-Chapter 8-

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Unsicher blickte Alec auf den Jungen vor sich hinab, welcher noch immer wirkte, als sei er von seiner Gabe betäubt. Doch das war er nicht. Alec hatte, nachdem er seinen Mate erst beobachtet  und dann schließlich realisiert hatte, dass dieser direkt in ihre Falle getappt war, ihn vor den anderen hungrigen Vampiren gerettet und in sein Gemach gebracht.

Er wusste, seine Meister würden Fragen haben, jedoch war er sich sicher, dass sie sich für den Anfang mit dem zufrieden geben würden, was Jane ihnen sagen würde und auch war er sich sicher, dass Marcus schon längst das Band der beiden hatte sehen können. 

Ein Glück war Demetri heute nicht da gewesen, da er zusammen mit Felix auf einem Auftrag geschickt worden war. Er wäre wohl ausgerastet, hätte er selbst miterlebt, in welche Gefahr sich ihr gemeinsamer Mate gebracht hatte. 

Alec hätte Heidi ja selbst gerne gefoltert, bis diese um ihren Tod gefleht hätte, doch der vernünftige Teil in ihm wusste, dass Heidi nichts falsches getan hatte und nicht von der Bedeutung des kleinen Menschen hatte wissen können. 


Stumm betrachtete er den Jungen vor sich weiter, ehe er erleichtert feststellte, dass dieser sich leicht drehte und sein Gesicht tief in ein Kissen drückte, welches  Alec vor kurzem geholt hatte, nachdem ihm bewusst geworden war, dass er den Jungen bald zu sich holen würde, da er es nicht lange ohne in aushalten würde. 

Leise murmelte Aace etwas und wäre Alec kein Vampir mit übermenschlichen Sinnen, so hätte er wohl niemals hören können, was der Sterbliche soeben gesagt hatte. Doch er hatte diese Sinne  und konnte seine Freude nicht in Worte fassen, als erneut ein leichtes "Alec", die Lippen der blonden Schönheit entkamen. 

Alec haderte kurz mit sich. Am liebsten hätte er sich neben den Jungen gelegt, ihn umarmt und sich an ihn gekuschelt, jedoch hatte der Vampir Angst, der Junge könnte aufwachen und sich zu Tode erschrecken, nein, sogar Ekel gegenüber des Dunkelhaargen empfinden, weswegen er doch standhaft blieb und in der Ecke seines Zimmers blieb, um ihn von dort aus zu bewundern und beim Schlafen zu beobachten. 

Wie konnte ein Mensch nur so schön aussehen?, fragte er sich, während er ihn weiterhin beim schlafen beobachtete.

Gott, jetzt fing er schon an, wie Demetri zu werden. 

Unwohl schüttelte sich der dunkelbraunhaarige Gardist einmal, ehe er sich abwandte und mit einem Buch in der Hand auf eine große schwarze Coach setzte, welche er sich vor einigen Jahrzehnten aus Langeweile besorgt hatte. 

Alec wusste nur zu gut, dass viele der Bewohner Möbel wie Betten oder Coaches hatten. Nicht aus Bequemlichkeit oder Dekoration, sondern viel eher, für ihr "nächtliches"  Vergnügen. 

Dies war auch der Grund gewesen, weshalb seine Schwester ihn augenverdrehend angesehen hatte, als er sich damals dieses Möbelstück hatte besorgen lassen. 

Sie hatte vermutlich gedacht, er würde es Demetri gleichmachen. 

Demetri.. 

Der Dunkelhaarige seufzte leise, als er an den etwas größeren Vampir dachte. 

Der Dunkelblonde war bekannt dafür, ständig eine neue Bettgeschichte zu haben. Auch mit Sterblichen trieb er es gerne mal, wobei er jedoch so rapide und grob war, dass keiner von ihnen wohl auch nur ansatzweise eine Befriedigung erlangen konnten. 

