"Dieses verdammte Arschloch!"Wie konnte man nur so rücksichtslos und debil sein? Fragte ich mich als die Musikanlage meines Zimmernachbarn wieder mal ihr bestes von sich gab. Der laute Bass ging mir durch und durch. Es war ja nicht so, dass ich keine Musik mochte, aber eben nicht mitten in der Klausurenphase und auch nicht wenn ich in weniger als sechs Stunden eine wichtige Prüfung in Bilanzierung schrieb.
Ich hatte mir ausgerechnet noch etwa vier Stunden Schlaf zubekommen, wenn ich gut durch hielt. Drei Energydrinks und ein Liter Kaffee hatten mich schon bis hierher gebracht, aber auch die hatten ihre Grenzen bald erreicht. Meine Augen fühlten sich schon unfassbar schwer an. Und jetzt mit der Party nebenan konnte ich mir mein Vorhaben wohl komplett abschminken.
Meine zwei verbliebenen und vollkommen übermüdeten Gehirnzellen konnten sich nun garnicht mehr konzentrieren und die Wörter und Zahlen schienen nur so zu verschwimmen. Na toll. Und das alles, weil der Arsch von nebenan anscheinend garkeine Gehirnzellen besaß.Da mir der Geduldsfaden eigentlich schon letzte Woche gerissen war, schob ich meinen Stuhl zurück und stürmte aus meinem Zimmer. Der konnte sich auf was gefasst machen. Er wollte es ja nicht anders. Stocksauer ballte ich meine Faust, klopfte vehement an seine Tür und machte mich darauf gefasst ihm gründlich die Meinung zu geigen. Erneut klopfte ich so hart an die Tür, dass ich befürchtete sie zu durchschlagen. Diese Angst war garnicht so unbegründet, immerhin schienen die Wände hier im Wohnheim aus Papier zu sein.
"Was?!" Kam es genervt von der anderen Seite und die Tür öffnete sich mit einem gewaltigen Schwung. Oberkörperfrei und mit komplett zerzausten Haaren stand Jasper fucking annoying Kennedy vor mir.
"Oh, mein Lieblingsnachbar. Dachte um diese Uhrzeit schläft die Elite schon. Womit kann ich dir denn heute den Abend versüßen?" Sagte er charmant, nun bequem an den Türrahmen gelehnt. Ich hasste diesen Sarkasmus. Ich hasste wie sehr er wusste, dass mich sein Verhalten nervte. Ich hasste, dass ich ihm immer wieder diese Genugtuung gab.
"Was los ist kann ich dir sagen. Ich versuche zu lernen. Aber bei dem scheiß Lärm ist das unmöglich!" Schnauzte ich ihn an.
Völlig unbeteiligt sah Jasper mich nun an und ließ dann ein gefälliges Seufzen raus. Es hätte nur noch gefehlt, dass er die Augen rollte, aber das verknief er sich zum Glück. Sonst hätte meine Faust auch gerne den Weg in sein Gesicht gefunden.
"Kein Problem. Ich mach die Musik aus. Aber ich kann nicht dafür garantieren, dass ich leiser sein werde." Antwortete er, grinste gehässig und schmiss die Tür vor meiner Nase wieder zu. Was war bloß falsch mit diesem Typen?Schnell beruhigte ich mich wieder und genoss die nun herrschende Ruhe. Das war doch schneller geregelt als ich gedacht hatte. So würde ich nun doch meinen Plan einhalten können und noch ein paar Stunden Schlaf im Anschluss bekommen.
Zurück an meinem Schreibtisch atmete ich kurz durch und schnappte mir meine Karteikarten. Gerade war ich wieder im Flow, da hörte ich ein Klopfen. Nein, kein Klopfen, eher ein konstantes Hämmern. Was machte der Freak nebenan jetzt schon wieder? Kein Wunder, dass er so bekloppt war, wenn ich keinen Schlaf kriegen würde, wäre ich auch so beschränkt.Ich versuchte es zu ignorieren. Er würde das doch nicht ewig durchziehen nur um mich zu nerven. Nicht noch einmal würde ich ihm diese Freude bereiten und mich beschweren. Bockige Kinder muss man manchmal links liegen lassen und warten bis ihnen die Lust vergeht.
Ich würde nicht die Nerven verlieren, ich würde nicht die Nerven verlieren, ich würde nicht die Ner..."Oh Gott, oh Gott, oh mein..!"
Ich fasste es nicht. Ungläubig stieß ich mich vom Schreibtisch weg und starrte meine blanke Wand an. Lautes Gestöhne und Gottesanbetungen drangen durch.
"Oh Jasper!"
Grrrrrrrr... Ich biss meine Zähne so hart aufeinander, dass mir der Kiefer hätte pulverisieren müssen.
"Jaaaaassssssppppeeeerrrr! Oh Goooott."
Also entweder spielte das Mädel in Jaspers Bett ihren Orgasmus grade richtig überzeugend oder sie hatte ihren Glauben an Gott wiedergefunden.
Wäre ich eine Figur in einem Comic gewesen, würden mir jetzt Rauchwolken aus den Ohren rauschen. Ich hatte mir schon letztes Mal geschworen Jasper den Hals umzudrehen, mir einen Einkaufswagen zu klauen, ihn mitten in der Nacht bei Vollmond hinter den Footballplatz zu schleifen und ihn dort zu vergraben. Ich hatte es schon genau vor Augen. Jedoch würde Mord leider nicht so gut auf meinem Lebenslauf als zukünftiger CEO aussehen.
"Jaaaaaaa!"
Ich musste unbedingt unseren Anwalt fragen, ob man dies vor Gericht als Notwehr gelten lassen würde.
Doch bevor es dazu kam, schnappte ich mir meine Bücher, Notizen und mein Handy, schaltete das Licht aus und knallte die Tür hinter mir zu als ich mein Zimmer verließ.
Dies würde nicht die erste Nacht sein in der ich keinen Schlaf bekam, aber zumindest wäre ich in der Bib endlich ungestört und käme hoffentlich nicht auf weitere Mordgedanken.
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Hopeless Hearts (menxmen)
Romance*Story ist noch in Bearbeitung, 04.12.2024 / very Slow Updates* Theo hat alles was er sich nur wünschen kann. Er kommt aus einer reichen Familie, ist bei allen beliebt, geht auf eine der besten Universitäten des Landes und muss sich um nichts Sorgen...