die Saiten seinen Fingern, als er Geralt sah.

Die strahlend blauen Augen schienen ihn beinah zu durchbohren, Geralt bemerkte traurig, wie Jaskiers Gesichtszüge sich verhärteten und sein Lächeln erlosch.

Mit einem dumpfen Gefühl und brennendem Scham senkte er den Blick und wandte sich ab.

Als wäre innerhalb dieser wenigen Sekunden nichts geschehen, spielte Jaskier abrupt weiter, auch wenn seine Stimme den amüsierten und lockeren Unterton verloren hatte.

Rücksichtslos  schob Geralt die andere Leute beiseite, ging Richtung Treppe und floh aus dem  unteren Stockwerk. Selbst als er den Gang mit seinem Zimmer erreichte,  dröhnte Jaskiers Stimme als stünde der Barde unmittelbar neben ihm.

you make me maniac - Geralt x JaskierWo Geschichten leben. Entdecke jetzt