Doch am liebsten trieb er es wohl noch immer mit Heidi, welche ihre mahagonifarbenen Haare am liebsten offen und in Wellen über die Schultern fallen lies und genau wusste, was -oder besser gesagt wen- sie wollte. 

Auch Demetri schien ihr über die letzten Jahrhunderte mehr oder weniger verfallen zu sein, wobei Alec sich jedoch nie so ganz sicher war, ob es nicht vielleicht doch eher Heidi war, welche abhängig von dem Dunkelblonden gewesen war, so wie sie teils an diesem klammerte. 

Hinzu kam, dass alle im Schloss mitbekommen hatten, wie ihre Laune stetig sank, seitdem Demetri sie nicht mehr an sich ranzulassen schien und sie durchgängig ignorierte, ganz so, als sei sie nicht einmal existent.

Normalerweise hätte Alec dies nicht besonders interessiert, da jedoch auch sein kleiner Menschenjunge darunter leiden könnte, sollte Heidi tatsächlich Demetri als mehr als nur eine nebensächliche Affäre betrachten, hatte er sich vorgenommen, die ganze Sache weiterhin zu beobachten. 



Müde gähnte der Blondhaarige, während er sich einmal kurz streckte und dann erneut in die schwarze, wunderschön riechende Bettwäsche fallen lies, wo er erst einmal einen tiefen Atemzug nahm. Himmlisch. 

Ein leises Lachen erklang, welches den Jungen aus seinen Träumereien riss. Erschrocken blickte er auf. Wo zum Teufel war er? Das war nicht sein Hotelzimmer. 

Dann sackten auf einmal all die Erinnerungen auf ihn nieder, die sein Körper versucht hatte zu verdrängen. Blut. Schreie. Gestalten. Dunkelheit. 

Plötzlich spürte er eine angenehm kalte Hand auf seiner Wange und drehte seinen Kopf, nur um in die roten Augen des Jungen zu sehen, welcher ihm bereits vor ein paar Tagen begegnet war und ihm seitdem keine Ruhe mehr gelassen hatte: Alec. 

"Alec.. wo.. wo bin ich? Was ist passiert?", brachte er unsicher hervor, nicht wissend, was er empfinden sollte. Denn er war verwirrt. Auf der einen Seite hätte er vor Angst laut aufschreien und wegrennen müssen, doch auf der anderen Seite fühlte er sich merkwürdig geborgen in der Nähe des anderen. 

Kurz sah ihm Alec einfach nur wachsam in die blau-grünen Augen des Jungen vor sich und fragte sich, ob diese schon immer einen so starken Grünstich gehabt hatten. 

"Nun, du bist leider mitten in das Schloss der Volturi gelangt, als du Heidis Tour gefolgt bist. Ein Ort, welcher für euch Menschen keinesfalls angenehm ist", erwiderte der Braunhaarige, ehe er seine Hand sachte von der Wange des Blonden Schönlings runternahm und stattdessen an sein eigenes  Kinn legte und sich langsam über dieses strich. 

Zum ersten Mal, seitdem er verwandelt worden war, verspürte der Dunkelbraunhaarige so etwas wie Unsicherheit und leichte Furcht. Nicht um sich selbst, sondern um den Jungen vor sich. Er wusste bereits zu viel und ihm war bewusst, dass er nicht mehr lange sterblich sein könne, da seine Meister dies nicht dulden würden. 

Der Mensch tat ihm leid, wie er verdutzt und noch immer leicht verschlafen auf dem großen schwarzen Doppelbett saß und seinen Gegenüber aus wachsamen, aber auch verwirrten Augen ansah und ganz offensichtlich begierig nach Erklärungen waren. 

Erklärungen, die ihm Alec nur zu gerne gab, den bitteren Nachgeschmack der Schuld und Angst währenddessen jedoch nicht verdrängen können. 

DemetriㅣAlecWo Geschichten leben. Entdecke jetzt